Hüften schwingen mit Nintendo’s Kult-Bösewicht! Ganz recht, als wären wir wieder in der Wii-Ära, holt uns WarioWare Move It! runter vom Sofa. Eine kreative Bewegungssteuerung soll den wahnwitzigen Mikrospielchen des Wario-Spinoffs noch mehr Chaos und Spielspaß verpassen. Zuletzt zeigte WarioWare leichte Alterserscheinungen (unser Review zum Vorgänger) – kratzt Mario’s dicker Erzfeind nun wieder die Kurve? Antwort gibt unser WarioWare Move It! Test.
von Klaus Kainz
In WarioWare Move It! heißt es aufstehen und Joycons schütteln – im besten Fall zu mehrt. Denn der neueste Ableger der irrwitzigen Saga des Nintendo-Schurken setzt neben schnellen Reflexen auf Körpereinsatz und einen neuen Multiplayer. Anspruchsvolle Trainingssessions wie zuletzt in Ring Fit Adventure bietet Wario zwar nicht. Dafür bringen die wahnwitzigen Mikrospiele dank überraschenden und durchaus aufwendigen Bewegungsabfragen eine ganz neue Dynamik – und euch ordentlich ins Schwitzen. Ob so sehr, wie unseren 5 liebsten Fitness-Games? Das verraten wir dir hier.
In WarioWare dreht sich alles um Mini-Challenges, die nur wenige Sekunden dauern und ihr im immer schnelleren Tempo für Highscores nacheinander fehlerlos abfrühstücken müsst. Im Falle von Move It funktioniert das aber nicht mehr mit Knöpfchen-Drücken. Aufstehen ist angesagt! Aus einer Standard-Position, in der ihr die Joycons mit angewinkelten Armen nach vorne halten müsst, gibt das Game vor jedem Mikrospiel eine neue Haltung für die verrückten Challenges vor.
Die Aufgaben sind sogar noch kreativer geworden als früher auf Wii oder 3DS: Mit gestreckten Armen Schafe nackt wedeln, für die Flugzeug-Security die Taschen leer hüpfen, mit Hüftbewegungen den vergifteten Apfel aus Schneewittchens Darm balancieren, oder in Sumo-Position Fische zwischen die Beine klemmen. Wobei auch die Posen immer abgedrehter werden. Zu Beginn reicht einfaches Armstrecken oder Händehalten, gegen Ende gibt es Minigames aus einer Art Model-Positionierung heraus und der Infrarot-Sensor der Joycons liest für Rechenaufgaben eure Finger.
WarioWare Move It! ist Japan pur. Schon immer setzte die Minispiel-Hatz auf einen Irrwitz, wie er selten in Games, geschweige denn im Mario-Universum zu finden ist. Je höher der Highscore, desto verrückter werden die Gags: Zieht man mit Joycons in Schwerthaltung mit einem Pömpel zuerst ein Sparschwein aus der Toilette, ist es auf höherem Schwierigkeitsgrad ein buddhistischer Mönch. Für die Minigames wechselt der Grafikstil wild zwischen 3D, Pixel-Optik, oder abstrakter Kunst – in HD diesmal alles schön poppig. Besonderes Highlight ist mal wieder ein Microgame-Set, das komplett aus Bestandteilen alter Nintendo-Games gebaut wurde. Auch gibt es witzige Cutscenes, in denen die Wario Crew Schabernack in einem Feriencamp treibt.
So frisch viele Ideen sind, so alt sind ihre Probleme. Die kreativen Bewegungsaufgaben machen Spaß, aber nur so lange sie funktionieren – was gefühlt nur in rund neun von zehn Fällen so ist. Vor allem komplexe Haltungen lesen die Controller gelegentlich nur so halb oder erkennen die Position im Raum nicht ganz. Nintendo’s Ring Fit Adventure hatte noch den Vorteil, dass es viel Vorbereitungszeit für die Moves und im Notfall eine Justierung der Joycons gab. Hier ist das nicht so, weil die Aufgaben alle paar Sekunden wechseln und kaum auf Steuerungsprobleme reagiert werden kann.
Darüber hinaus muss klar sein, dass WarioWare Move It keinen gigantischen Umfang hat, besonders für Singleplayer. Der Storymode macht dank den kreativen Aufgaben auch alleine Spaß, aber das Game führt sehr schnell durch die Kampagne. Im Alleingang kommt ihr vor allem auf eure Kosten, wenn ihr Highscores jagt und alle Microgames komplettiert. In Sachen Singleplayer-Umfang bleibt trotzdem der vergessene 3DS-Ableger WarioWare Gold von 2018 an der Spitze.
Dafür hat WarioWare Move It! erstmals einen ausgereiften Multiplayer-Modus. So kann die Story zu zweit bestritten werden, teilweise abwechselnd und teilweise mit gleichzeitig spielbaren Micro-Games. Für ein Singleplayer-Microgame, in dem ihr Briefe abstempelt, muss im Multiplayer beispielsweise der zweite Spieler sie auch austeilen (aber aufpassen, statt Post keine Wurstscheiben abzuschicken).
Der Fokus liegt aber auf einen großen Party-Mode, der tatsächlich ein wenig Party- bzw. Brettspiel-Stimmung im Stile von Activity mitbringt. Im nach der Story freischaltbaren Mirrormode beispielsweise stellt sich ein Spieler mit Controller hinter den Fernseher, während ein Teamkamerad vor dem Fernseher – ohne Controller – die Bewegungen vormacht, um die Microgames zu lösen. Ein anderer Team-Modus verlangt wiederum, dass die Mitspieler im Raum den aktuell Spielenden ablenken. Wem das too much ist, kann klassisch kompetitiv gegeneinander zocken, um herauszufinden, wer mehr Micro-Games schafft. Auch dort gibt es ein paar Extra-Modi. In einem Modus beobachtet eine riesige Wario-Medusa die Spieler während einem Microgame-Duell und diese müssen stillhalten, sobald sie ihren Steinblick auspackt.
WarioWare Move It! ist schon ein relativ einzigartiges Game-Erlebnis. Die Bewegungssteuerung in Kombination mit dem abgedrehten Japano-Humor sorgt für innovatives Gameplay, das sogar noch mehr aberwitzigen Körpereinsatz als damals auf Nintendo Wii verlangt. Nur leidet die Switch heute noch an ähnlichen Problemen wie die alte Fuchtel-Konsole. Mit gelegentlichen Problemen bei der Genauigkeit sind Frustmomente, vor allem im eher spärlichen Singleplayer-Modus, vorprogrammiert. Auch zu zweit sind wir beispielsweise an einer Boss-Stage mit hakeliger Ausführung etwas länger irritiert gehangen. Aber wer sich gemeinsam im großen Multiplayer-Mode austoben und sich nur ulkig mit Freunden bewegen will, kann dahingehend vermutlich ein Auge zudrücken. Wer hofft, dass mit dem Spiel auch Kalorien purzeln, hält sich lieber an unsere 5 liebsten Fitness-Games – denn so richtig ins Schwitzen kommt man mit Move it! nicht.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.