Znaim (Znojmo), die tschechische Nachbarstadt von Retz, ist eine der ältesten Städte Mährens. Auf einem malerischen Weingarten-Hang thront sie über der Thaya, die sich hier in eine Schlucht eingegraben hat. Österreichern ist Znaim als traditionsreiche Weinstadt, attraktives Tagesausflugziel und Heimat der einst legendären Znaimer Gurken ein Begriff. Znaim begeistert mit einer heimeligen Altstadt, mittelalterlichen Befestigungen, reizvollen Aussichtswegen, Museen, einem kleinen Theater, sowie mit der frühmittelalterlichen Katharinen-Rotunde, einem kunsthistorischen Schatz von europäischer Dimension.
Ich erzähle dir in Teil 11 meiner Serie Grenzgänger, warum ein Tagestrip nach Znaim ein Hit ist und wie du ihn zu einem perfekten Tag in Znaim machst. Wieder inklusive Insidertipps, kulinarischen Empfehlungen sowie Anregungen, wie du eine Znaim-Reise zu einem Kurzurlaub im angrenzenden Nationalpark Thayatal & Podyjí und weitere Ausflugsziele in der Gegend ausbauen kannst, und einer praktischen Karte zur Orientierung. In einem kurzen Video hier auf Instagram und hier auf TikTok kannst du dir einen ersten Eindruck verschaffen.
von Martin Kienzl
Kennst du das? Du hörst einen Ortsnamen. Er klingt vertraut. Aber du weißt nicht, warum. Znaim (34.000 Einwohner) fällt für viele in diese Kategorie. Vielleicht kennst du Znaimer Rostbraten, Znaimer Gurken, Znaimer Gulasch, Znaimer Weißwein? Gibt es bei deinen Freunden jemanden, dessen Verwandtschaft aus Südmähren stammt?
Oder du hast aufgeschnappt, dass der Showmaster der Wirtschaftswunderjahre Peter Alexander hier das Gymnasium besuchte; dass die berühmte Erzählerin aus Mähren Marie von Ebner-Eschenbach (Krambambuli, Er lasst die Hand küssen) einige Jahre in Znaim lebte; dass the greatest american author Charles Sealsfield bei Znaim geboren wurde; der Vater der Genetik, Gregor Mendel hier forschte, Wiens Stadtpatron Klemens Maria Hofbauer Znaimer Lehrling war oder Wien-Film-Ikone Willi Forst in der Musikstadt Znaim debütierte? Vielleicht hast du auch einfach nur jahrelang die ÖBB-Plakate gesehen, die für einen Znaim-Trip werben? Eines ist klar: Znaim ist uns Österreichern geographisch wie soziokulturell nahe.
Das Znaimer Ortsgebiet war seit dem 9. Jahrhundert besiedelt. 1226 wurde die Stadt von König Ottokar I. Přemysl neu gegründet und Znaim zur Königsstadt erhoben. Die bedeutendste Stadt am tschechisch-österreichischen Grenzfluss Thaya besticht heute durch ihre zum grünen Thayatal geöffnete Lage. Direkt am Eingang zum tschechisch-österreichischen Nationalpark Thayatal.
Tschechen und Deutsche haben in Znaim jahrhundertelang zusammengelebt. Nach dem Münchner Diktat 1938 und dem Einmarsch deutscher Truppen sprachen die nationalsozialistischen Machthaber davon, die Tschechen zu germanisieren oder nach Südamerika auszusiedeln. Nach dem Sieg über Nazi-Deutschland wurden nahezu alle Deutschmährer gewaltsam vertrieben. Anfang der Neunzigerjahre begegnete ich einem muttersprachlich deutsch sprechenden Busfahrer aus Znaim. Er erzählte mir, dass seine alleinerziehende Mutter 1946 mit ihm in Znaim bleiben durfte, weil sie versprach, ihren Sohn tschechisch zu erziehen. Die Mutter war eine von rund 200 Personen, die bleiben durften. Fast 20.000 mussten gehen.
Im ÖBB-Doppelstock-Zug kommst du bequem und flott nach Znaim (siehe Factbox unten). Kurz bevor du ankommst, schau unbedingt in Fahrtrichtung links hinaus. Der Zug quert die Thaya über eine hohe Brücke, von der du einen großartigen Blick auf die spektakulär auf einer Anhöhe thronende Stadt hast. Der Bahnhof liegt zentral. Nach wenigen Gehminuten bist du am Republikplatz (Náměstí Republiky), dem früheren Salisplatz, am Eingang zum Stadtkern, der in seiner mittelalterlichen Struktur erhalten blieb.
Hier steht das putzige Stadttheater (Městské divadlo) des Architekten der Wiener Volksoper, Alexander Graf. Es gibt dir einen Eindruck davon, wie unsere Volksoper aussehen könnte, hätte man ihr nicht die Fassadenverzierung und den Zuschauerraum-Stuck abgeschlagen. Letzteres geschah in der NS-Zeit, und dabei blieb es bis heute. Aber in Znaim sieht nach liebevollen Restaurierungen alles wieder aus wie zur Zeit der Erbauung um 1900. Sehr gemütlich. Vielleicht findest du eine Veranstaltung, die dich interessiert (siehe Rubrik unten: Öffnungszeiten Museen & Theater). Da der Bahnhof um die Ecke liegt, geht sich eine Rückfahrt nach Wien meist problemlos aus.
An der Südseite des Platzes steht ein für eine Kleinstadt ungewöhnlich wuchtiger neobarocker Komplex. Als hätte er sich von Wien hier her verirrt. Die Svoboda-Häuser (Svobodovy domy), 1907–08 von Architekt Franz Svoboda entworfen, waren Auftakt zu einer ambitionierten Stadterweiterung Richtung Wien. Znaim, die Vorstadt von Wien lautete das Motto. An eine Fortsetzung des Projekts war nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie nicht mehr zu denken.
Bevor du in das Herz der Stadt gehst, kannst du von der Kalchergasse (Kollárova) kommend, links beim Wolfstorturm (Vlkova věž) vor die romantische Stadtmauer treten. Es lohnt sich, auf der Wiese entlang der Befestigungen, am Hundsturm (Psí věž) vorbei, bis zum Pulver- (Prašná) und Neuen Turm (Nová věž) zu spazieren.
Ein weiterer Teil der Befestigungen ist noch beim Oberen Park (Horní park) in der Nähe des Städtischen Stadions (Městský stadion) zu sehen, wo der höchste Turm, der Schießturm (Střelniční věž), beeindruckt. Dann geht es in das Innere des alten Znaim. Vom Wolfstorturm (Vlkova věž) aus bist du gleich auf dem Masaryk-Platz (Masarykovo náměstí).
Über dem Platz, der früher schlicht Unterer Platz (Dolní náměstí) hieß, thront der gotische Rathausturm (Radniční věž), dessen bizarre wie kunstvolle Spitze dich faszinieren wird. Der schönste Turm Mährens und das markante Wahrzeichen Znaims. Von der für Besucher zugänglichen Galerie hast du einen schönen Blick Richtung Niederösterreich und zu den Pollauer Bergen, die wir dir in Teil 1 unserer Grenzgänger-Serie, Pálava: Tschechiens Zauberberge vor der Haustür, vorgestellt haben.
Gleich neben dem Rathausturm siehst du das ehemalige Kaufhaus Prior, heute Thaya (Obchodní dům Dyje). Das Gründerzeithaus, das davor hier stand, traf 1945 eine Bombe. Obwohl der Großteil des Hauses stehen blieb, wurde es komplett abgerissen. Wie auch in Wien oft geschehen – Stichwort Heinrichshof. Die beste Methode, um diese architektonische Pleite zu übersehen? Geh auf die Terrasse des Kaufhauses und schau auf den Platz. Pestsäule, Kapuzinerkloster und eine Außenstelle des Südmährischen Museums, das Haus der Kunst vervollständigen das Bild eines landestypischen Platzes. Hier wurde früher der in der gesamten Donaumonarchie bekannte Gurkenmarkt abgehalten. In der Glanzzeit der Znaimer Gurken (siehe dazu den Exkurs am Ende des Beitrags) nannte man den ganzen Platz so.
Beim Spazieren durch die Altstadt wirst du an netten Ecken und Plätzen, wie dem Oberen Platz (Horní náměstí), dem Diwischplatz (Divišovo náměstí) und dem kleinen Wenzelsplatz (Václavské náměstí) mit dem Wenzelsbrunnen vorbeikommen. Da die Stadt auf einer Anhöhe liegt, kommst du immer wieder zu schönen Aussichtsterrassen. Sie verführen dich dazu, loszustarten, um die Stadt von außen zu erkunden oder in den Nationalpark zu wandern (Tipps dazu findest du im Serviceteil am Ende des Artikels).
Eine der Aussichtsterrassen findest du am Ende der Přemyslidengasse (Přemyslovců), vor dem ehemaligen Minoritenkloster bzw. Franziskanerspital, heute Hauptsitz des Südmährischen Museum Znaim (Jihomoravské muzeum ve Znojmě), das hier die archäologischen, naturhistorischen, geologischen Sammlungen sowie Schmiedekunst und osmanische Waffen zeigt. Unter dir liegt der Burgberg und das Granitztal (Gránické údolí), ideal für eine Familienwanderung.
Gegenüber liegt Pöltenberg (Hradiště svatého Hypolita). Benediktiner aus Sankt Pölten (tschechisch Svatý Hypolit) legten den hiesigen Kreuzherren nahe, die Kirche auf ihren Heiligen, Hippolyt, zu weihen. Wusstest du, dass Pölten eine sprachliche Verballhornung von Hippolyt ist? Das Znaimer Pöltenberg war der Ort der ersten Burganlage. Erst mit den Přemysliden wurde sie Anfang des 11. Jahrhunderts an die heutige Stelle verlegt. In dieser Zeit wurden die unzähligen Thayatal-Burgen zur Verteidigung der Grenze erbaut.
Ein Abstecher nach Pöltenberg, zur Kirche des Heiligen Hippolyt (Kostel svatého Hippolyta) mit ihrem Maulbertsch-Kuppelfresko, lohnt sich schon allein wegen der himmlischen Aussicht, die du von der entzückenden kleinen Kirche St. Anton von Padua (Kostel sv. Antonína Paduánského) und der Elias-Kapelle (Kaple sv. Eliáše) auf die Znaimer Altstadt hast.
Vom Südmährischen Museum führt die Burggasse (Hradní) durch die frühere Vorburg. Der Hügel hier ist der letzte Ausläufer der Böhmisch-Mährischen Höhe, der Vysočina. Später entstand hier das große Brauerei-Gelände der Weinstadt Znaim. In Znaim wie in Wien kein Widerspruch. Das vorderste Gebäude der Brauerei beherbergt heute die größte tschechische Degustations-Vinothek, die Enoteca znojemských vín, in der du dich durch die südmährischen Weine kosten kannst.
Gleich hinter dem geschmackvoll restaurierten und gut geführtem Znaimer Braugasthaus reZtaurace findest du am Boden ein achteckiges Prisma markiert. Hier stand bis 1892 der sogenannte Räuberturm (Loupežnická věž), vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet. Auch Experten können irren: Drei Tage vor seinem Einsturz schloss eine Kommission eine unmittelbare Gefahr aus. Einzig die Markierung und Schwarz-weiß-Fotos blieben als Erinnerung. Die alten Braustätten beherbergen heute eine Brauerei-Ausstellung (Expozice pivovarnictví) in der dir die originalen Brauanlagen aus den 1930er-Jahren gezeigt werden.
Ganz vorne am Abhang zum Karolinenberg stehst du dann vor der romanischen St. Katharina Rotunde (Rotunda svaté Kateřiny), der Top-Sehenswürdigkeit Znaims. Um sie zu besichtigen, bedarf es, wie immer bei verwundbaren Schätzen der Vergangenheit, einer gewissen Vorplanung. Bitte beachte dafür die Besichtigungshinweise in der Rubrik Öffnungszeiten Museen & Theater, Festivals.
Der Bau entstand in der Zeit der Přemysliden (Přemyslovci), die vom neunten bis zum dreizehnten Jahrhundert in Tschechien und teilweise weit darüber hinaus an der Macht waren. Kurz waren sie es auch bei uns in Österreich, nach dem Abtritt der Babenberger, von 1256 bis 1278. Ein Přemyslide, Ottokar, ist dir wahrscheinlich ein Begriff. Ja, der von Grillparzers König Ottokars Glück und Ende. Er gründete unter anderen Leoben und Marchegg, ehe er 1278 am Schlachtfeld gegen Rudolf von Habsburg unterlag. Worauf Österreich bis 1918 habsburgisch wurde.
In Znaim hatten die Přemysliden eine bedeutende Burg. Die Rotunde, vor 1037 errichtet, war ein Teil davon. Unbekannte Künstler schufen hier 1134 einen Freskenzyklus von europäischem Rang. Mit geistlichen und weltlichen Themen, die wunderbar verknüpft sind. Ein großer Zyklus von auch weltlichen Darstellungen aus dieser Zeit ist eine absolute Rarität. Im Grunde nur mit dem berühmten Teppich von Bayeux vergleichbar.
In der untersten Reihe der Malereien, die auf trockenen Putz aufgetragen wurden, werden Szenen aus dem Leben von Maria gezeigt. Darüber mythische oder tatsächliche Přemyslidenfürsten, darunter, neuesten Erkenntnissen zufolge, der Heilige Wenzel (Václav), geboren 907, Märtyrer und tschechischer Schutzpatron. Der 28. September, der Tag, an dem er 935 von seinem Bruder Boleslav ermordet wurde, ist in Tschechien Nationalfeiertag. Zur Kuppel hin erscheinen Cherubin, Engel, die vier Evangelisten und die Stifter der Rotunde, Konrad II. von Mähren und seine Frau Maria von Serbien. Was für ein Wunder, dass die Fresken, trotz der früheren Zweckentfremdung der Rotunde als Holzlager, Tanzlokal oder Schweinestall, so gut erhalten blieben.
Vor der Rotunde hast du einen atemberaubenden Ausblick, den Karolinenberg hinab, hinüber zum Kuhberg (Kravá hora) im Ortsteil Edelspitz (Sedlešovice), sowie in das Thayatal, Richtung Eisenbahnbrücke und Richtung Nationalpark. Tipp für Fotofreaks: Wenn du die Altstadt vom Kuhberg aus fotografieren möchtest, so ist die dafür beste Position der Pfad hinter dem Grundstück Pod Kraví horou 8.
Nimm dir unbedingt Zeit und spaziere von der Altstadt den 1824 umgestalteten Abhang, der den Namen Karolinenberg (Karolíniny sady), nach der vierten Frau von Kaiser Franz I., erhielt, hinunter zur Thaya. Das alte Freibad Zum Rabenstein am Thayaufer fiel leider 1964 dem Bau des Znaimer Stausees (Vodní nádrž Znojmo) zum Opfer. Doch die Spazierwege der Biedermeierzeit sind nach wie vor vorhanden. Du wirst Freude daran haben, die Schlangenpfade entlangzuspazieren, zwischen Bäumen, Sträuchern und Weinreben. Nicht umsonst heißt ein Teil der Anlage Paradiesgärtl (Rajské zahrady), samt Paradies-Weingarten (Rajská vinice), bepflanzt mit den typischen Znaimer Rebsorten (siehe Rubrik Znaimer Wein).
Gegenüber der Rotunde liegt die alte Znaimer Burg (Znojemský hrad), von Graf Deblin zum Großteil in ein Barockschloss, das Debliner Schloss, umgewandelt. Heute ist hier ein Teil des Südmährischen Museums mit einer Keramiksammlung und antiken Möbeln untergebracht.
Vom Burggelände hast du einen Postkartenblick auf die Nikolaikirche und die Wenzelskapelle. Sankt Nikolaus (Kostel sv. Mikuláše) ist die Hauptkirche der Stadt. Eine dreischiffige hochgotische Halle. Eyecatcher ist die spätbarocke Kanzel, die die Erdkugel zeigt. Auf dem Schalldeckel darüber thront Gottvater mit Adam und Eva.
Gegenüber steht die St. Wenzels-Kapelle (Kaple svatého Václava), eine Doppelkirche. Das Untergeschoß ist Martin, das Obergeschoß Anna geweiht. Ein Arkadengang führt um die Kapelle. Von hier hast du wieder einen tollen Blick hinunter zur Thaya und zur Burg. Die romantische Große Nikolaigasse (Velká Mikulášská) führt zum Masaryk-Platz.
Beim Spazieren durch die Stadt wirst du noch an weiteren Kirchen vorbeikommen, in die du einen Blick hineinwerfen kannst. Die barocke Kreuzauffindungskirche (Kostel Nalezení svatého Kříže) am Nordrand der Altstadt gehört den Dominikanern. Die ebenfalls barockisierte, ursprünglich romanisch-gotische Michaelskirche (Kostel svatého Michala) wird heute von den Jesuiten betreut. Am Weg nach Znaim wird dir ein großer Barockbau, das südlich von Znaim gelegene Stift Klosterbruck (Louka), auffallen. Dessen Besuch wird heute mit Weinverkostungen verbunden. Denn Wein gehört nun einmal zur DNA der kleinen feinen Grenzstadt.
Znaim besticht durch seine majestätische Lage auf einer Anhöhe über der Thaya, umgeben von Hügeln, grünen Tälern und Weingärten, direkt am Eingang zum Nationalpark Thayatal. Die Stadt hat ihren mittelalterlichen Charakter mit verwinkelten Gassen und geräumigen Plätzen bewahrt. Mit der Katharina-Rotunde besitzt sie eine Sehenswürdigkeit von europäischem Rang. Ein ideales Tagesausflugziel. Wegen der Lage inmitten einer Wein-, Nationalpark- und Burgenregion bietet sich auch ein längerer Aufenthalt an.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google Maps. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenEinreise: Personalausweis (oder Pass) mitnehmen.
Tschechische Währung: Tschechische Krone
Anreise mit der Bahn: Von Wien Floridsdorf mit dem Regionalzug in eineinhalb Stunden direkt nach Znaim.
Anreise mit dem Auto: Von Wien über A22 und S3 über Hollabrunn in siebzig Minuten nach Znaim.
Hotels: Hotel Clemar Premium Hotel, Hotel Lahofer, Hotel Thaya des Weinguts THAYA, Hotel Rezidence Znojmo
Wichtiger Hinweis: Bitte prüfe sowohl die deutsche als auch die tschechische Version der Seiten. Leider werden die fremdsprachigen Versionen häufig nicht aktualisiert. Dann stehst du womöglich vor verschlossenen Türen oder suchst an der falschen Adresse. Einfach auf die tschechische Version gehen, Zeige- und Mittelfinger gleichzeitig auf die rechte Maustaste, dann Übersetzen in Deutsch anklicken.
Radeln im Nationalpark und Umgebung: Auch mit dem Rad kommst du zum Sealsfield-Stein, Königstuhl und vielen anderen Zielen im Nationalpark. Weiterführende Links: Radroutenvorschläge der Stadt Znaim, Radtouristik Südmähren (Cykloturistika Jižní Morava) mit zahlreichen Radrouten durch die ausgedehnten Weinberge, Mährische Weinradwege (Moravské Vinařské stezky), Znaim liegt am EuroVelo 13, dem Iron Curtain Trail entlang der tschechisch-niederösterreichischen Grenze.
Paddeln auf der Thaya: Bootsverleih auf der Thaya (Půjčovna lodí na Dyji), Paddelboot-Verleih (Půjčovna lodí) im Wassersportzentrum Znaim (Vodácké centrum Znojmo).
Wandern im Nationalpark: Direkt von Znaim aus kannst du in den Nationalpark Thayatal wandern. Am linken Ufer, an dem die Znaimer Altstadt liegt, kommst du über den Pöltenberg (Hradiště svatého Hypolita) zum Königsstuhl (Králův stolec). Am rechten Ufer lohnt sich ein Aufstieg zum Sealsfield-Stein (Sealsfieldův kámen), dem Lieblings-Aussichtsplatz des Schriftstellers Charles Sealsfield, eigentlich Carl Anton Postl, mit dem sich die in Wien sesshafte Internationale Charles-Sealsfield-Gesellschaft wissenschaftlich beschäftigt. Wunderschön ist es auch am Weinberg Šobes, wo es während der Saison einen Weinstand gibt.
Das Znaimerland (Znojemsko) ist die bekannteste tschechische Weinregion, mit zahlreichen Weingütern, die vor allem für ihren Weißwein (Riesling, Sauvignon Blanc, Grüner Veltliner, Müller-Thurgau, Pálava) bekannt sind. Wie das angrenzende niederösterreichische Weinviertel, gehört auch Südmähren zur sonnenbegünstigten pannonischen Klimazone. Znaim gilt als geheime Weinhauptstadt Tschechiens und ist in Tschechien ein Synonym für Wein. Jeder Tscheche kennt den Spruch Znojmo, vidím tě dvojmo! – Znaim, ich sehe dich zweimal!
Das alljährlich im September stattfindende Historische Znaimer Weinlesefest (Znojemské historické vinobraní) mit Musikprogramm auf vierzehn Bühnen und als Hauptattraktion der Nachstellung des Znaimer Besuchs von König Johann von Luxemburg im Jahr 1327 zieht bis zu 90.000 Besucher an. Tickets sind im Vorverkauf zu erwerben. Als Wiener kann man den Vorteil der direkten Bahnverbindung nutzen. Ein paar gute Weinadressen: Znovin Besucherzentrum mit Weinproben, Kunstgalerie und Weinmuseum im Barockstift Klosterbruck (Loucký klášter), Degustations-Vinothek von Znaimer Weinen Enotéka znojemských vín, Vinařství / Weingut THAYA, Vína originální certifikace (VOC) Znojmo – Weine mit Originalzertifikat Znaim
1: Pálava – Tschechiens Zauberberge
2: Oberes Záhorie – eine Wüste im Marchfeld
3: Teschen – die geteilte Stadt
4: Böhmisch Kanada – Grenz-geniale Ausflüge
5: Burgruine Devín – wo Donau und March spektakulär zusammenfließen
6: Zlín – Magie einer utopischen Stadt
7: Brünn – wo Weihnachten daham is
8: Danubiana – Modern Art in grandioser Kulisse
9: Győr: alle Tipps für die Bilderbuch-Stadt am Wasser
10: Ják, Steinamanger, Güns – Zeitreise mit Charme
Wer Znaim hört, denkt an Essiggurkerln. Seit dem 16. Jahrhundert werden in der Thayaebene des Znaimerlands (Znojemsko) Gurken angebaut. Ab dem 19. Jahrhundert dann die Znaimer Gurke. Mit pikanter Würze, Essig und Salz eine Köstlichkeit, die bald in ganz Europa bekannt war. Nach der Ernte mussten die Znaimer innerhalb eines Tages ins Gurkenglas. Damit sie recht knackig bleiben. Ab 1867 wurden die Znaimer Gurken dank des Unternehmens der jüdischen Familie Felix eine Weltmarke. Bis in die USA und Indien wurde exportiert.
1938 flüchtete der Firmenchef Herbert Felix vor den Nazis nach Schweden. Felix’ Cousin Bruno Kreisky überredete ihn nach dem Krieg zur Rückkehr. In Mähren saßen schon die Kommunisten, so ging er nach Österreich, wo er 1959 die Firma Felix in Mattersburg gründete. Anerkennung in seiner Geburtsstadt Znaim erhielt er erst 2007, nach seinem Tod, mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft. Um zu wissen, wie die Erfolgsgeschichte in unserem Land weiterging, brauchst du nur in die Einmachgläser-Regale eines Supermarkts zu schauen. Znaimer Gurken steht allerdings, auch aus Gründen des Markenrechts, nicht auf den Felix-Gläsern.
Weniger erfreulich ging die Gurkerl-Story in Znaim, wo früher jede zweite Ansichtskarte der Stadt ein Gurkerl zierte, weiter. Zunächst wurden alle Essiggurkenfabriken zur Genossenschaft Znojmo zusammengeschlossen. Man baute die modernste Konservenfabrik Zentraleuropas. Die Gurken-Tradition wurde hochgehalten, Znaimer Gurken waren überall in der Stadt sichtbar. Nach der Samtenen Revolution wurde die Firma in Znojmia umbenannt und geriet in die Hände von Kriminellen. Ehemalige Chefs wurden wegen Immobilienbetrugs zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Firma ging in Konkurs.
Heute ist die Marke Znojmia und das Original-Rezept im Besitz des norwegischen Lebensmittelriesen Orkla, der sie von Hamé übernommen hatte. Die Produktion wurde ins mährische Bzenec und in die Türkei, wo die Gurken zum großen Teil eingekauft werden, verlegt. Znaimer Gurken kannst du in Znaim leider nur mehr mit der Lupe suchen. Die Znaimer blicken mit Nostalgie auf die große Vergangenheit zurück. Doch der unappetitliche Beigeschmack der jüngeren Geschichte der sterilisierten Delikatesse und deren Verkauf ins Ausland lassen keinen verklärten Blick zu.
Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Der erfahrene Kulturjournalist (ehemals Bühne, Wien exklusiv, Stil Ikonen usw.) berichtet bei den Helden der Freizeit über Ausflugsziele rund um Wien, Ausstellungen und vieles mehr.