Die neueste Produktion des Ensembles des Metropol nimmt sich in diesem Jahr die frühen 60er Jahre zur Brust und holt den weltbekannten Twist vor den Vorhang. Bis 16. März gibt es das Stück zu sehen. Wir waren bei der Uraufführung live dabei und erzählen dir in unserer Review, was uns gut und weniger gut gefallen hat.
Aktueller Tipp: Derzeit läuft im Metropol Die Drei von der Tankstelle – mehr hier in unserer Kritik.
von Patrick Meerwald
Come on, let’s see a musical again, like we did last Winter, … Premiere time is here. Es ist mittlerweile schon Tradition im Wiener Metropol, dass im Februar ein Musical sein Debüt feiert. Am 14. 2. 2024 gab es mit Twist! sogar eine Uraufführung zu sehen.
Wir waren natürlich mit von der Partie. In unserer Review zu Twist! erfährst du alles, was du wissen musst. Plot, Mitwirkende, positive Aspekte, eher kritischere Passagen und selbstverständlich auch die weiteren Termine. Wenn dich auch noch für andere Musicals interessierst – hier die 18 Musicals, die 2024 noch in Wien zu sehen sind. Und hier unser Urteil zum neuen Phantom der Oper Musical im Raimund Theater.
Ein Musikmagazin hat finanziell schon bessere Tage gesehen. Kaum noch werden Inserate verkauft, die Leser:innenschaft nimmt stetig ab. Dazu kommen zwischenmenschliche Kleinkriege zwischen der Chefredakteurin Barbara (Dagmar Bernhard) und dem Herausgeber, der gleichzeitig ihr Exmann ist. Die Idee eines Redakteurs (Ex Song Contest Starter Vincent Bueno) verspricht einen Twist beim Magazin einzuläuten. ER nimmt mit der neuesten Kollegin bei einem bedeutenden Tanz-Wettbewerb teil und möchte damit die Auflage des Hefts steigern. Gleichzeitig hofft er insgeheim vielleicht auch einen eigenen lang gehegten Traum zu verwirklichen. Eine Reise mit vielen Hürden und liebes-chaotischen Herausforderungen beginnt.
Was bei Musicals die Spreu vom Weizen trennt, sind meist die Gesangsleistungen der jeweiligen Darsteller:innen. Bei Twist! sind durchaus starke Gesangsperformances zu hören. Sei es im Solo, Duett oder als gesamtes Ensemble. Kraftvoll, dynamisch und einfach fein zum Anhören. Hier überzeugen die Darsteller:innen. Auch die Live-Band unter der Leitung von Valentin Oman zeigt sich sehr souverän. Die Stücke sind zwar Standard und nicht zu anspruchsvoll, dafür kommen sie mit Präzision und Tightness ins Ohr. Diese Kombination von Vocals und Instrumenten kam bei unserem Premierenbesuch blendend beim Publikum an.
Dem gegenüber steht eine Handlung, die eher austauschbar ist. Würde sich die Musik nicht so sehr um den Twist drehen, könnte das Geschehen auch in einem anderen Setting funktionieren. Die Wendungen sind erwartbar, auch so manchen Witz hat man schon öfter gehört. Es wird zwar versucht, immer wieder (zumindest planmäßig) subtile Spitzen an das kulturelle Geschehen in Österreich heutzutage zu streuen. Diese kratzen aber eher an der Oberfläche, anstatt als mutige Statements in Erinnerung zu bleiben. So ist der Unterhaltungswert eher seicht, der trotzdem mitunter im Publikum positiv angenommen wurde.
Über Humor lässt sich durchaus streiten und auch diskutieren. Daher ist es auch vollkommen in Ordnung, wenn die Pointen für manche mehr, für andere weniger zünden. Eines sollte dennoch nicht unerwähnt bleiben. Über die gesamte Spieldauer ist Alkohol präsent. Die Redakteure betrinken sich im Dienst, verzweifelte Liebende greifen nach diesem, wenn der Frust hochkommt, gibt es ein Erfolgserlebnis in welcher Form auch immer, der Alkohol ist immer am Start. Der damit verbundene Rausch kommt zum Einsatz, sobald die Handlung die Chance hätte, neben dem lustigen und bunten Setting etwas Melancholie hineinzubringen.
Stattdessen folgen Slapstick-Einlagen, die der Theatralik das Ernsthafte nehmen. Diese Momente sind nicht nur dramaturgisch eher kritisch zu sehen. Vielmehr beschleicht einen das Gefühl, das Musical würde Alkoholismus als etwas Unterhaltsames sehen. Da wäre in unseren Augen etwas mehr Sensibilität angebracht gewesen.
Bei allen kritischen Worten zuvor möchten wir auf einen Aspekt eingehen, der bislang nicht zur Sprache kam und ein echter Gewinn bei Twist! ist. Die Tanz-Choreographien sind sehr vielseitig gestaltet, kreativ und machen wirklich Spaß beim Zusehen. Dazu kommt auch ein sehr gelungenes Lichtkonzept, das die Auftritte noch besser erscheinen lässt. Bei den Tänzen gelingen auch immer wieder kleine Anspielungen auf Tanzfilme oder auch andere Musicals. Dafür verantwortlich ist Elisabeth Blutsch, die auch in einer kleineren Rolle selbst immer wieder on Stage zu sehen ist. Wenn sie tanzt, ist ihre Begeisterung und ihr Strahlen dabei nicht zu übersehen. So eine Leidenschaft macht das Zusehen zum Vergnügen.
Twist! kann sowohl mit tollen musikalischen Beiträgen, vor allem im Gesang, als auch ganz besonders bei den Choreografien punkten. Wem diese Aspekte bei Musicals wichtig sind, hat auf jeden Fall eine schöne Zeit bei der Performance. Fans von tiefgründigerem Plot sind aber bei anderen Inszenierungen besser aufgehoben.
Dagmar Bernhard – Barbara
Elisabeth Blutsch – Rita
Denise Jastraunig – Linda
Victoria Sedlacek – Cindy
Vincent Bueno – Silvio
Martin Oberhauser – Hugo
Markus Richter – Betram
Bernhard Viktorin – Boris
Buch: Peter Hofbauer
Regie: Peter Kratochvil
Musikalische Leitung: Valentin Oman
Choreographie: Elisabeth Blutsch
Bühnen- und Kostümbild: Ilona Glöckel
Regieassistenz & Abendspielleitung: Irene Marie Höllwerth
Von 15. 2. bis 15. März 2024 – täglich um 20 Uhr (außer an folgenden spielfreien Tagen 18. 2., 19. 2., 3. 3., 4. 3., 10. 3. 11. 3.)
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Aufmacher: © Peter Burgstaller
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.