Du willst so richtig in die Kunstgeschichte eintauchen? Dann ab ins Leopold Museum. Da ist erstmals in Österreich ein Teil der Würth Sammlung aus verschiedensten Stilrichtungen und Epochen zu sehen. Knapp 200 Werke von 73 prominenten Künstlern aus 100 Jahren auf einem Fleck. Wir haben uns angeschaut, wie Amazing. The Würth Collection wirklich ist. Hier gibt es ein paar Videoimpressionen von unserem Besuch.
von Kirstin Kriz
Das gibt es nicht alle Tage. Picasso, Liebermann, Baselitz, Christo oder Maria Lassnig – alle sind sie jetzt in dieser umfangreichen Ausstellung vertreten, die du vom 5. April bis 10. September 2023 im Leopold Museum (Ebene -1 und -2) besuchen kannst. Aber wer ist Reinhold Würth überhaupt? Was gibt es zu sehen? Und wie beeindruckend ist das? Wir durften sie bereits vor der Eröffnung sichten und verraten es dir.
Welche tollen Ausstellungen noch in Wien aktuell zu sehen sind, siehst du hier in unserer Übersicht.
Prof. Reinhold Würth ist passionierter Kunstsammler und Teile seiner riesigen Privatsammlung nun dem Leopold Museum zur Verfügung. Die ersten kulturellen Erfahrungen machte der Deutsche, der am 20. April seinen 88. Geburtstag feiert, bereits als Sechsjähriger mit seinen Eltern bei einem Besuch in Wien. Diese Begeisterung blieb ihm bis heute, obwohl er mit 19 Jahren nach dem Tod seines Vaters dessen Zweimannbetrieb übernahm, und diesen später zum Weltkonzern Würth, Marktführer im Bereich Befistigungs- und Montagetechnik, ausbaute. Die Kunstsammlung des Milliardärs wird an 15 Standorten (drei davon in Österreich) gezeigt, zusätzlich fördert er auch Literatur und Musik. Über seine Sammelwut sagt er “Es ist eine Befreiung und eine Freude, die mir nicht nur einen Smiley herauslockt, sondern auch bereichert – vielleicht vom Gefühl bis hinein in die Seele.”
Mehr als 100 Jahre Kunstgeschichte (Werke von 1886-2020) werden in der aktuellen Ausstellung präsentiert. Sie enthält rund 200 Werke von 73 unterschiedlichen Künstler:innen, die aus insgesamt 19.000 Stücken ausgewählt wurden und. Nun ist die Sammlung erstmals in Österreich zu sehen, sie zählt zu den größten Privatsammlungen Europas. In der ersten der beiden Etagen liegt der Fokus auf der klassischen Moderne, während die zweite die zeitgenössische Kunst zeigt. Da Prof. Reinhold Würth besonderes Interesse an österreichischer Nachkriegskunst hat, sind viele Vertreter wie Fritz Wotruba, Maria Lassnig, Arnulf Rainer, Christian Ludwig Attersee oder Erwin Wurm in der Kollektion enthalten.
Laut Sammlungsdirektorin Sylvia Weber sei sie geprägt von den guten Beziehungen, die Würth zu den Künstler:innen pflege und dadurch, dass er nie etwas verkauft hat. Sie sagt: “Private Sammlungen unterscheiden sich von öffentlichen, indem sie […] über Jahre innerhalb ihres selbst gefundenen Profils wachsen können und nicht einer Politik der Must-haves folgen müssen.” Zusätzlich bringe die Würth Collection dann immer wieder erstaunliche Überraschungen über die Entwicklung der Künstler zu Tage. Daher der Titel: Amazing.
Neben vielen Bildern sind auch einige Skulpturen und Statuen in der Ausstellung zu sehen, beispielsweise von Max Ernst, Hans Arp, Markus Lüpertz oder Alfred Hrdlicka. Für Letzteren hat Reinhold Würth selbst Porträt gesessen, die entstandene Büste kannst du auch in der Sammlung betrachten. Bemerkenswert sind auch die Werke von Christo und Jeanne-Claude, die mit dem sogenannten Wrapping verschiedenste Gegenstände oder gar ganze Landstriche mit Folie überziehen. Die verschiedenen Skulpturen und Statuen bringen eine gute Abwechslung in die Ausstellung, in der klassische Bilder (vor allem am Anfang des Rundgangs) dominieren. Die Räume am Ende der Ausstellung bieten diese Mischung aus Bildern und anderen Werkstücken und wirken imposanter und interessanter, als die, in denen nur Bilder an den Wänden hängen.
Insgesamt wird die Ausstellung ihrem Namen gerecht: Es gibt eine umfangreiche Auswahl an Werken von einer Menge an unterschiedlichen Künstler:innen, die es in diesem Ausmaß selten zu sehen gibt. Damit ist Amazing. The Würth Collection etwas Besonderes. Die Sammlung wird im klassischen Rahmen einer Kunstausstellung im Leopold Museum schön aufbereitet, wirkt einladend und bekommt durch das Ambiente der teilweise bunten Räume einen modernen Pepp. An den Wänden der Räume befindet sich jeweils ein Text, der die Epoche oder Stilrichtung erklärt, direkt neben den Werken stehen nur die zugehörigen Eckdaten. Die einzelnen Bilder sind in den Sälen des Leopold Museums sehr großzügig verteilt und bieten somit genug Platz für viele Leute, die sich ein Werk gleichzeitig anschauen wollen. Für Kunstliebhaber:innen ganz klar ein Muss und für alle anderen, denen klassische Ausstellungen gefallen, auf jeden Fall sehenswert.
Schau dir hier auch das Video von unserem Besuch an.
Factbox Amazing. The Würth Collection
Adresse: Museumsplatz 1, 1070 Wien
Öffnungszeiten: Täglich außer Dienstag 10 bis 18 Uhr, an Feiertagen geöffnet
Ausstellungsdauer: 5. 4. bis 10. 9. 2023
Anfahrt: U3 bis Haltestelle Volkstheater oder Straßenbahnlinien 1, 2, D, 49, 71 bis Ring, Volkstheater oder Bus 48a bis Ring, Volkstheater
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Kirstin Kriz aus Wien-Liesing berichtet bei den Helden der Freizeit vor allem über Ausstellungen, Ausflugstipps und Sportaktivitäten. Die Journalistin und Kommunikationswissenschaftlerin produziert außerdem Social Media Content.