Egal ob aufregende Auslands- oder Inlandsproduktionen. Die Viennale 2022 hat zu ihrem 60. Jubiläum etwas für jeden Filmgeschmack zu bieten. Vom 20. Oktober bis zum 1. November können dutzende Filme verteilt über die schönsten Wiener Kinos bestaunt werden. Wir stellen euch die Highlights und das Programm genauer vor.
von Anna-Maria Hirschhuber
Das heurige Viennale-Jahr ist ein ganz besonderes, denn das große Filmfestival wird 60 Jahre alt. Zum runden Geburtstag erscheint eine Sonderpublikation Viennale 60. On Festivals. In ihr verschmelzen Überlegungen von Festivalexpert:innen in verschiedenen Ausdrucksformen – angefangen von Gesprächen bis hin zu Interviews oder Essays. Es wird die Zukunft, Gegenwart aber auch Vergangenheit des Films besprochen. Das Programm ist dabei so bunt wie eh und je: von Histografien bis zu Features oder Retrospektiven.
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Die Vielfalt der Viennale 2022 zeigt sich bereits in den verschiedenen Trailern, die extra zum 60jährigen Geburtstag von Filmemacher:innen aus aller Welt kreiert wurden und die Geschichte des Film-Events widerspiegeln soll.
Vor rund zehn Jahren kam eine schreckliche Wahrheit in einer mennonitischen Gemeinde ans Licht. Sieben Männer hatten über 100 Frauen immer wieder vergewaltigt und sie dabei mit starken Rauschmitteln betäubt. Die Verbrechen wurden von ihnen als “wilde weibliche Fantasien” abgetan. Deswegen treffen sich die Frauen in einer Scheune, sprechen, diskutieren und streiten über die Vorfälle, die ihnen zugestoßen sind oder eben nicht, wenn es nach den Männern geht. Ein Weltklassefilm, der nichts für schwache Nerven ist – und schockiert, weil er auf einer wahren Begebenheit basiert.
Trotz der Anschuldigungen gegen den österreichischen Regisseur Ulrich Seidl, hat sich die Viennale dazu entschieden seinen neuen Film SPARTA zu zeigen. Der greise Vater, der schon Seidls letzten Film Rimini eröffnete, kehrt zurück auf die Leinwand. Seine Demenz fordert besonders seinen Sohn Ewald, der wegen der Vorkommnisse in eine Krise schlittert. Dabei versucht er im improvisierten Judo-Club “SPARTA” in Rumänien seine pädophilen Vorlieben zu befriedigen, ohne sie wirklich auszuleben. Der Film wird in Anwesenheit von Ulrich Seidl gezeigt.
Film kann nur das wirklich Sehbare auf die Leinwand bringen, oder? Kamal Aljafari gibt sich damit aber in seinem Kurzfilm nicht zufrieden. Er will das Abwesende, Nicht-Vorhandene und auch Ausgegrenzte zeigen. Dafür begibt er sich nach Israel und Palästina und erkundet die Tiefen eines aufwändig inszenierten Propagandafilms der israelischen Armee aus den 1970er Jahren.
PARADISO, XXXI, 108 läuft im Rahmen des Kurzfilmprogramms 2: CRISES IN PARADISE. Alle Kurzfilmprogramme findet ihr hier.
Auf der Viennale werden insgesamt 9 Filme von Med Hondo gezeigt. Er war einer der Wegbegründer des afrikanischen Kinos. Seine Filme drehen sich um den Konflikt um das afrikanische Territorium und die damit verknüpfte Geschichte mit Europa. Analysepunkte sind dabei immer Machtkämpfe und kulturelle Einflüsse der Kolonialzeit. Obwohl Med Hondo bereits 1936 geboren wurde, bekommen seine Werke erst jetzt die ihnen gebührende Aufmerksamkeit.
Buenos Aires war im 20. Jahrhundert kein sicherer Ort: unheimliche Menschen, Kriminalität und auch Gewalt waren in der argentinischen Hauptstadt allgegenwärtig. Die Filme, die rund um die 1950er entstanden sind, thematisieren eine konfliktreiche Zeit, in der Verbrechen auf Aberglauben trafen. Das zeigt sich bei Fernando Ayala, Hugo Fregonese, Carlos Hugo Christensen, Román Viñoly Barreto und Pierre Chena, einige der bedeutendsten Filmemacher der damaligen Zeit. Ihre Werke wurden restauriert und können jetzt in neuem Glanz bestaunt werden.
Krisen sind das beste Kanonenfutter für Dokumentarfilme. Sie entstehen wegen ihnen, spiegeln sie wider oder ploppen einfach im Laufe der Zeit auf. So werden auch anlässlich der Viennale 12 Kurz- und Lang-Filme aus Österreichs Krisenzeiten gezeigt, anlässlich der Publikation des Sammelbandes „Österreich real. Dokumentarfilm 1981-2021“, veranstaltet vom Filmarchiv Austria.
In unserem Seher-Bereich versorgen wir dich regelmäßig mit weiteren Programm-Vorschauen, aber auch Kritiken und Bestenlisten.
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Aufmacherfoto: (c) Alexi Pelekanos
Anna-Maria Hirschhuber hat Journalismus und Politikwissenschaft studiert und bereits vor der Matura ihren ersten Roman geschrieben. Bei den Helden der Freizeit sind es vor allem coole Buch, Erkunder und Social Media Storys.