Die Zombiejäger sind zurück. Zehn Jahre nach Zombieland präsentiert Regisseur Ruben Fleischer die Fortsetzung Zombieland: Doppelt hält besser. Das Quartett rund um Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Emma Stone und Abigail Breslin blödelt sich mit neuen Herausforderungen abermals durch die Apokalypse. Dabei beweist der Film, dass man durchaus erfolgreich sein kann, wenn man wirklich noch was zu erzählen hat. Unsere Zombieland 2 Kritik.
8. November 2019: Als Zombieland 2009 in die Kinos kam, herrschte in den Kinosälen gerade Zombie Hochkonjunktur. 2002 und 2007 erschienen 28 Days Later und 28 Weeks Later, ebenso wie I am Legend mit Will Smith. 2004 hatte Edgar Wright mit Shaun of the Dead den Erfolg auf seiner Seite. Der erste Zombieland wurde daher gerne als Amerikas Antwort auf die Simon Pegg – Nick Frost Komödie gesehen.
Der Film entpuppte sich als unterhaltsame Persiflage auf Konsum und das Genre als Ganzes und schaffte sich eine eigene Fanbase. Der Wunsch der Darsteller, einen weiteren Teil zu drehen, ließ sich für das sonst so Sequel-liebende Hollywood jedoch interessanterweise lange nicht realisieren. Nach Jahren in der Entwicklungshölle kommt nun Teil 2. Der ist zwar nicht perfekt, aber ein durchaus unterhaltsamer Film, der es schafft, neue Ideen umzusetzen.
Die Gruppe rund um Columbus (Eisenberg), Tallahassee (Harrelson), Wichita (Stone) und Little Rock (Breslin) hat sich im ersten Teil zu einer Einheit zusammengeschlossen, um im Zombieland zu überleben. Das ist auch dringend notwendig, denn je weiter die Zeit voranschreitet, desto fordernder werden die Bedingungen, wie Columbus darlegt. So beginnt sich der bisher einheitliche Mob an Zombies in verschiedene Stufen zu unterteilen, von den harmlosen dümmlichen „Homers“ bis zu den lautlosen, flinken „Ninjas“. Diesen entkommt die Gruppe vorerst, indem es sich im verlassenen Weißen Haus einnistet.
Doch auch privat stehen Herausforderungen an. Little Rock, nun im Teenie-Alter, vermisst die Gesellschaft von Gleichaltrigen. Dazu kommt das Bedürfnis, wie ihre Schwester selbst Liebe zu finden und der Trotz gegen die Vaterrolle, die Tallahassee einzunehmen versucht. Als die etwas unsichere Wichita dann noch einen Heiratsantrag von Columbus bekommt, ist es vorbei. Der langweilige Alltag im Weißen Haus und die Panik vor der Zukunft lassen das Duo davonrennen. Doch bald darauf lernt Little Rock einen gleichaltrigen Überlebenden kennen und brennt mit ihm ohne Waffen und Ausstattung durch. Wichita rekrutiert den zurecht beleidigten Rest der Gang und reist ihrer Schwester hinterher. Denn mit dem Auftauchen einer neuen tödlicheren Zombieart, dem T-800, fährt diese geradewegs in ihren möglichen Untergang.
Es ist eine allgemein bekannte Regel, dass Sequels nur funktionieren, wenn man dem Ganzen noch einen neuen frischen Spin geben kann. Zombieland 2 kann diese Ansprüche wegen seiner einfachen Prämisse, erfüllen. Gerade hier kommt ihm ironischerweise die lange Produktionspause zugute. Die Frage, wie die Charaktere zehn Jahre nach der Zombieapokalypse mit dieser umgehen und wie sie sich auf ihr Leben auswirkt, ist eine, die nicht oft in Zombiefilmen beantwortet wird.
Natürlich lässt Fleischer hier kein emotionales Kammerspiel aufblühen. Es ist immer noch eine flockig inszenierte Komödie und Persiflage auf Popkultur, Konsum und das Genre. Manchmal wäre ein Hervorheben der dramatischen Implikationen zwar durchaus wünschenswert, aber der Film verpackt genug lustige neue Ideen, um unterhaltsam zu bleiben. Wie geht es Figuren, die zwar kein Problem damit haben jeden Tag massenhaft Zombies umzulegen, aber an den einfachsten menschlichen Beziehungen scheitern? Es ist gut zu sehen, dass sich anscheinend manche Dinge auch in der Apokalypse nicht ändern. Ein paar „Wir stecken post-Zombie geistig noch im Jahr 2009 fest“-Metawitze gibt es auch, inklusive eines netten Uber-Kommentars. Ein Service, der 2009 noch nicht existierte.
Bei der Ausweitung seines Figurenuniversums geht Zombieland 2 erst richtig in die Vollen. Bestes Beispiel ist Zoey Deutchs Madison als wandelndes Valley Girl Klischee, deren Herz dennoch am rechten Fleck ist. Für Liebhaber von Originalfassungen ist das ein besonderes Geschenk. Denn Deutch kaut auf einem beeindruckend amüsanten SoCal Akzent herum, der angeblich selbst Eisenberg beim Dreh stets zum Lachen brachte. Aber dem nicht genug. Der sonst so rare Luke Wilson und Silicon Valley Star Thomas Middleditch haben einen amüsanten Auftritt als Tallahassee und Columbus Doppelgänger. Rosario Dawson muss als Nevada zwar primär als Love-Interest für Tallahassee herhalten, darf aber auch in der finalen Schlacht einen beeindruckenden Monstertruck fahren.
Was aber auffällt ist, dass Breslin als Hauptdarstellerin nicht nur spät in den Opening Credits genannt wird, sondern auch über große Teile des Films abwesend ist. Wenn sie dann zu sehen ist, bekommt sie relativ wenig zu tun. Es wirkt fast so, als hätte das Team um Fleischer nicht so recht gewusst, was es mit ihr anfangen soll. Liegt es daran, dass Breslin in den letzten Jahren nicht derselbe A-Lister war wie ihre drei Co-Stars? Oder ist es, weil der ehemalige Kinderstar nun Brüste hat und plötzlich als sexuelles Objekt gelten könnte? Wie dem auch sei, ihre Funktion als viertes Mitglied der Truppe wird abwechselnd von Madison und Nevada übernommen.
Wo der Film manchmal auf einem schmalen Grat wandelt, ist seine Belustigung über friedliebende Aussteiger, auch gerne Hippies genannt. Little Rocks neuer Freund Berkeley (Avan Jogia) mag zwar ein arroganter Schnösel sein. Der Rückzugsort, in dem die beiden landen, die Hippiekommune Babylon, dient aber ein paar Mal zu oft als Aufleger zur Lächerlichkeit. Wohingegen jene, die der guten alten Waffe frönen, die moralische Hoheit und den Anspruch auf Cool haben. Sicher, jeder der sich nicht in der Zombieapokalypse zu verteidigen gedenkt, geht das Problem grundlegend falsch an. Der Wunsch, einfach ein normales Leben zu führen und nicht wie Tallahassee oder Wichita diese Rastlosigkeit und Drang nach Abenteuer zu haben, ist aber auch legitim.
Zombieland: Doppelt hält besser ist ein durchaus gelungenes Wiedersehen mit alten Bekannten, das von der ersten bis zur letzten Minute unterhält. Der Film schafft es, wie wenige vor ihm, einen Blick auf eine Welt in einer fortgeschrittenen Zombieapokalypse zu werfen und daraus neue Ideen zu schmieden. Dennoch muss man sagen, dass es hier gut ist. Lassen wir die Gruppe um Columbus nun mit Zombieland 2 seelenruhig in den Zombie-verseuchten Sonnenuntergang reiten. (sg)
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Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.