Was das Wiener Kriminalmuseum zu bieten hat und warum es nicht für jede:n geeignet ist. Tauche mit uns ein in die dunkle Geschichte von Wien.
von Kirstin Kriz
Man glaubt es kaum, aber im 2. Bezirk in der Große-Sperl-Gasse 24 versteckt sich zwischen hohen Neubauten ein kleines uriges Häuschen: Das Wiener Kriminalmuseum. Die Helden der Freizeit haben es bei einem Besuch besichtigt und erzählen euch, welche Relikte und Geschichten sich hinter den gelben Mauern verstecken.
Übrigens: Ebenfalls auf düstere Art sehenswert ist die Medizinschau im Josephinum mit detailgetreuen Wachsmodellen von Körperteilen und alten Medizininstrumenten. Schau dir hier Kirstins Erlebnisbericht an. Falls du nach noch mehr tollen Museen in Wien suchst: Hier unser ultimativer Guide mit den 50 besten Wiener Museen.
Das Museum befindet sich in einem für diese Gegend auffallend alten Haus in Wien Leopoldstadt, das an sich schon eine Sehenswürdigkeit ist. Viel niedriger als seine Nachbarn wirkt es, wie ein Relikt aus einer anderen Zeit – und der Eindruck trügt nicht. Denn das Seifensiederhaus kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon während der zweiten Türkenbelagerung 1683 wurde es schwer beschädigt und wiederhergestellt. Die alte Bauweise und vor allem der Keller geben den Ausstellungsstücken ein perfektes Ambiente, um noch besser auf die Besucher:innen zu wirken. Das ganze Gebäude besitzt einen eigenen Charme, der besonders schön im Innenhof (“Pablatschenhof”) herauskommt, durch den man am Ende der Museumstour zum Ausgang gehen muss.
Das Museum beherbergt seit seiner Eröffnung 1991 die Geschichte des Wiener Justiz- und Polizeiwesens. Es beerbte das ehemalige Polizeimuseum. Viele Exponate waren schon bei einer Großausstellung zum Jubiläum von Kaiser Franz Josef im Prater 1898 erstmals zu sehen. Es bietet eine große Sammlung von Wiener Mordfällen. Angefangen vom Mittelalter reicht die Ausstellung bis ins 20. Jahrhundert. Alte Zeitungsausschnitte, Todesurteile, gefälschte Guldenscheine, ein mumifizierter Kopf, Skelette, Fotos, Wachsköpfe und Tatwaffen wie Pistolen, Giftfläschchen und Messer sind in 20 Räumen zu sehen.
Ein geschichtliches Ereignis ist uns besonders aufgefallen: Das Attentat auf Kaiser Franz Joseph I. am 18. Februar 1853. Ein ungarischer Schneidergeselle, János Libényi, wollte den Kaiser mit einem Küchenmesser erstechen. Davon wurde er aber vom kaiserlichen Begleiter und dem zufällig vorbeikommendem Fleischhauer Josef Ettenreich abgehalten. Aus Dankbarkeit wurde der Fleischhauer in den Ritterstand erhoben und Hoflieferant. Wer im 10. Bezirk unterwegs ist, kann dort heute eine Ettenreichgasse finden.
Schilder und alphabetisch beschriftete Räume sorgen in dem kleinteiligen Museum für Orientierung. In fast jedem Raum ist mindestens ein Sessel oder eine Bank aufgestellt, damit man die Ausstellungsstücke dort in Ruhe betrachten kann. Ein Audioguide ist sehr empfehlenswert, weil die einzelnen Verbrechen immer schriftlich erklärt sind und man mit 60 Audiostationen eine mehr als ausreichende Auswahl hat, die fast schon zu lang ist, um alles anzuhören.
Achtung! Es gibt zwar keine Altersbeschränkung. Für Kinder ist aber nicht das ganze Museum geeignet. Denn: Besonders im Keller sind auch wirklich unschöne Bilder zu sehen. Dort werden nämlich Fotos von (teilweise verstümmelten) Leichen oder Verletzungen gezeigt, die nichts für schwache Nerven sind. Weil es im Mittelalter noch keine Fotografie gab, kommen einem die späteren Mordfälle viel brutaler vor. Denn auf den Fotos ist direkt zu sehen, was die Täter mit ihren Opfern gemacht haben. Wer kein Blut sehen kann und in dieser Hinsicht sensibel ist, sollte das Museum besser meiden.
Hier in Kirstins Reel gibst ein paar Videoeindrücke vom Kriminalmuseum.
Adresse: Große Sperlgasse 24, 1020 Wien
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 10:00-17:00 Uhr
U-Bahn: U2 Taborstraße oder U4 Schottenring
Straßenbahn: 2 Taborstraße/Karmeliterplatz
Bus: 5A Tandelmarktgasse, 5B Taborstraße
Preis: Erwachsene 10,90 Euro, Kinder (bis inkl. 16 Jahre) 5,90 Euro
Altersbeschränkung: keine, unsere Empfehlung: oberer Bereich frühestens ab 12 Jahren, Keller erst ab 16/18 Jahren
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Kirstin Kriz aus Wien-Liesing berichtet bei den Helden der Freizeit vor allem über Ausstellungen, Ausflugstipps und Sportaktivitäten. Die Journalistin und Kommunikationswissenschaftlerin produziert außerdem Social Media Content.