Im Westen ist der JRPG-Klassiker Trials of Mana lange unter dem Radar geflogen. Doch mit dem Trials of Mana Remake hat Square Enix dem Kultspiel 2020 eine Frischzellenkur gegönnt, die sich sehen lassen kann. Was uns so gut gefällt, lest ihr im Test.
von Sophie Neu
4. Mai 2020: Die Mana-Reihe, in Japan unter dem Namen Seiken Densetsu bekannt, ist für viele eingefleischte JRPG-Fans eine der Franchises schlechthin. Doch Trials of Mana bekam bis 2019 mit der Collection of Mana keine offizielle Lokalisierung für den europäischen Markt. Mit dem Release von Trials of Mana Remake 2020 hat Square Enix jetzt auch eine moderne, noch zugänglichere 3D-Version des wunderschönen Titels für PS4, Switch und PC veröffentlicht, die sich trotzdem stark an ihren Wurzeln orientiert. In unserem Review gehen wir ausführlich auf die Schwächen und Stärken des Remakes von Trials of Mana ein.
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Die Prämisse von Trials of Mana ist sehr klassisch: Als auserwählter Heldoder auserwählte Heldin müssen wir die Welt vor einer drohenden Katastrophe retten. Um uns möglichst große Freiheit zu lassen, dürfen wir uns aus sechs Charakteren unseren Protagonisten aussuchen. Vom archetypischen Soldaten Duran bis hin zu Angela, der Prinzessin eines Hexenreiches, ergeben sich einige Möglichkeiten. Gleichzeitig gesellen sich aus dieser Runde auch zwei (natürlich von uns gewählte) Mitkämpfer dazu. Gemeinsam müssen wir die Mana-Geister finden und davon überzeugen uns zu helfen, das Tor zur Dimension der Mana-Göttin zu öffnen. Denn dort befindet sich das Mana-Schwert, mit dem wir das Böse, das von der Welt Besitz zu ergreifen droht, besiegen können. Natürlich läuft das nicht ganz problemfrei.
Damit gewinnt Trials of Mana keinen Preis für innovative Geschichten. Insgesamt findet sich hier gleich die größte Schwäche des Spiels. Denn die Charaktere sind für moderne Standards denkbar generisch und auch die Geschichte ist altbekannt. Dabei hätte man sich gerade beim letzten Aspekt ein bisschen Weiterentwicklung gewünscht. Doch leider hält man sich bei Story und Dialogen eins zu eins an die Vorlage des Originals. Zur Verteidigung: Die waren damals wie heute liebenswürdig. Aber gerade wenn man sich anschaut, wie Square Enix gerade das Remake von Final Fantasy VII erweitert hat, fühlt man sich als Fan der Mana-Serie doch ein bisschen zurückgelassen. Da wurde von Trials of Mana das Potential nicht voll ausgenutzt.
Denn davon gibt es mehr als genug, wie zum Beispiel die Charaktermodelle. Die strotzen nur so vor Detailverliebtheit. Von den süßen kleinen Bommelmützchen der jungen Charlotte bis hin zu Angelas freizügigen Outfits erweitert man hier die Vorlagen des original Trial of Mana um viele weitere Dimensionen. Besonders schön ist auch, dass sich das Gewand mit wechselnder Klasse ändert.
Das Kampfsystem hat sich nicht grundlegend geändert, nur wurde es eben in die 3D-Welt transportiert. Auch im Trials of Mana Remake lassen sich unter bestimmten Voraussetzungen die Kampfklassen der Helden ändern. Bei Heilerin Charlotte kann man sich etwa entscheiden, ob man für sie eine Klasse wählt, die sich primär aufs Heilen konzentriert, oder ob sie auch verhehrende magische Attacken auf die Gegner verüben soll. Aber trotzdem; ein nicht unwichtiger Anreiz für einen Klassenwechsel bleiben natürlich auch die neuen Erscheinungsbilder der Helden von Trials of Mana.
Auch die Angriffe wurden den aktuellen Grafikstandards angepasst. Je nach Held gibt es jetzt lustige oder richtig cool animierte Attacken auf die Gegner. Dabei ist das Vorankommen in Trials of Mana um einiges einfacher geworden. Leveln geht auf der Schwierigkeitsstufe Normal recht flott und die Gegner sind leichter zu besiegen, wenn man es vs. Das Original stellt. Mana-Veteranen legen wir deswegen eine höhere Schwierigkeitsstufe ans Herz. Für JRPG-Anfänger hingegen ist gerade deswegen das Remake von Trials of Mana der optimale Einstieg und zwingt sie nicht zu stundenlangem Grinden.
Wie schon im Original Trials of Mana wird innerhalb der Kämpfe neben dem Echtzeit-Kampfsystem, auf das Ring-Menü gesetzt. Mit dem kann man Items oder Zaubersprüche einsetzen. Das läuft heute genauso flüssig wie damals. Und es lässt einen auch mal durchatmen und die weitere Strategie planen, denn durch das Aufrufen pausiert der Kampf. Während des gesamten Spiels kann man zwischen seinen drei auserwählten Helden wechseln. Dadurch lassen sich vor allem stärkere Attacken besser koordinieren. Einen Multiplayer-Modus vermisst man hier beim Remake von Trials of Mana allerdings schmerzlich.
Die KI der anderen Charaktere lässt vor allem bei Area-of-Effect-Attacken der Gegner (also großflächigen Attacken) zu wünschen übrig. Oft laufen unsere Kumpanen planlos in diese Gefahrenzonen und verletzen sich dabei. Da helfen auch die eigentlich praktischen Einstellungen zu ihrem Kampfverhalten nichts. Die sind ansonsten aber sehr nützlich, denn mit ihnen können wir unter anderem entscheiden, ob sich die Mitstreiter eher defensiv oder aggressiv verhalten und auf welche Gegner sie sich konzentrieren sollen.
Diese zusätzliche Koordinierung wiederum hilft in vielen Bosskämpfen. Die sind adäquat herausfordernd und erfordern eine strategische Herangehensweise. Meistens haben sie eine elementare Schwäche, die man sich schon aus der Gegend erschließen kann, in der man sie antrifft. Mit unseren Mana-Geistern, die wir nach und nach sammeln, können wir sie mit der entsprechenden Element-Attacke angreifen und besonders viel Schaden anrichten.
Auch Items erweisen sich hier als sehr nützlich. Von denen findet man in der Welt mehr als genug, sodass es meistens nicht nötig ist, sich weitere in den Shops zu organisieren. Das spart Geld, das stattdessen in gute Rüstung investiert werden kann.
Abschließend wollen wir in diesem Test aber auf die wohl größte Stärke des Trials of Mana Remakes eingehen: Die Optik. Grafisch sind die Entwickler des Remakes behutsam an das Ausgangsmaterial herangegangen und haben es stilecht nachempfunden. Dadurch ist trotz massiver visueller Verbesserung nichts vom ursprünglichen Charme von Trials of Mana verloren gegangen. Egal ob man jetzt im Mümmlerwald oder in der Seestadt Astoria unterwegs ist, man erkennt sofort wieder, wo man sich aufhält. Und auch die einzigartigen süßen Monster, wie etwa die Mümmler haben nichts an ihrer Knuffigkeit eingebüßt, eher sogar noch dazugewonnen. Da fällt es einem manchmal schwer, das Abmetzeln der kleinen Freunde mit dem eigenen Gewissen zu vereinbaren.
Das Trials of Mana Remake ehrt sein Original. Vom großartigen modernisierten Soundtrack, für den man den Original-Composer Hiroki Kikuta erneut zu Rate gezogen hat, bis hin zu den liebevollen Charakter-Designs ist es ein absolut stimmiges Werk. Und auch die Auswahl aus 6 spielbaren Helden bedeutet einen großen Wiederspielwert. So kann man im Endeffekt nicht viel bemängeln, was es falsch gemacht hat, sondern was es noch mehr hätte sein können. Und falls du dir noch nicht ganz sicher bist, ob es das richtige Spiel für dich ist: Es gibt eine kostenlose Demo für Switch, PS4 und PC.
Trials of Mana ist seit dem 24. April 2020 für PS4, Switch und Windows erhältlich. Für dieses Review wurde uns ein Rezensionsexemplar von Square Enix bereitgestellt.
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Bilder: ©Square Enix
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.