Blood Origin spielt 1.200 Jahre vor den Ereignissen der The Witcher-Serie und schildert die Erschaffung des ersten Hexers. Was man sich von der Miniserie erwarten kann und in wie fern sie die Handlung der uns bekannten Welt beeinflusst, lest ihr hier in unserer Review.
von Paula König
Nachdem der Abgang von Henry Cavill als Geralt von Riva Ende Oktober bekannt gegeben wurde, braucht es vielleicht genau diese Miniserie, um den Fans beim Verarbeiten dieser Neuigkeiten zu helfen. The Witcher: Blood Origin spielt lange vor der Zeit unserer geliebten Charaktere aus The Witcher – um genau zu sein: 1200 Jahre. Wir erklären euch, warum auch Zuseher:innen, die eigentlich nur für Geralt, Yennefer und Ciri in diese komplizierte Welt eintauchen, auch diesem Prequel eine Chance geben sollten.
Update – Wie gelungen ist die dritte Staffel von Witcher? Hier in unserer Review zu den brandneuen Folgen, findest du alle Antworten.
Die Serie folgt der Geschichte der Sieben. In der goldenen Zeit der Elfen kommen sieben entfremdete Krieger zusammen, um gegen ein unaufhaltsames Kaiserreich zu kämpfen. Angeführt werden sie von “der Lerche” – Éile (Sophia Brown). Eine ehemaligen Kämpferin und Tochter des Rabenklans, welchen sie verließ, um als Bardin durch das Land zu reisen. Von ihrer Vergangenheit verfolgt, muss sie sich ihrer eigenen Geschichte stellen und neue Verbündete finden. Während ihrer blutigen Reise kommt es nicht nur zu der Spährenkonjunktion, die Menschen wie auch Monster in ihre Welt bringen, sondern auch zu er Erschaffung des aller ersten Hexers.
Die Kombination der Charaktere ist sehr abwechslungsreich. Sie kommen alle aus der gleichen Welt und sind doch grundverschieden. Ihre Dynamik ist ähnlich wie bei Marvels Eternals. Sie sind zwar keine Familie, aber nach ihrem Abenteuer könnten sie es genauso gut sein. Die Figuren verkörpern verschiedene Einstellungen und Glaubenssätze, wodurch die Erzählung aus unterschiedlichen Sichtweisen dargestellt wird.
Star der Truppe ist natürlich Michelle Yeoh als Scíon. Die 60-Jährige hat nicht umsonst in den letzten 30 Jahren über 25 internationale Auszeichnungen bekommen. Und hat als Kung Fu Meisterin auch längst einen Ehrenplatz in unserer Liste der besten Kampfsport-Filmstars. Ihre schauspielerische Leistung verleiht der Geschichte nochmal eine zusätzliche Note. Sophia Brown, die Éile und damit eine Bardin verkörpert, stellt dies natürlich auch zur Schau. Ihre Stimme ist grandios und man kann nur hoffen, dass ihre Songs bald auf Spotify sind (Apropos: Wer aufmerksam ist, wird auch ein neues Lied von Jaskier (Joey Batey) zu hören bekommen!).
Neben der kleinwüchsigen Francesca Mills, welche die Zwergin Meldof spielt, hat auch die taubstumme Amy Murray als Fenrick eine wichtige Nebenrolle. Und (mindestens) zwei der wichtigsten Rollen sind LGBTQ+. Es ist schön zu sehen, dass Netflix uns diese alte Welt, wenigstens in dieser Hinsicht gerecht und chancengleich präsentiert – auch wenn es unter den Elfen, dann zu anderen Schwierigkeiten kommt.
Innerhalb von vier Folgen wird eine kurzweilige Geschichte von Macht, Verrat und Liebe erzählt. Die Gesamt-Laufzeit der Miniserie beträgt 3,5 Stunden, was sie sehr fesselnd macht. Wir können nur empfehlen, sie an einem Stück zu sehen, da die Geschichte wirklich Schlag auf Schlag erzählt wird und keine Zeit für offene Fragen lässt. Wie so oft spalten sich die Meinungen der Fans, wenn es um den grundsätzlichen Aufbau der Serie geht. Dem kann sich diese Spin-Off nicht entziehen. Während einige denken, dass es sich um eine weitere herzlose Fantasyserie handelt, schätzen andere das tiefe Eintauchen in die Welt, die Autor Andrzej Sapkowski vor so vielen Jahren erschaffen hat, und vor allem ihre neue Vergangenheit.
Sapkowski hat nämlich nicht viel über die Welt vor Geralt geschrieben. Während den Vorbereitungen für Staffel 2, hat der Showrunner und Autor Declan de Barra also versucht, die Punkte zwischen all den Fakten zu verbinden. “Ich weiß noch, wie ich aufstand und eine Karte zeichnete, wie ich mir die Timeline vorstellte. Wie sie zu den Überlieferungen in den Büchern passte. Wie die Welt aussah und was die Elfen in dieser Zeit wollten.” Und so entstand die Idee für das Prequel. Ist man also nicht nur ein Fan von Geralt, sondern auch von seiner Welt (inklusive der Machtspiele und Politik), ist dieses Prequel nur zu empfehlen. Es präsentiert auf eindrucksvolle Weise die Fundamente der uns bereits bekannten Welt.
Der tausendjährige Krieg zwischen den verschiedenen Elfenreichen geht zwar gerade zu Ende, aber deswegen ist das Spin-Off auf keinen Fall weniger actiongeladen. Ob zwischen unsere Protagonist:innen oder den wenigen Monstern, die es bereits in diese Welt geschafft haben, den Kämpfen kommen sie nicht aus. Während die Choreografie ausgefeilt ist, lassen die Special Effects wie bei vergleichbaren Netflix-Produtkionen etwas zu wünschen übrig. Speziell die Monster und durch sie hervorgebrachte Explosionen sind etwas schwach. Der Green Screen funktioniert auf der anderen Seite die meiste Zeit sehr gut, aber gegen die wunderschöne Kulisse in Island kommt selbst der nicht an. Man kann nur hoffen, dass das Team für The Witcher wieder auf viele praktische Effekte zurückgreift.
Es folgen leichte Spoiler für die bisher erschienen Staffeln von The Witcher. Wer sich noch einmal kurz einlesen möchte, findet unsere Reviews – Staffel 1 und Staffel 2 – hier.
In Blood Origin wird die Konjunktion der Sphären sehr ausführlich erklärt, was den Zuschauer:innen zugute kommt. Denn die letzte The Witcher-Staffel ließ so einige Fragen offen. Die Welt, wie wir sie heute kennen, begann mit der Konjunktion, als drei Welten zusammenkamen: Die Welt der Elfen, die Welt der Menschen und die Welt der Monster. Aus dieser Staffel wissen wir, dass sich die Machtverhältnisse nach der Konjunktion stark verändert haben. Und eben dieser Wandel des Verhaltens wird uns durch die Augen der Elfen verdeutlicht.
The Witcher: Blood Origin ist eine aufregende Miniserie. Für alle Fans der Welt und der historischen Grundlagen, die diese wirklich verstehen wollen, ist die Serie ein Muss. Sie fügt all die Puzzleteile zusammen, die man selbst nicht finden konnte. Natürlich ist sie nicht mit den großen Schlachten zu vergleichen, die Geralt für uns austrägt, aber das ist auch nicht der Sinn der Sache. Seht sie als eine weitere Kurzgeschichte, die helfen soll, alles besser zu verstehen.
Übrigens, ob es 2023 mit der Hauptserie The Witcher weitergeht, erfährst du hier in unserer Netflix Programmvorschau 2023.
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Hello There! Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.