Einmal quer durchs australische Outback treibt es in der Serie Upright das ungleiche Duo Lucky und Meg. Dabei lauern allerlei komische Komplikationen und unterhaltsame Missverständnisse. Wie uns der Roadtrip, der ab 11. August auf Universal TV via Sky, Magenta TV und Co. zu empfangen ist, gefallen hat.
Von Sophie Neu
10. August 2020: Wenn zwei starke Charaktere kollidieren, dann ist das Ergebnis oft spannend. In Upright, der neuen, achtteiligen australischen Serie ist just das der Fall. Das lustige und ungleiche Duo Musiker Lucky und Teenager Meg hält uns mit einer ausgewogenen Mischung aus Comedy und melancholischen Momenten bis zum Schluss bei der Stange. Ihr ungewöhnlicher Roadtrip führt sie einmal quer durchs Outback, wo es nichts gibt, hinter dem man seine Probleme verstecken könnte. So schweißt die Reise nicht nur Lucky und Meg zusammen, sondern sie wird auch gleich zu einer höchst unterhaltsamen On-The-Road-Therapie. Unsere Meinung zur abenteuerlichen Reise erfährst du in dieser Kritik.
Wieviel Pech kann ein Mensch haben? Lucky (Tim Minchin) – trotz seines Namens – anscheinend gar nicht genug. Der Musiker ist nicht nur pleite und psychisch ein Wrack, nein, er steuert seine alte Rostlaube samt Anhänger mit Piano auch noch geradewegs in den Truck der Teenagerin Meg (Milly Alcock). Die ist natürlich alles andere als amüsiert und hat sich bei der Karambolage auch noch den Arm gebrochen. Weil Luckys Auto damit endgültig Schrott ist, bringt er Meg mit ihrem Geländewagen ins nächstgelegene Krankenhaus. Eine Piano-Umlade-Prozedur und einen Spitalbesuch später beginnt ein unerwarteter gemeinsamer Roadtrip von Sydney nach Perth. Denn auch Meg will wie Lucky ans andere Ende des Outbacks. Durch den Armbruch außer Gefecht gesetzt, kommt ihr der Eigenbrötler als Chauffeur gerade recht.
Mit Upright wird das Rad des Roadtrip-Genres nicht neu erfunden. Aber wieso auch, wenn es auch so rollt? Und das tut es in der australischen Serie, die Lucky-Darsteller Minchin gemeinsam mit Chris Taylor, Leon Ford und Kate Mulvany geschaffen hat. Das Endprodukt ist ein kurzweiliges und manchmal nachdenklich stimmendes Comedy-Format, von dem man mehr sehen will. Hier werden wuchtige Themen wie Tod, Krankheit und Trauer in leichtverdauliche Comedy verpackt, ohne ihnen die Luft abzuschnüren. Denn Upright nimmt sich trotzdem die Zeit für leise und melancholische Momente, in denen wir Zuschauer ehrlich mit Meg und Lucky mitfühlen. Dabei drückt es uns die Traurigkeit nicht konstant auf, sondern säht sie wohldosiert durch die acht Episoden verteilt. Dadurch entfalten sie in den richtigen Momenten ihren Effekt.
Spannend macht die Serie von Universal TV vor allem ihre Unvorhersehbarkeit. Im Gegensatz zu vielen anderen Miniserien sind die Wendungen von Upright klischeefrei. So leidet und eifert man mit Lucky und Meg mit, auch wenn sie auf ihrer Reise manchmal auf nicht ganz lupenreine Tricks zurückgreifen. Und trotzdem hinterlässt jede Episode das Gefühl, dass alles wieder gut wird – denn Lucky und Meg haben ja immer noch einander.
Generell macht die Dynamik zwischen den beiden den größten Charme von Upright aus. Denn beide sind psychisch stark angeschlagen und bilden, ohne es sich so ganz bewusst zu sein, eine Therapiegruppe füreinander. Während Teenagerin Meg gar nicht weit genug von ihrem Vater und ihrem alten Leben weg kann, versucht Lucky rechtzeitig zu seiner todkranken Mutter zu kommen. Seinen Ballast hat er dabei immer im Schlepptau. Denn das antike Piano, das er transportiert, soll wieder an seinen ursprünglichen Platz ins Elternhaus zurück. Dabei eröffnen die beiden einander neue Perspektiven und entwickeln einen unausgesprochenen Vertrag, aufeinander Acht zu geben. Daraus entstehen Comedy-Situationen, die der Serie wieder mehr Leichtigkeit geben – nicht zuletzt werden diese lustigen Situationen auch durch das Zusammenspiel von Megs widerborstiger und oft leichtsinniger Attitüde und Luckys Resignation demgegenüber befeuert.
Schade ist hier nur, dass den Charakteren nicht mehr Zeit gegeben wurde, sich zu entfalten. Denn weder Lucky noch Meg wird ein ruhiger Moment zugestanden, in dem man tiefer in ihr Wesen schauen könnte. Nur ab und zu blitzen solche Augenblicke durch. Etwa wenn Meg sich auf einem Campingplatz betrinkt und zum Vorschein kommt, wie unerfahren und unsicher sie unter ihrer taffen, neunmalklugen Schale noch ist. Aber während Meg im Verlauf von Upright mehr Charakter gewinnt, wird Luckys Entwicklung vernachlässigt. Viel zu wenig wird darauf eingegangen, warum er anfangs so ist, wie er ist. Bis zum Schluss bleiben die Erklärungen oberflächlich. Sein Wechsel zu einem verantwortungsvolleren Mann ist nicht intrinsisch motiviert, sondern wird durch seine Verpflichtung als Erwachsener gegenüber Teenie Meg erzwungen. Und trotzdem scheinen sich seine sämtlichen familiären Probleme am Ende durch dieses Verantwortungs-Intermezzo von selbst zu lösen.
Trotzdem bleibt Upright ein wunderbar unterhaltsamer Roadtrip mit so einigen absurden Momenten. Von Psychiatern, die nichts von Medikamenten halten bis hin zu Kamelen im australischen Outback erwartet den Zuschauer ein Sammelsurium an kuriosen wie lustigen Szenen. Nicht zuletzt durch diese unerwarteten Situationen und Komplikationen, in die es Meg und Lucky immer wieder mit ihrem Pickup schleudert, wird Upright zu einem Must-Watch für Fans von Feelgood-Comedy.
Upright ist eine großartige, aber viel zu kurze Serie, von der wir gerne noch mehr gesehen hätten. Meg und Lucky wachsen den Zuschauern mit all ihren Macken und Eigenheiten schneller ans Herz, als die beiden bis zur nächsten absurden Begegnung im Outback brauchen. Trotz schwerverdaulicher Themen wie Tod und psychischen Krankheiten bewahrt Upright eine ansteckende Lebensfreude und gibt uns von Anfang an das Gefühl, dass am Ende alles gut wird.
Upright startet am 11. August auf Universal TV und Universal TV HD und ist im deutschprachigen Raum auf folgenden Kanälen emfangbar: Österreich – Sky, Sky X, Magenta TV, A1, M7 HD Austria, Deutschland – Sky, Sky Ticket, Vodafone Giga TV, Unitymedia, Deutsche Telekom Magenta TV, 1&1 Digital-TV, M7, Schweiz – Sky Show, UPC, Teleclub, Quickline, Digital Cable Group.
Haben wir natürlich für dich am Start. Schau doch mal hier rein:
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Aufmacher: ©Matt Nettheim
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.