Zeichnen, dabei Symbole verbinden und erraten, was dabei entsteht – klingt easy! Imagenius von Piatnik ist tatsächlich für Kinder tauglich und sehr einfach zu verstehen. Das Zeichenspiel eignet sich aber genauso für rasante Duelle in einer Erwachsenenrunde. In unserem Test mit Video erklären wir dir die Regeln und warum es doch etwas überraschend unser Brettspiel-Tipp des Monats geworden ist.
von Christoph König und Christian Orou
Imagenius ist eines dieser Spiele, die man auf den ersten Blick unterschätzt. Immerhin kommt das kindertaugliche Zeichenspiel von Piatnik mit seiner Covergestaltung mit einem alten Zauberer ganz verträumt daher. Doch beim Spielen selbst heißt es dann hellwach sein. Imagenius ist zwar schon ab 7 Jahren – doch das bedeutet noch lange nicht, dass es ein Kinderspiel ist, es zu meistern. Gute Augen, eine schnelle Auffassungsgabe und die gewisse Fantasie beim Raten sind hier gefragt. Was das Ganze so spielenswert macht, liest du in unserem Test.
Übrigens: Noch ein heißer Tipp von Piatnik im Bereich kompakte kleine Spiele ist Raise – ein brandneues Spiel mit Poker und Bluff-Elementen. Lies hier unseren Test.
Die Regeln sind in einer Minute erklärt. Jeder der 2 bis 4 Spieler erhält eine Zeichentafel mit 108 Symbolen und einem abwischbaren Stift. Jetzt wird eine Karte in der Mitte aufgedeckt. Und los geht es mit dem Zeichnen. Symbole die auf der Karte mit einer Linie verbunden sind, müssen die Spieler auf ihrer Tafel mit einer geraden Linie verbinden. Ist über einem Symbol auf der Karte ein Stern, muss es eine runde Linie sein. Einzelne Symbole auf der Karte werden auf der Tafel eingeringelt.
Alle zeichnen gleichzeitig um die Wette. Die Linien auf der Tafel ergeben einen Gegenstand. Wer ihn als erstes erkennt (er muss dafür nicht alles fertig gezeichnet haben), schreibt den Namen auf seine Tafel und dreht die Sanduhr um. Jetzt haben alle anderen Spieler noch 30 Sekunden Zeit, um das gezeichnete Objekt auch zu erraten. Der erste Spieler erhält 2 Sterne (wenn er falsch liegt, verliert er einen). Alle anderen, die es noch in der verbleibenden Zeit geschafft haben, kriegen einen Stern. Es werden so viele Runden gespielt, bis einer als erstes 16 Sterne hat.
Praktisch: Es gibt speziell markierte Karten, um die Regeln zu erlernen. Im Video zeigen wir dir wie das Ganze anhand dieser empfohlenen Proberunden funktioniert und erklären, was für uns die Stärken und Schwächen des Spiels sind:
Was soll an diesem Spielprinzip so spannend sein? Das war unser erster Gedanke nach dem Studieren der kurzen Anleitung. In unseren Brettspiel-Tipps testen wir ja üblicherweise komplexere Spiele. Imagenius hat uns aber verblüfft. Denn auch zu viert in einer Erwachsenenrunde macht das Ganze erstaunlich viel Spaß.
Wenn alle gleichzeitig loszeichnen und Hände ringend nach den richtigen Symbolen suchen, erzeugt das ganz viel Spannung am Tisch. Irgendwann kommt jeder beim Zeichnen an den Punkt, an dem er ein Symbol nicht sofort findet. Direkt erleichternd nimmt man da die Flüche der anderen Spieler wahr. Umso größer ist das Erfolgserlebnis, wenn vor den eigenen Augen etwas entsteht … aber verdammt! Was soll denn das bitte sein? “Ha, ich habs!”, ruft der erste Spieler laut aus. Er dreht die Sanduhr um und noch mehr Hektik breitet sich aus.
Fieserweise ähneln sich viele Symbole. Und es braucht schon ein gutes Auge, sie rasch zu finden. Leute mit Sehschwäche sind hier definitiv im Nachteil – also beim Spieleabend auf keinen Fall die Brille vergessen! Wer es gerne schwieriger hat, dreht die Tafel um. Da sind alle Symbole noch einmal in Schwarz/Weiß abgebildet. Das sorgt auch für Chancengleichheit, wenn Leute mit Farbsehschwäche mitspielen. Helden-Tipp! Wir empfehlen einen kleineren Spieltisch, damit alle die Karte in der Mitte gleich gut erkennen.
Der Wiederspielwert ist mit 92 beidseitig bedruckten Karten und der Schwarz-Weiß-Option in Ordnung. Allerdings haben Leute, die Imagenius schon öfter gespielt haben, definitiv einen Vorteil, weil sie sich die Positionen einiger Symbole auf ihrer Tafel mit der Zeit merken. Am meisten Spaß macht es, wenn die Mitspieler ungefähr am selben Level sind. Sollte man die Karten irgendwann alle durchgespielt haben, wäre eine Erweiterung mit neuen Karten super.
Immer wieder für Lacher sorgt, wenn einer in der Hitze des Gefechts ein falsches Symbol verbindet und so sein Werk plötzlich ein ganz anderes Ergebnis bringt. Auch ist es oft gar nicht so leicht, den gezeichneten Gegenstand zu erkennen. Dann drehen mehrere Spieler verdutzt ihre Tafeln – bis einem endlich die Erleuchtung kommt. Apropos: “Erleuchtung”. Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass man spielend leicht beim Nachbarn abschauen kann, wenn man beim Zeichnen hinterher ist. Da wäre ein beigelegter Sichtschutz praktisch gewesen. So muss man sich halt selber einen basteln – oder einfach fair spielen.
In Imagenius steckt viel mehr Spielspaß als es zuerst scheint. Der Zeitdruck, es als Erster schaffen zu wollen, sorgt für ganz viel Laune – und fordert derart, dass das Zeichenspiel nicht nur für Kinder eine Herausforderung ist. Ein echter Überraschungshit, der perfekt als erstes oder letztes Spiel zum Auflockern eines Spieleabends passt – gleichzeitig aber natürlich gerade für Familien mit Kindern zu empfehlen ist. Aber Achtung, wenn einer in der Runde es viel besser beherrscht, kann schnell Frust aufkommen, gerade bei Jüngeren. Kleine Abzüge gibt es beim Wiederspielwert.
Name: Imagenius
Autor: Olivier Mahy
Illustration: Guillaume Bernon
Spieler/Alter: 2-4, ab 7 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten.
Verlag: Piatnik
Erhältlich: Um rund 18 Euro
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Fotos und Video: (c) heldenderfreizeit.com
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