Schon sieben Jahre ist es her, dass sich Joel und Ellie mit The Last of Us in unsere Herzen geschlichen haben. Dementsprechend sehnsüchtig haben viele auf Teil 2 des Action-Adventures gewartet. In unserem Test verraten wir dir, wie uns das neue Abenteuer von Ellie und Co. gefällt. Zusätzlich gibt es praktische Tipps, wie du die Zombie-Apokalypse überlebst.
von Sophie Neu
22. Juni 2020: Wie wurde sie gehypt und gepriesen, die Fortsetzung zum fast schon legendären The Last of Us, das ursprünglich auf der PS3 erschien und dann in remasterter Version auch für die PS4 zur Erfolgsgeschichte wurde. Während The Last of Us 2 die User offenbar stark polarisiert und es auf Metacritic von vielen (aus diversen Gründen) abgewertet wurde, sprechen die hohen Verkaufszahlen seit es am Freitag erschienen ist eine andere Sprache. Viele Kritiker überschlagen sich auch mit Lob. Grund genug für die Helden der Freizeit, selbst Hand an den Controller zu legen, es durchzuzocken und sich eine Meinung zu bilden.
Und wirklich, in vielerlei Hinsicht ist The Last of Us 2 bahnbrechend. Sei es die erstaunlich smarte KI der Gegner oder die visuelle und akustische Bombastik Seattles, dem Schauplatz der Fortsetzung. Doch wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Denn obwohl das Videospiel das letzte Fitzelchen Leistung aus der PS4 zum Ende derer Laufzeit rauskitzelt, so schwächelt die Story doch immer wieder. Was das Action-Adventure aus der Entwicklerschmiede Naughty Dog trotzdem lohnenswert macht und wie du in der zombieverseuchten Stadt am besten über die Runden kommst, das liest du hier.
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Fünf Jahre sind vergangen, seit Joel Ellie vor den Fireflies gerettet hat. Seitdem haben sie sich in Jackson, Wyoming (einer kleinen Stadt voller Überlebenden der Zombie-Apokalypse) eingelebt und Freundschaften geschlossen. Doch ein Schicksalsschlag ändert alles und Ellie begibt sich voller Hass auf einen Rachefeldzug, der sie nach Seattle führt. Raus aus der sicheren Siedlung führt es sie in die post-apokalyptische Stadt, in der Überlebende nicht nur Zombies, sondern auch einander bekämpfen.
Auch wenn die Grundidee von The Last of Us Teil 2 durchaus vielversprechend ist, scheitert das Spiel doch mitunter an der Ausführung der Geschichte. Zu sehr suhlt es sich im Leid seiner Charaktere und erstickt damit auch die Spieler praktisch darin. Nicht selten erinnert damit Teil 2 an die späteren Staffeln von The Walking Dead, in denen die Bedrohung durch die Zombies eher zum Hintergedanken verkommt und stattdessen Raum für zweitklassige menschliche Melodramen macht. Zu sehr verfährt sich Naughty Dog hier in der Idee, dass Hass und Rachegelüste die einzigen Motive für Ellie in The Last of Us 2 sein müssten. Dabei scheint aber auch immer wieder das großartige Potential des Titels und auch des Studios durch, und zwar dann, wenn es um kleine Szenen geht. Wenn Ellie und ihre Freundin Dina eine lange romantische Szene teilen. Oder wenn sie über Alltägliches witzeln.
Ingesamt wird Ellie aber zu einer eindimensionalen Figur, die zum Mittel zum Zweck verkommt. Das Problem hätte man vielleicht noch lösen können, würde die Story nicht andauernd ohne klaren Fokus hin und her springen. Dadurch wird es auch schwierig, eine vernünftige Bindung zu den anderen (eigentlich spannenden) Figuren oder gar ein ernsthaftes Interesse aufzubauen. Denn im Endeffekt will man doch bei der Fortsetzung von The Last of Us 2 vor allem wissen, wie es mit den Charakteren weitergeht, die man im ersten Teil liebgewonnen hat. Und so ziehen sich manche Passagen, vor allem in der späteren Hälfte des Spiels, spürbar in die Länge.
Trotzdem, rein visuell gesehen, holt The Last of Us Teil 2 das gesamte Potential aus der Playstation 4 raus. Vor allem in den Cutscenes sieht man, wieviel auch mit dieser Konsolengeneration, die kurz vor ihrem Ende steht, möglich ist. Hier muss man Naughty Dog loben, denn die Sequenzen setzen für Videospiele neue Standards. Die Dialoge sind lebendig und so auch die Mimik der Charaktere. Das setzt sich übrigens auch im restlichen Spiel fort. Immer wieder fallen einem kleine, typische Gesten an den Figuren auf, die sie weiter charakterisieren. Wie etwa, wenn Ellie sich mal wieder an der Nase kratzt, oder in den Nacken fasst.
Generell zeigt sich auch in der relativ offen gehaltenen Spielwelt, wie visuell beeindruckend Titel auf der PS4 aussehen können. Die Szenerien von Seattle sind atemberaubend und die Nachbarschaften, Museen und Krankenhäuser, durch die sich unser Charakter schlägt, ebenso. Hier arbeitet Naughty Dog mit weitläufigen Arealen, die man vom Studio so noch nicht kennt. Dabei ist jede Ecke einzigartig und das Erkunden macht richtig Spaß und wird oft auch belohnt.
Unser Tipp: Ruhig alle Ecken absuchen, denn oft versteckt sich in einem Raum eine Waffe, die einem sonst erst viel später begegnet oder ein Handbuch mit neuem Skilltree. Außerdem warten unzählige Sammelgegenstände darauf, von findigen Augen entdeckt zu werden.
Spannend ist auch, dass das Spiel unterschiedliche Methoden ermöglicht, mit den Gegnern umzugehen. Man kann sie natürlich alle nacheinander abschießen, aber auch ein taktischeres Vorgehen mit Schleichen und leisem Meucheln ist möglich. Etwas merkwürdig mutet es allerdings an, dass uns Naughty Dog einerseits in allen möglichen Cutscenes vorhält, wie moralisch verwerflich dieses grausame Morden doch ist. Uns andererseits aber gleichzeitig dazu ermutigt, indem es Gegner Munition und ähnliches droppen lässt. Da hilft es auch nicht, dass das Schießen, das Aufsammeln der Gegenstände und das Nachladen der Waffen so befriedigend klingen. Nach einem Kampf unbedingt den Bereich nach fallengelassener Munition absuchen und schonmal deine Waffen für die nächste Konfrontation nachladen.
Was uns wirklich begeistert hat: Die KI der Gegner. Egal ob Menschen oder Infizierte, die Feinde sind für unseren Charakter schmerzhafterweise spürbar schlauer als in den allermeisten Spielen. Kann man sich in Assassins Creed oder Tomb Raider darauf verlassen, dass die gegnerische Patrouille einem im hohen Gras nie erspäht, so sollte man das nicht in The Last of Us Part 2 erwarten. Denn wenn man sich in direkter Sichtlinie befindet, entdecken einen die Gegner ganz flott.
Auch taktisch hat sich einiges getan, denn sind wir erst einmal entdeckt, versuchen Gegner uns zu flankieren. Grund genug für dich, dir ganz genau zu überlegen, von wo aus du deinen Angriff startest. Sonst bist du sehr schnell umzingelt und ohne Deckung. Doch auch das hilft wenig, wenn du es mit den abgerichteten Hunden der Patrouillen zu tun hast. Die laufen nicht nur schneller als du, sondern können auch deine Spur aufnehmen, wenn du dich versteckst. Deswegen solltest du bei einer offenen Konfrontation die Vierbeiner möglichst schnell ausschalten.
The Last of Us 2 ist in technischer Hinsicht wegweisend und zeigt uns schon, auf welche visuellen Highlights wir uns in zukünftigen Spielen freuen können. Es macht Spaß, sich an Clicker und Co. heranzuschleichen und sie auszuschalten. Auch die neuen menschlichen Kontrahenten sind eine spannende Herausforderung.
Andererseits leidet der Titel darunter, dass die Spieleindustrie bei ihren Storys immer noch zu sehr auf abgedroschene, melodramatische Handlungen setzt, die man sonst eher aus TV-Serien kennt. Schade eigentlich, denn mit dem ersten Teil von The Last of Us hatte uns Naughty Dog schon einmal bewiesen, dass das nicht immer der Fall sein muss.
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Bilder: © Sony Interactive Entertainment
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.