Mit unserer persönlichen Rangerin Kerstin Drabits haben die Helden der Freizeit eine ganz individuelle Tour durch den Nationalpark Donau-Auen bekommen. Die Ruheoase am Rand von Wien zeigt uns, wie wertvoll und spannend so ein unberührtes Schutzgebiet ist. Wandern mit geschärftem Blick für die Natur.
von Denise Kopyciok
Kaum im Schloss Orth angekommen, sind wir auch schon wieder draußen! Das sehenswerte Besucherzentrum des Nationalparks Donau-Auen, das uns bei unserem letzten Besuch mit seinen Tieren auf der neu gestalteten Schlossinsel verzaubert hat (hier in unserem Video und Erfahrungsbericht nachzusehen), dient uns diesmal nur als Treffpunkt. Denn hier wartet unser ganz privater Tourguide auf uns: Rangerin Kerstin Drabits begrüßt uns mit einem großen Lächeln und Gelsenspray.
Dann starten wir auch schon los und tauchen in ein neues Abenteuer ein: An der Donau entlang geht es immer tiefer in die Auenlandschaft des über 9.600 Hektar großen Nationalparks.
Ob romantische Kanutour durch die Stopfenreuther Au, abenteuerliche Fluss-Berg-Auwald-Tour von Hainburg oder Nachtwanderung auf der Suche nach Fledermäusen – wir haben schon diverse Touren durch den Nationalpark mit Ranger unternommen. Diese ist aber ganz anders als all die anderen! Denn wir wandern da hin, wo uns unsere eigenen Interessen hinführen.
So fragt unsere persönliche Rangerin: Was wollt ihr sehen? Sie lässt sich Zeit, geht ganz genau darauf ein, was wir wissen, anschauen, riechen und bewundern wollen. So entsteht eine ganz individuelle Tour. Während andere eher eine ornithologische Führung bevorzugen, um Graureiher, Seeadler oder Eisvögel zu erspähen, haben wir uns auf die Suche nach Wildkräutern gemacht.
Die Sonne leuchtet durch das Blätterdach des Auenwaldes, während wir mit staunenden Blicken Kerstin hinterherlaufen. „Man kann so viel Essen, was direkt vor der eigenen Haustür wächst!“, erklärt sie, stoppt wieder und beugt sich zu den Brennnesseln. „Aufpassen beim Ernten“, warnt sie und erklärt, dass das brennende Kraut mit dem hohen Vitamin-C-Wert viel besser als importierte Zitronen sei.
Die 26-jährige studierte Biologin arbeitet schon seit sechs Jahren in den Donau-Auen. Sie ist eine von 40 Rangerinnen und Rangern, von denen die meisten auch noch nebenbei einer Arbeit nachgehen. Wenn Kerstin nicht gerade Besucherinnen durch die einzigartige Landschaft führt, dann beschäftigt sie sich mit Artenschutz- und Forschungsprojekten in den Donau-Auen.
Zwischen Auenwald, Donauufer und Seitenarmen begleitet Kerstin das ganze Jahr über Schulklassen, organisiert Kinderfreizeiten oder macht mit Besuchern Biber-Touren oder Kanufahrten. „Der Biber und Eisvogel sind Dauerbrenner hier im Nationalpark“, sagt sie. „Und jetzt ist auch gerade die Hirschbrunft!“ Mit ein wenig Glück erhascht man mit Kerstin als Rangerin im Spätsommer auch mal rivalisierende Hirsche, die sich über das Wasser hinweg anröhren.
Im Schutzgebiet gleich hinter Wien gibt es Orte, die man besuchen darf und Orte, zu denen kein Weg führt. Welcher Spur die Besucherinnen folgen, das hängt ganz davon ab, was sie entdecken wollen. Mit einer privaten Rangerin verlieren wir uns nicht in dem großen Auengebiet. Und vor allem zeigt uns Rangerin Kerstin, warum diese Landschaft so einzigartig, so schützenswert ist. „Ich würde mir wünschen, dass die Besucher nach meiner Tour dieses unberührte Schutzgebiet zu schätzen wissen“, erklärt sie. Und sie hofft, dass das Gebiet weiter geschützt wird. Die Rangern zeigt uns beim Wandern, wie die Natur aussehen kann, welche Vielfalt an Pflanzen und Tieren es zu entdecken gibt.
„Die vollkommene Ruhe tief im Seitenarm, die hast du ja sonst einfach nirgends. Das kann schon sehr viel.“
Kerstin Drabits, Rangerin im Nationalpark Donau-Auen
Kerstins ganz persönlicher Lieblingsort ist direkt am Wasser, an einem ruhigen Seitenarm der Donau. Es ist die vollkommene Stille der Natur, die sie fasziniert. Und dazwischen: Ein Platsch!, wenn der Biber mit seinem Schwanz ins Wasser schlägt. Ein leises Flattern, wenn ein Eisvogel durch die Luft saust. Es sei die Natur selbst, die sie beruhigt und fasziniert zugleich: Es gibt so viele Flächen, die vom Menschen beeinflusst werden. Hier gibt es über 9.500 Hektar, die unberührt bleiben dürfen. „Wo ein Baum einfach verrotten darf und damit Teil des Ökosystems bleibt“, erklärt sie. „Ein umgefallener Baum wird damit Heimat und Nahrungsquelle für hunderte Tier- und Insektenarten.“
Mit einer persönlichen Rangerin sieht man nicht nur Auenwald, Wiesen und Gewässer. Wir bewundern die dicke Rinde von Eichen, die starken Äste wilden Weins, das hohe Gras, in dem sich Schlangen sonnen, wir wandern über schlammige Böden und entlang sandigen Ufern. Wir erkennen, wie ruhig es sein kann fern ab der Großstadt, während allein die Blätter laut im Wind rascheln.
Adresse: schlossORTH Nationalpark-Zentrum, Schlossplatz 1, 2304 Orth/Donau
Öffnungszeiten: Führungen sind ganzjährig möglich
Terminvereinbarung: Tel: 02212-3555 oder E-Mail: schlossorth@donauauen.at
Preis: 165 Euro für maximal zehn Personen
Dauer: etwa drei Stunden
Mehr Infos: www.donauauen.at/besuchen/erleben/alle-angebote/ihr-persoenlicher-ranger
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Alle Fotos und Video: (c) heldenderfreizeit.com
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.