Eine Mehrtages-Rundwanderung um einen See hat einen besonderen Reiz: Neben wunderschönen Wald und Wiesen gibt es die Möglichkeit, abends die müden Wanderfüße im kühlen Nass zu erfrischen. Wie unser Trip auf dem Via Paradiso verlaufen ist und was wir dir für deine Umrundung empfehlen, erfährst du hier!
von Sabrina Farkas
Wir haben es wieder getan! Nach unserer ersten Mehrtages-Wanderung um den Wörthersee vergangenes Jahr umrundeten wir heuer den ebenfalls in Kärnten gelegenen Millstätter See. In diesem Artikel verraten wir dir, was es bei einer solchen Tour zu beachten gilt. Übrigens: Falls du etwas weiter südlich nach Kroatien fährst, kannst du die unglaublichen Plitvicer Seen umwandern – hier unser Bericht.
Naturbelassene Uferpfade entlang des bis zu 27 Grad warmen Millstätter Sees erwarten dich am Via Paradiso ebenso wie steilere Waldstücke, die aber auch ihren Reiz haben. Der 55 Kilometer lange Wanderweg umrundet mit insgesamt etwa 1.900 Höhenmetern in vier moderaten Tagesetappen den See fast zur Gänze und kann bei entsprechender Wetterlage von März bis November gewandert werden.
Unsere Anreise beginnt unüblich, denn vor der Wanderung leite ich mein Yoga Retreat in der Seevilla Millstatt, zu dem ich von Wien etwa vier Stunden mit dem Auto fahre. Am Retreat nimmt auch meine Freundin Sabrina teil, die mit dem Zug in ca. fünfeinhalb Stunden direkt von Wien nach Spittal-Millstätter See anreist und dort vom Hotelteam abgeholt wird. Unsere Partner kommen gemeinsam mit dem Auto nach.
Wir schlafen alle noch eine Nacht in Millstatt, bevor wir zum Wandern aufbrechen. Man könnte sagen, wir Mädels waren durch die vielen Yogastunden am langen Wochenende schon perfekt trainiert für die See-Runde. Man könnte aber auch ehrlich sein und zugeben, dass wir mit einem Mega-Muskelkater losgewandert sind!
Unser Gepäck kann am ersten Wandertag getrost in Millstatt bleiben. Wir hingegen folgen unserem ausgefeilten Logistik-Plan, denn der Via Paradiso ist keine komplett geschlossene Runde: Start und Ziel befinden sich etwa 1 Stunde und 500 Höhenmeter, die wir uns nur zu gerne sparen, voneinander entfernt. Also bringen wir eines der beiden Autos zum Endpunkt der Wanderung, den Alpengasthof Bergfried, dessen freundlicher Besitzer uns erlaubt hat, in den nächsten Tagen hier zu parken. Dann fahren wir gemeinsam mit dem zweiten Auto in die Nähe des Startpunkts der Wanderung in Döbriach und parken am kostenlosen Parkplatz bei der Busstation Glanzer Straße.
Weit kommen wir nicht, denn hier in der Nähe ist der erste der zahlreichen Geo Caches versteckt, die Sabrinas Freund Manuel gerne hebt. Doch dann geht es los und wir folgen dem sehr schönen und flachen Weg entlang des türkis leuchtenden Sees bei strahlendem Sonnenschein. Schließlich wird es steiler, aber nicht minder schön. Der Matzelsdorfer Hof belohnt uns mit ofenwarmem Mohn-Nuss-Birnen-Kuchen mit Vanilleeis.
Sehr idyllisch führt der Weg uns weiter durch Wälder, über Wiesen und durch eine Schlucht. Auf einer langen, schattigen Bank verspeisen wir unseren Mittagsproviant. Weiter geht es zur Kanzel, einem Aussichtspunkt mit herrlichem Blick auf einen Wasserfall und natürlich den See. Von nun an geht es bergab und während wir auf den Abstecher zum Zwergsee verzichten, nehmen wir den Aussichtsbalkon unterwegs noch mit. Nun ist es nicht mehr weit nach Millstatt, wo wir im von Falstaff prämierten Restaurant der Seevilla ein köstliches Abendessen genießen und danach das Bett dem traumhaften Wellnessbereich im Bootshaus vorziehen.
Der zweite Tag beginnt mit einem reichhaltigen Frühstück. Gestärkt hinterlassen wir unser Gepäck an der Rezeption. Dort wird es später von Taxi Millstatt abgeholt und zu unserer nächsten Unterkunft gebracht. Rund 104 Euro beträgt der Preis für unsere vier Gepäckstücke für die drei Transporte um den See. Wir spazieren unterdessen nach einem kurzen Abstecher zum (übrigens auch sonntags geöffneten) Billa durch das sehenswerte Stift Millstatt zu dritt mit leichten Tagesrucksäcken los. Sabrina entscheidet sich heute für die gemütliche Variante und folgt der Seepromenade etwa eine Stunde zu Fuß nach Seeboden.
Wir Wandersleute werden kurz darauf vom steilen Weg entlang des Kreuzgangs zum Schluchtweg herausgefordert. Dank der schattigen Kühle fällt es uns nicht allzu schwer, die Steigung zu erklimmen und wir bestaunen die an Urwald erinnernde Natur rund um uns. Wir folgen dem Lauf des Wassers, bis es Zeit wird, die Schlucht hinter uns zu lassen. Nach einigen Pausen sowie diversen Tierherden-Begegnungen sind die Wolken recht dunkel und der Donner ziemlich hörbar.
Wir entscheiden uns daher gegen den offiziellen Via Paradiso Verlauf durch den Wald. Stattdessen wählen wir eine Strecke von Laubendorf entlang der Straße Richtung Treffling und dann mit einer Abkürzung nach Seeboden. Geistesgegenwärtig besorgen wir Proviant für Etappe 4, sodass wir diesen direkt im Koffer verstauen können und nicht morgen mitschleppen müssen. Wir checken in unsere Zimmer in der netten Pension Maria ein. Dann brechen wir zum nahegelegenen Restaurant Postwirt auf, um Kärntner Kasnudeln und Fleischnudeln zu verkosten. Danach brauchen wir noch einen kleinen Spaziergang, bevor es ins Bett geht.
Wir frühstücken zeitig, um dem angesagten Regen zu entgehen. Nach dem Abstecher zum Supermarkt kommen wir aber nur wenige hundert Meter weit, bevor wir unsere Geschütze gegen Schlechtwetter auffahren müssen. Unbeirrt folgen wir dem Via Paradiso durch Seeboden und hinein in den Wald. Die Strecke ganz nah am Ufer lädt bei schönerem Wetter bestimmt zum Baden ein – wir sind aber auch so pitschnass. Bei der Schlossvilla angekommen versuchen wir telefonisch unser Glück bei einigen Taxiunternehmen, doch der Weg ist auch für Autos weit. Den fairsten Preis hätte mit 30 Euro unser treuer Gepäckstransporteur Peter Silbernagl angeboten.
Doch wir ziehen den Fußweg der Wartezeit auf einen Transport vor. Noch etwa eine Stunde dauert es von hier bei mäßigem Anstieg zum Gasthof Lug ins Land, dem heutigen Endpunkt und unserer Unterkunft. Nach einer heißen Dusche und einer Kaspressknödelsuppe sieht die Welt gleich besser aus. Wir nützen die heute zeitige Ankunft für ein ausgiebiges Powernap am Nachmittag. Abends hat der Regen aufgehört und wir Stadtkinder sehen uns verzückt am Hof um. Das Kalb hatte uns vorhin schon begrüßt, nun lernen wir auch seine Familie sowie Hündin und Jungkatze kennen. Dann gibt es ein deftiges Abendessen und reichlich alkoholschwangere Gespräche mit dem Gastgeber, bevor unsere schweren Beine uns in die Zimmer im ersten und zweiten Stock tragen.
Mit einigem Respekt starten wir unseren letzten Tagesmarsch – immerhin erwartet uns heute die längste und steilste Strecke. Sie beginnt sehr gemächlich mit einem Abstecher zum Egelsee. Dort beobachten wir einige Frösche, zahllose Kaulquappen und sogar eine schwimmende Ringelnatter. Die Sonne lacht durch das Blätterdach, als wir unseren Weg durch den Wald fortsetzen. Später kommen wir zu einer Lichtung und erhaschen die ersten Seeblicke, seit wir uns gestern bei der Schlossvilla vom Wasser abgewandt haben.
In Insberg lockt uns ein Schild zum angeblich nur 150 Meter entfernten Gasthof Laggner. Mangels Angabe der Öffnungszeiten auf Google Maps gehen wir die tatsächlich 400 Meter bergab umsonst und jausnen resigniert am dortigen Spielplatz – immerhin mit Blick auf den Streichelzoo. Dann mühen wir uns die 400 Meter wieder hinauf zum Via Paradiso. Der Weg führt uns zuerst weiter bergauf und dann entlang einer ehemaligen Materialseilbahnstrecke wieder bergab. Immer wieder rettet uns dabei Manuels GPS davor, uns im Wald zu verirren, denn die heutige Etappe ist verleichsweise schlecht ausgeschildert und auch die Wegbeschreibung hilft uns diesmal nicht immer.
In Glanz erblicken unsere durstigen Augen im Gastgarten des Müllnerwirts einen Selbstbedienungs-Kühlschrank sowie einen Kaffeeautomaten. Wir genehmigen uns eine ausgiebige, schattige Pause. Ausgeruht erklimmen wir anschließend den nun folgenden, steilen Wegabschnitt. Nach motivierenden Seeblicken tauchen wir weiter in den Wald ein und machen jede Menge Höhenmeter. Schließlich gelangen wir an eine herrliche Lichtung mit Blick auf den See. Von dort geht es beschwingt, weil flacher und das Ziel erahnend, weiter. Und dann steht ganz unvermittelt nach einer Biegung des Weges unser Auto und der Alpengasthof in wenigen Metern Entfernung. Wir haben es geschafft!
Bevor es auf die Zimmer geht, machen wir noch einen Abstecher zum Sternenbalkon. Diese Aussichtsplattform bildet das Ende des Via Paradiso und wir stoßen auf die gelungene Seeumrundung an. Später treffen wir uns noch zum Abendessen auf der Terrasse mit Aussicht auf den Sonnenuntergang über dem See. Am nächsten Morgen liegen Wolken über dem Wasser, die sich erst zum Frühstück lichten. Noch einmal sehen wir uns an dem Panorama satt, bevor wir die Heim- bzw. Weiterreise antreten.
Von den Höhenmetern und der Distanz ähnelt der Via Paradiso um den Millstätter See der Rundwanderung um den Wörthersee (hier unser Bericht). Aus den beiden einen Favoriten zu wählen, fällt schwer, denn beide haben uns sehr gut gefallen. Während der Via Paradiso fast noch mehr und schönere Seeblicke bietet, hat der Wörthersee Rundwanderweg den Vorteil, dass er tatsächlich einmal ganz rund um den See führt, was nicht nur ein tolleres Gefühl bietet, sondern auch die Logistik erleichtert. Aber am besten, du probierst die beiden Strecken selbst aus!
Beim Wandern kannst du im eigenen Tempo die Natur erleben. Unsere Tipps für deine nächste Wanderung:
Wörthersee Rundwanderweg – in 4 Tagen um den See
Plitvicer Seen – Tipps für deinen Wanderurlaub im Nationalpark
“rundumadum” – In 12 Etappen rund um Wien wandern
8 leichte Wanderungen im südlichen NÖ
Und falls du Lust auf eine tolle Radtour hast:
Alpe Adria Radweg Villach – Grado: In 3 Tagen ans Meer
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.