Baby Yoda ist zurück! 2020 kann er mit seiner niedlichen Präsenz auch nicht mehr retten, aber immerhin entführt uns The Mandalorian von unserer traurigen Pandemie-Existenz in den Eskapismus einer weit, weit entfernten Galaxis. Heute startet Staffel 2 auf Disney+. Jeden Freitag folgt eine neue Folge. Was die Serie sehenswert macht und ein kleiner Ausblick, was euch bei der Fortsetzung noch erwartet.
von Susanne Gottlieb
30. Oktober 2020: Nach einer durchwachsenen Star-Wars-Sequel-Trilogie aus dem Hause Disney schlug The Mandalorian im November 2019 in den USA ein wie eine Bombe. Im März, als Disney+ endlich nach Österreich kam, hatten wohl viele die ganze Serie schon gesehen. Dem Hype um diese neue Art von Star Wars, und natürlich dem süßesten Alien der ganzen Galaxis, tat dies natürlich keinen Abbruch.
Was The Mandalorian hervorragend gelang war, sich auf die Wurzeln der Saga zu besinnen und nicht zu einem reinen sich selbst zitiertenden Popkultur Konglomerat zu werden. Lest dazu hier unsere ausführliche Kritik zu Staffel 1: Brillante Rückkehr zum Ur-Star-Wars. Die großen Blutlinien, das Vermächtnis der Macht, vor allem in Skywalker Kreisen, diese Eliminierung totaler Willkür durch die Installierung von Verwandschaften, Bekanntschaften bis zur kleinsten Nebenfigur – all das war bei The Mandalorian nicht zu finden.
Neue Figuren, die an keine Legacy Charaktere gebunden waren. Keine großen Endzeit-Schlachten. Kein erneuter Clinch von Jedis und Sith, wer denn nun die Galaxis beherrschen soll. Star Wars kehrte zu den stylistischen Wurzeln und Einflüssen seiner frühen Tage zurück.
Das alles wird sich mit der neuen Staffel geringfügig ändern. Showrunner Jon Favreau und Dave Filoni haben bereits angekündigt, mehr bekannte Charaktere aus anderen Star Wars Installationen einzuführen. Das bedeutet aber nicht, dass wir plötzlich den ganzen Skywalker-Clan sehen werden. Vielmehr werden Nebenfiguren aus Filmen und Protagonisten aus Dave Filonis animierten Serien gezeigt.
Boba Fett, Ahsoka Tano und Bo-Katan Kryze werden sich ein Stelldichein geben. Boba Fett kennen die meisten aus den Originalfilmen, sowie als kleinen Jungen aus den Prequels. Jango-Fett-Darsteller Temuera Morrison schlüpft hier nun in die Rolle seines Klon-Sohns. Ashoka (Rosario Dawson) und Bo-Katan (Katee Sackhoff) schaffen den Übergang von ihrem animierten Selbst in Star Wars Clone Wars in Fleisch und Blut.
Aber auch alte Bekannte wie Cara Dune (Gina Carano), Greef Karga (Carl Weathers) oder Moff Gideon (Giancarlo Esposito) werden wieder ihren Auftritt haben. Das Mandalorian-Universum verdichtet sich somit.
Da Disney vorab keine Screener an Medien geschickt hat, können wir in der Redaktion vorerst nur unsere Eindrücke der ersten Folge schildern. Und die zeigt – auch mit der Erweiterung des Universums und der Verknüpfung anderer Figuren und Geschichten scheint The Mandalorian sich selbst treu geblieben zu sein. Favreau und Filoni kehren in der Episode The Marshall zu ihrem Konflikt der Woche Format zurück. Erneut Inspiration aus den zahlreichen Genres der Filmgeschichte schöpfend, handelt es sich hier um eine weitere Folge von “einsames Dorf muss sich gegen böses Monster von außerhalb wehren”. Gaststars der Woche Timothy Olyphant (Santa Clarita Diet auf Netflix), John Leguizamo (der Original Sid der Ice Age Filme) und … ja, das bleibt eine Überraschung.
Wer die Star Wars Clone Wars und Star Wars Rebels nicht gesehen haben – keine Sorge. Es scheint nicht, als würde The Mandalorian, anders als die Marvel-Filme, sich zu sehr auf seine gröbere Mythologie stürzen. Die Serie kann auch mit rein rudimentärem Wissen geschaut werden. Eine Serie somit für alle passionierten und fluktuellen Star Wars Fans und ein gelungener Auftakt für eine neue Runde Baby Yoda. Weil, der wahre Star ist ja doch noch immer das Kind.
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Bilder: © 2020 Disney
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.