Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir alle kennen die Missionen der Sternenflotte in dem mehrere Serien und Filme umfassenden Universum. Doch welcher Star Trek Captain erfüllte sie am besten? Hier das ultimative Helden-Ranking.
von Susanne Gottlieb
22. März 2021: Picard, Kirk oder doch Sisko? Unter welchem Star Trek Captain würdest du am ehesten dienen wollen? War die Auswahl zwischen 1966 und 1987 noch einigermaßen übersichtlich (abgesehen von Gast-Captain Christopher Pike), so füllt sich das Star Trek-Universum seit Ende der 80er mit einer Vielzahl an neuen Kommandanten. Mit steigender Menge und einem Sammelsurium an verschiedenen Persönlichkeiten und Führungsstilen entwickelte sich auch die populäre Fandebatte: Wer ist nun der beste Star Trek Captain von allen?
Zum 90. Geburtstag von William Shatner erlauben wir uns hier unseren Take auf diese Frage zu präsentieren. Übrigens: Zum 60er von Doktor Who haben wir auch unsere liebsten Darsteller des Time Lords hier gerankt.
Zum Teil liegt Lorcas niedriger Rang wohl an der Tatsache, dass es bisher noch kein Captain sehr lange auf der Discovery ausgehalten hat. Zum anderen, weil er auch in der kurzen Zeit an Bord ein unliebsamer Geselle war.
Wie sich herausstellt gibt es den echten Lorca gar nicht mehr. Der Charakter, den man in der Serie kennenlernt, ist ein Doppelgänger aus einem Spiegeluniversum. Dieser will sich in der Serienwelt einen Weg zurück in seine eigene Welt erarbeiten, um dort die Kontrolle zu übernehmen. Wo immer Lorca aber hingeht folgen ihm Chaos und Probleme. Eigentlich kein Zeitgenosse zu dem man aufschauen kann.
Nicht ganz so schlimm oder kriminell wie Lorca, war Georgiou aber auch kein Paradebeispiel eines Star Trek Captains. Früh in der Serie verstorben, war ihr markantestes Merkmal, nicht auf ihren ersten Offizier gehört zu haben und mit Klingonen einen Nahkampf eingegangen zu sein. Später erscheint nur mehr ihre Figur aus dem Spiegeluniversum, die aber kein Captain ist, sondern eine Herrscherin. Wer weiß, was sonst noch in Georgiou gesteckt hätte.
Im Falle von Pike kann man von einer multiplen Persönlichkeit sprechen. So oft wurde diese Nebenfigur, der Star Trek Captain ohne eigenes Schiff, neu interpretiert. Eigentlich hätte Pike der Captain der original Enterprise-Crew werden sollen, doch die Pilotfolge wurde vom Sender abgelehnt. In der Serienversion, die schlussendlich grünes Licht bekam, übernahm William Shatner das Kommando als James Tiberius Kirk.
Das Einzige, was wir zu jener Zeit wussten war, dass Pike als engagierter Offizier viel Bewunderung von seiner Crew und auch seinem, laut Kanon, Nachfolger Kirk einheimste. Die aktuelleren Star Trek-Filme unter J.J. Abrams inszenierten ihn auch als Vaterfigur für den jungen, aufbrausenden Kirk.
In Discovery wurde Pike als Abenteuer liebender Captain porträtiert, der nach Lorcas Abgang das Kommando übernimmt. Im Vergleich mit Kirk ist er aber verantwortungsbewusster. Warum er trotzdem so weit unten eingereiht ist? Eine Staffel Pike reicht halt nicht aus um ihn auf einen Top Spot zu katapultieren. Aber wer weiß. Discovery-Pike bekommt demnächst seinen Spin-Off, zusammen mit Spock und Number One. Star Trek: Strange New Worlds könnte die Geburt eines neuen Lieblingscaptains werden.
Wenn es um Gemütlichkeit geht, ist Archer definitiv der richtige Captain. Von Natur aus ein entspannter Mensch, gilt er trotzdem als einer der wichtigsten Entdecker des 22. Jahrhunderts. Im Gegensatz zu anderen Serien, steht seine Mission fremde Welten zu entdecken noch mehr im Fokus. Immerhin dient die Serie als Prequel zur Originalserie. Die Weltraumerforschung steckt noch in ihren Kinderschuhen.
Gegen Archer spricht sein Misstrauen gegenüber anderen Alienrassen. Bei einer Figur aus einer Gesellschaft, für die fremde Wesen noch immer relativ neu sind, vielleicht verständlich. Aber in Bezug auf die Star Trek-Philosophie von Universum-umfassender Liebe und Friede bringt es ihm keinen Bonuspunkt.
Bis Georgiou war Janeway die einzige weibliche Figur, die auf der Brücke das Sagen hatte. Und sie musste als Captain einige der härtesten Entscheidungen von allen treffen. Immerhin verdammten ihre Handlungen ihr Schiff und ihre Crew in den Delta-Quadranten, um eine ganze Zivilisation zu schützen. Captain Janeway versteht, wann sie ihre humorvolle Seite in solch belastenden Umständen zeigen kann, aber auch wann sie eiskalt und professionell sein muss. Ihre von eisener aber auch warmer Disziplin getriebene Persönlichkeit stellt sie am besten in Interaktion mit Seven of Nine zur Schau. Der ehemaligen Borg hilft sie dabei, ihre menschliche Seite wiederzuentdecken.
Von all den Star Trek Captains der Neunzigerjahre ist er derjenige, dessen Namen man sich interessanterweise oft nicht merkt. DS9 war in Sachen Trekkie-Fandom auch nie leicht einzuordnen. Zu moralisch zwielichtig für eine klassische Gene-Roddenberry-Vision, war aber genau dieses Grauzonen-Storytelling von Showrunner Ronald D. Moore bei vielen Fans beliebt. Es erhob Star Trek aus seiner fast schon zu klischeehaften Gutartigkeit.
So wie die Serie saß auch Sisko als Kommandant der Raumstation (diesmal kein Schiff) in Sachen Ethik zwischen den Stühlen. Er war ein Mann der Gefühle, des Drangs und debattierte weniger die Für und Widers, sondern entschied in Sekundenschnelle. Nicht immer war er gut darin, Sternenflotte-Befehle zu befolgen und bediente sich auch schon mal der Lüge. Aber wie Captain Sisko selber sagte: Ein kaum nennenswerter Kompromiss, wenn es darum geht, Menschen zu retten.
Moore schuf übrigens später die Serie Battlestar Galactica. Unter anderem, weil er sich von Star Trek-Universum moralisch zu eingeengt gefühlt hatte. Das erklärt vieles, denn in BSG wimmelt es nur so von komplexen Figuren.
Captain Kirk war der erste Star Trek Captain, der jemals über den kleinen Bildschirm flimmerte und allein dafür erhält er mehrere Nostalgiepunkte. Im Stile alter, verwegener Abenteurer war auch Kirk ein Held und Draufgänger, der schöne Frauen schätzte und lieber ein Risiko einging, als sich an die Regeln zu halten. Ihm ist es zu verdanken, dass der Begriff “Redshirt” für den sich nähernden, garantierten Tod steht. Zu viele Extras haben auf den Missionen ihr Ende gefunden. Dennoch war Kirk ein engagierter Kommandant, der für seine Crew einstand und sich sogar auf die Suche nach dem totgeglaubten Spock begab.
Trotz der nostalgischen Erinnerungen, einigen legendären Star Trek Filmen und einer Reimagination unter J.J. Abrams darf man nicht vergessen, dass Kirk als Captain auch viele Mängel hatte. So abenteuerlich er lebt, so sehr riskiert er auch regelmäßig sein Schiff und seine Crew. Wie sinnvoll ist es schon, dass der Captain bei jedem “Away Team” dabei ist? Wie sicher würden wir uns daher wirklich unter seinem Kommando fühlen?
Wenn ein Captain so beliebt ist, dass er seine eigene Spin-Off Serie bekommt und als wahrer Meme-Generator dient, dann lässt sich leicht erraten, wer den Top-Spot in diesem Ranking erhält. Und wahrlich, Picard ist das Paradebeispiel eines Sternenflotte-Kommandanten. Eine perfekte Mischung Nobelheit, Intelligenz, Einfühlungsvermögen und Entschlossenheit.
Man könnte meinen, eigentlich sei das schon zu perfekt und Picard müsste der größte Langeweiler von allen sein. Aber unter den gediegenen Händen von Schauspiellegende Patrick Stewart wurde Picard ein dreidimensionaler Charakter, der auch, oho, schon mal aufbrausend und arrogant werden konnte. Imperfektionen also vorhanden. Sein Geschick bei militärischen Manövern als auch in diplomatischen Verhandlungen lassen ihn zu dem Captain werden, unter dem man wohl am ehesten dienen möchte.
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Aufmacherbild: CBS / Helden der Freizeit
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.