Mit Liebe gesiedet und geschnitten: Ein Tipp für Fans guter Kosmetik, feiner Düfte, schöner Farben und traditioneller Handwerkskunst ist die Wiener Seife. Wir stellen dir diesen einzigartigen Betrieb vor und haben uns bei einem Besuch im Shop und der Werkstatt in Wien-Favoriten von Chefin Sonja Baldauf in eine Welt der Düfte und alten Seifensieder-Kunst entführen lassen.
von Jutta Mucha-Zachar, Verena Fink und Kirstin Kriz
Seife aus alter Tradition! Die Wiener Seife ist ein echter Geheimtipp, wenn du Wert auf qualitiative Kosmetik legst – oder noch ein Last-Minute Weihnachtsgeschenk suchst. In dieser Story über 4 besondere Wiener Handwerkbetriebe haben wir euch sie schon einmal kurz vorgestellt.
Das hat uns neugierig gemacht. Deshalb waren wir für dich in den Geschäften, der Greisslerei und der Werkstatt von Wiener Seife und wurden von Sonja Baldauf und ihrem Mann Christoph Hegglin durch und durch mit tollen Infos eingeseift, pardon, eingedeckt. Dafür hieß es in der hellen Manufaktur in den Schleierbaracken des Favoritner Gewerberings erstmal aus hygienischen Gründen Schutzkleidung mit Patschen, Jäckchen und Haube anlegen.
Wie kams dazu, dass sich die gebürtige Vorarlbergerin Baldauf, zuvor treue Kundin, dem Betrieb selbst annahm? Die Begeisterung für das traditionelle Seifensieden und die besondere Qualität der Seifen des legendären Seifensieders Friedrich Weiss zogen sie nach seinem Tod von der Schweiz nach Wien. “Sein Handwerk hat mich so fasziniert, dass ich das selbst ausprobieren wollte.”, erzählt sie uns in der Seifenwerkstatt. Daraufhin trat sie in die Fußstapfen von Weiss. Baldauf war begeistert von seinen Seifen und hat für die Wiener Seifen einige Rezepte übernommen, viele auch weiterentwickelt. Hergestellt werden Baldaufs Seifen ausschließlich mit der Methode des traditionellen Seifensieder Handwerks, ohne jegliche chemische Zusätze oder anderen Zusatzstoffen wie etwa Mineralöle.
Natürliche Öle, Pflanzenextrakte, überwiegend aus kontrolliert biologischem Anbau, sowie edle Duftessenzen finden Verwendung und werden zu den Wiener Seifenquadern verarbeitet. Der Prozess beginnt mit der Vereinigung von Kokosöl und Lauge, die den Verseifungsprozess in Gang setzt. Ohne Zufuhr von Wärme wird die Seifenmasse sanft und kalt gerührt. Dann werden die entsprechenden Öle und Düfte zugesetzt.
Seifensiedereien gab es früher in jeder europäischen Stadt. Damals kamen die notwendigen Rohstoffe für die Produktion von den Bäckern (Asche) und von den Fleischhauern (Fett). In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts kam dann die Massenherstellung auf und die Seife kam in Verruf. Stattdessen haben sich industriell gefertigte Flüssigseifen immer weiter verbreitet und Seifen wurden nicht mehr handwerklich hergestellt. In Wien stellte der leidenschaftliche Stadlauer Seifensieder Friedrich Weiss bis zu seinem Tod 2006 Seifen nach handwerklicher Tradition her.
Nachdem die von Vater Jakob Weiss gegründete Firma weissil Seifensiderei im 9. Wiener Bezirk im 2. Weltkrieg komplett ausgebombt wurde, beschloss die Familie den Betrieb in Stadlau neu aufzubauen. Sein Sohn – der Wiener Seifensieder Friedrich Weiss – führte zunehmend einen Kampf gegen die global agierenden Großkonzerne und erkannte, dass er diesen nicht gewinnen konnte. Deswegen besann er sich auf das Seifensiedehandwerk und steckte all sein Wissen und Können in die Herstellung seiner Stadlauer Kaltgerührten Kokosölseife, die er in über 100 verschiedenen Sorten herstellte.
Als Kundin wollte die Vorarlberger Verpackungsdesignerin Sonja Baldauf eigentlich die Seifen von Friedrich Weiss in der Schweiz vertreiben. Durch seinen Tod 2006 kam es nicht mehr dazu. So begeistert und fasziniert war sie von den Seifen des Friedrich Weiss, dass sie ihren Job als Verpackungsdesignern im äußersten Westen Österreichs an den Nagel hängte und nach Wien ging, um Seifensiederin zu werden. Auch Ehemann Christoph Egglin hat seinen ursprünglichen Beruf Banker aufgegeben und die Seifensiederei gelernt. Aus der Stadlauer Fabrik übernahmen sie eine alte gusseiserne Maschine zum Schneiden von Seifenblöcken und einige Rezepturen und Seifensorten von Friedrich Weiss für die Wiener Seifen.
Die Wiener Seife gibt es in 70 verschiedenen Sorten: Es ist ein Erlebnis sich durch das Sortiment im Shop durchzuriechen und die Seife mit dem Lieblingsduft auszuwählen. Bei der Wahl solltest du auch die Verwendung beachten: es gibt Seifen zum Duschen, für Babys, Haar- aber auch Handseifen. Sogar für die Zahnpflege lässt sich etwa die „Salz“-Seife verwenden. Die „Hopfen und Salz-Seife mit Hopfenblütenextrakt“ soll besonders gut geeignet für Haar und Bartpflege sein. Die verführerisch duftende „Blaue Donau“ und „Jasmin“ sind als Duschseife geeignet. Und was ist eigentlich die Lieblingsseifen der Chefin? “Also meine Lieblingsseife ist die Weihrauchseife – die Veilchenseife hab ich allerdings auch sehr gerne!” Davon kann man sich inspirieren lassen.
Erhältlich sind die Wiener Seifen in zwei Geschäftslokalen im ersten Bezirk und im dritten Bezirk. Am besten du lässt dich beraten, welche Seife, die passende für dich ist und wählst vor Ort deinen Lieblingsduft aus. Nach Voranmeldung kannst du auch die Produktion der Seifenmanufaktur im 10. Bezirk in Wien besuchen. Im dortigen Seifen-Museum kannst du viel über die Jahrtausendalte Geschichte der Seife erfahren. Bestellen kannst du sie auch im Onlineshop werden unter www.wienerseife.at
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Fotos (c) heldenderfreizeit.com
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