The Witcher Staffel 3: Die Elfen sind auf einen revolutionären Kampf aus, während die Menschen an der Macht bleiben wollen. Was sie verbindet, ist ihr Begehren nach Prinzessin Ciri. Wenn Hexer Geralt nicht aufpasst, könnte er die Familie verlieren, die er gerade erst gewonnen hat. Alles zu Henry Cavills letzter Staffel, seinem Abgang und was man sich von den neuen Folgen erwarten kann, lest ihr in unserer Review.
von Paula König
Die dritte Staffel der Netflix-Serie orientiert sich am zweiten Teil der Witcher-Buchreihe von Andrzej Sapkowski, Zeit der Verachtung. Orientiert ist dabei für viele Fans der Bücher und Videospiele ein gnädiges Wort. Während sich die erste Staffel auf die vielen Kurzgeschichten konzentrierte, die Sapkowski für Geralt schrieb, wurde in der letzten Staffel die eigentliche Buchreihe angerissen. Und viele Fans waren enttäuscht. Darunter scheinbar auch Hauptdarsteller Henry Cavill.
Im Oktober 2022 verkündete Henry Cavill, dass er die Sendung nach Staffel 3 verlassen und seine Schwerter an niemand anderen als Liam Hemsworth weiter geben wird.
Die konkreten Beweggründe für seinen Abgang wurden nicht genannt, obwohl man damals glaubte, dass Cavill mit seiner Rückkehr in die Rolle des Superman ausgelastet sein würde. Sein Superman-Comeback sollte jedoch nicht sein. Nur zwei Monate später wurde doch entschieden, die Figur in eine andere Richtung zu lenken. Am darauffolgenden Tag bestätigte Netflix, dass Henry nicht zu The Witcher zurückkehren würde. So bleibt Cavill ohne Superman und ohne Geralt. Wenigstens mit Enola Holmes scheint er in sicheren Händen zu sein.
Obwohl es keine wirklichen Beweise für ein Drama hinter den Kulissen der Serie gibt, haben einige Fans spekuliert, dass es im Vorfeld seines Ausstiegs Spannungen zwischen Cavill und der Showrunnerin Lauren Schmidt Hissrich gegeben haben soll. Im Internet kursierten Gerüchte, dass einige Mitglieder des Autor:innenteams Cavills Wertschätzung für die Buchreihe nicht teilten. Eine Theorie, die auch deshalb befeuert wurde, weil viele Fans vom Storytelling der Serie enttäuscht sind.
Umso gespannter waren wir, wie gelungen die ersten fünf Folgen von Staffel 3 sind, die ab sofort auf Netflix zu sehen sind. Wir durften sie bereits vorab für sichten und verraten es euch in unserer Kritik. Die letzten drei Folgen von The Witcher – also Volume 2 – folgen dann am 27. Juli.
Monarchen, Magier und Monster – auf dem Kontinent sind alle hinter Prinzessin Ciri (Freya Allan) her, doch Hexer Geralt (Henry Cavill), der seine kürzlich wiedergefundene Familie vor denen beschützen will, die sie zerstören wollen, hält sie versteckt. Yennefer (Anya Chalotra), die mit Ciris magischem Training betraut ist, führt sie zur sicheren Festung von Aretusa, wo sie sich erhoffen, mehr über die ungenutzten Kräfte des Mädchens herauszubekommen. Stattdessen finden sie sich auf einem Schlachtfeld der politischen Korruption, der dunklen Magie und des Verrats wieder. Um zurückzuschlagen, müssen sie alles aufs Spiel setzen – oder riskieren, sich für immer zu verlieren.
Der Start in die neue Staffel ist ein wenig holprig. Das Finale der starken zweiten Staffel (hier unser Review) war sehr emotional geladen. Die ersten neuen Folgen verlieren leider ein wenig diese Energie. Geralt ist durch sein Verlangen an Yennefer und durch sein Schicksal an Ciri gebunden, aber von beidem merkt man anfangs relativ wenig. Die Beziehung zwischen den Figuren ist aber sehr relevant für die Serie, weil diese sehr auf dem Prinzip der Found Family (der gefundenen, selbst-zusammengestellten Familie) aufbaut.
Die Art des Storytellings, der ersten Folge ist sehr distanziert und die Figuren verhalten sich auch sehr awkward und unbequem miteinander, was das Publikum auch so fühlen lässt. Zum Glück taucht nach einer guten halben Stunde Jaskier/Rittersporn/Dandelion – neuerdings auch der Strandläufer (er behält seinen Titel als Mann mit den vielen Namen) – auf und das Gefühl des Unbehagens legt sich ein wenig. Auch bei Jaskier gibt es Veränderungen. Nachdem er in der letzten Staffel zahlreichen Elfen in die Freiheit geholfen hat, ist er nicht nur für seine Musik, sondern auch für seinen Kampfgeist bekannt geworden. Es ist sehr spannend zu sehen, wie er reift und mehr Sendezeit für andere Zwecke als Einzeiler-Witze bekommt (keine Sorge, davon gibt es immer noch genug).
Nach zwei Staffeln des Erwartens sind Geralt, Yennefer und Ciri endlich beisammen. Ihre Familiendynamik ist – auch wenn sie anfangs unbeholfen wirkt – sehr erfüllend für die Fans, weil es eben so lange gedauert hat, zu diesem Punkt zu kommen. Es ist erfreulich zu sehen, dass jeder von ihnen eine Bindung zu den anderen hat und nicht Geralt der Einzige ist, der sich jeweils um Ciri und Yennefer bemüht.
Seit der letzten Staffel ist Geralt eine Vaterfigur für Ciri, und es ist schön zu sehen, dass diese Bindung nur noch stärker geworden ist. Genauso wie Ciris Bindung zu Yennefer. In allen Staffeln war es eine zentrale Herausforderung für Yennefer, die Fähigkeit wiederzuerlangen, selbst Mutter zu werden. Und nun hat sie Ciri – zwar kein Kind mehr, aber doch das, was der Hexe einer Tochter am nächsten kommt, und sie nutzt jeden Moment.
Ciri heranwachsen zu sehen, ist ein allgemein wunderbares Element in ihrer Geschichte. Sie hat sich von einem hilflosen Kind zu einer schlagkräftigen jungen Frau entwickelt, die ihre eigenen Entscheidungen trifft und für das eintritt, was sie für richtig hält. Auch die Beziehung zwischen Geralt und Yennefer hat sich weiterentwickelt. Zuvor hatten sie nur wenige Nächte miteinander verbracht und waren aus dem Leben des anderen geflohen, jetzt aber sind sie füreinander da und fühlen sich einander zugehörig.
Etwas unklar ist, was im Bereich Special Effects passiert ist. Letzte Staffel haben wir in unserer Review die CGI-Abteilung noch so gelobt, aber irgendwie hat das bei The Witcher Staffel 3 nicht so gut funktioniert. Designtechnisch sehen die Kreaturen immer noch spannend und angsteinflössend ein, aber leider sieht man ihnen sofort an, dass sie zu 100% einem Computer entsprungen sind. Auch im Bereich Kostüm wirkt das Budget begrenzter. Besonders bei Yennefers Gaderobe sieht man einen großen Unterschied zu Staffel 1. Was etwas schade ist, weil man dieses Problem leicht beheben könnte, wenn man die Kleidung etwas hochwertiger aussehen lässt.
Neben den Kreaturen wurde während vieler Kampfszenen auch mehr CGI als gewöhnlich benutzt. Das Blut fliegt den Protagonist:innen nur so um die Ohren. Und wenngleich es schön ist, ausgearbeitete Kampf-Choreografien zu sehen – die den Charme des Videospiels etwas darstellen sollen – muss nicht jedes mal in Zeitlupe ein sehr unrealistischer Liter Blut durch das Bild spritzen.
Mittlerweile ist The Witcher auf Netflix ein großes Thema. Es gibt einen Animationsfilm, diese Spin-Off-Serie und Unmengen an Behind-The-Scenes Material. Damit zieht Netflix nicht mehr nur die Fans der Bücher oder Videospiele an. Das ist gleichzeit ihr Fluch und Segen. Superfans des Source Materials müssen sich etwas zurücknehmen und sich damit abfinden, das aus The Witcher auf Netflix nicht mehr die Serie wird, die sich viele einst erhofft haben.
Für neue Zuschauer:innen ist das nicht so ein großes Problem. Und objektiv betrachtet – besonders nach dem emotionalen und dramatischen Recap, den Netflix vor Beginn der neuen Staffel zeigt – ist The Witcher kein verlorener Fall. Wenn der Übergang zu Liam Hemsworth irgendwie reibungslos funktioniert, hat diese Serie weiterhin Potential und die dritte Staffel entführt uns weiter in diese fantastische Welt.
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Alle Fotos: (c) Netflix
Hello There! Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.