Seit 15. März räumen wir in den Straßen Washington D.C.s auf. Statt Föhnfrisur und Pomade herrscht im Weißen Haus ein neuer, militaristischer Ton – The Division 2 ist in der Stadt. Stärken behalten, Schwächen ausgebügelt. Warum The Division 2 noch mehr Spaß macht als sein Vorgänger? Unser Test.
19. März 2019: Sieben Monate sind vergangen seit ein heimtückischer Virus New York lahmlegte. Seit Manhattan unter Quarantäne gesetzt werden musste und wir, als die Division, für Recht und Ordnung sorgten. Jetzt werden wir und unsere Agenten-Kollegen ins Zentrum der amerikanischen Demokratie bestellt – in Washington D.C. ist Anarchie ausgebrochen!
The Division 2 ist ein direktes Sequel zum 2016 erschienenen Third-Person-Cover-Shooter The Division, das von Kritikern gut aufgenommen wurde. Wir haben den neuen Teil von Massive Entertainment im Helden-Review genau unter die Lupe genommen. Das ist unser Urteil:
An einigen Ecken gab es in The Division Handlungsbedarf. Nicht darunter waren die Steuerung und die Optik. Mit Controller pirschen wir uns von Deckung zu Deckung, entsenden unsere Drohnen oder Geschütztürme und machen Jagd auf allerlei Fraktionen, wie die True Sons, die Hyenas oder die Outcasts. Am PC haben wir Maus und Tastatur probiert, das Feeling war jedoch nicht exakt genug, mit einem klassischen Action-Shooter kann es The Division 2 da nicht aufnehmen. Nicht zu vergleichen natürlich mit der Dynamik oder der Beweglichkeit eines Anthem (hier unser Test). Dafür haben wir Granaten und Rüstungspakete immer griffbereit.
Statt Schneegestöber erwarten die Agenten in Washington D.C. sintflugartige Sommerschauer. Aus Winter ist Sommer geworden. Die mit Abfall und umgekippten Autos vollgestopften Straßen bilden eine Abenteuerspielwiese der besonderen Art. Weiter aufgebohrt wurde die Snowdrop-Engine um die grünen Parkanlage und Gewächshäuser der amerikanischen Hauptstadt in ihren vollen Farbenpracht aufleben zu lassen. Blätter wehen im Wind, Papierfetzen fliegen ihnen hinterher.
Schon früh nehmen wir das Weiße Haus ein und machen es zu unserer Kommando-Zentrale. Von 1600 Pennsylvania Avenue aus befrieden wir, wie in Teil 1, Distrikt um Distrikt. Immer wieder finden wir versprengte Zivilisten, die sich zu losen Gruppierungen zusammengeschlossen haben. Helfen wir diesen Leuten genug, stellen sie uns ihre fähigsten Spezialisten zur Verfügung. So wächst auch unsere Basis und wir haben Zugriff auf immer mehr Spielereien, wie Crafting, Clan-Features oder Zugang zur Dark Zone (dazu später mehr).
Befriedet wird mit der Waffe im Anschlag. Zur Auswahl stehen Schrotflinten, Sturmgewehre, Scharfschützen-Gewehre etc. Besonders effektiv sind die halbautomatischen Rifles, sehr genau, hoher Schaden aber ohne langsames Zielfernrohr. Missionen werden am Schwarzen Brett in Safehäusern verteilt oder direkt auf der Übersichtskarte. Sie reichen von Stützpunkt-Einnehmen über Exekution-Verhindern bis hin zu knackigen Story- (und unzähligen Neben)-Missionen. Gerade für Hauptmissionen braucht man ein gutes Team, denn dort wartet auch das beste Loot und die Gegner setzen sich dank aufgebohrter KI ordentlich zur Wehr. Für einen Auftrag muss man sogar die Unabhängigkeitserklärung zurückstehlen, Nicholas Cage wäre stolz auf uns.
Sporadische Zwischensequenzen bringen etwas Abwechslung in den Missions-Alltag. Leider wirken die Schauspieler furchtbar hölzern, als ob sie gerade für eine Rolle in einem 90er-Jahre-B-Action-Movie vorsprechen.
The Division 2 ist ein Loot-Shooter. Und versucht es weder zu verstecken noch sich dafür zu entschuldigen. Von Missionen und Level-Ups regnet es neue Waffen, neue Rüstungsteile, gelegentlich auch neue Stiefel oder einen Hut. Schon früh findet man High-End oder sogar exotische Waffen mit besonderen Talenten drauf. Im Gegensatz zum Vorgänger, bei dem Talente erst aktiv geworden sind, wenn man auf seiner Ausrüstung die entsprechenden Statpunkte dafür hatte, aktivieren sie jetzt wenn bestimmte Bedingungen erfüllt wurden. So gibt eine bestimmte Schrotflinte 25 Prozent mehr Rüstung, wenn man einen Gegner schlägt, kurz nachdem man zur Waffe gewechselt hat. Eine andere Waffe gibt dann 20 Prozent mehr Waffenschaden, wenn das Magazin zuvor ganz geleert wurde usw.
Auch die besseren Rüstungsteile haben unterschiedliche Boni, hin und wieder findet man auch Sets. Im Gegensatz zu anderen Spielen (*hust* Anthem) tropft der Loot-Hahn von Anfang an. Nach jeder Mission wird das Inventar durchstöbert, diese Waffe könnte stärker sein, dieser Brustpanzer hat mehr Rüstung, dafür weniger Stabilität. The Division 2 bereitet die Unterschiede sehr übersichtlich auf, und lässt einen informierte Entscheidungen treffen. Nur um das gleiche Spiel 20 Minuten später zu wiederholen.
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Eine große Schwäche des Vorgängers war das Fehlen eines Endgames. Hatte man die Story durchgespielt blieb nur mehr die Erforschung der Dark Zone zur Verbesserung der Ausrüstung. Und selbst dort war man dem Zufall ausgeliefert. Über die Jahre und verschiedene DLCs haben die Entwickler aber viel Boden gut gemacht und Spieler vor immer neue Herausforderungen gestellt, immer mit dem Versprechen von besseren Loots. The Division 2 setzt genau dort an. Auf Level 30 (dem Maximum) besetzt eine neue Fraktion Washington D.C. Neue Schwierigkeitsgrade werden freigeschaltet und neue Aufträge warten auf die mutigen Agenten. Außerdem können Spezialisierungen gelernt werden. Ob Scharfschütze, Zerstörungsexperte oder Überlebensexperte, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Und das Gute ist, man muss sich nicht festlegen á la Destiny und kann jederzeit zwischen den Klassen wechseln.
Auch an der Dark Zone wurde etwas geschraubt. Die Gebiete sind kleiner, aber dichter besiedelt. Wer Division 1 nicht gespielt hat: Dark Zones sind Areale in denen PVP aktiviert ist und computergesteuerte Gegner hochwertiges Loot mit sich herumtragen. Im Gegensatz zum Vorgänger muss nun nicht mehr jeder gefundene Gegenstand vom Hubschrauber-Piloten seines Vertrauens extrahiert werden, sondern nur noch ausgewählte Artikel. Was dann aber alle im Gebiet mitbekommen. Das bange Warten auf die Ankunft und bis zum Abflug gehört zum Nervenaufreibendsten was man in Videospielen erleben kann. Wollen andere Agenten nur ihre Items aufhängen? Oder vielleicht das Seil durchschneiden und unser Klumpat fladern?
Neue Spezialisierungen schön und gut. Aber kann ich dabei auch gut aussehen? Wie schon in Division 1 gibt es unzählige Kleidungsstücke, Outfits und sogar Rucksack-Anhänger. Die meisten Gegenstände findet man über die Zeit im Spiel, oder für einen kleinen Obolus im Ubisoft-Store. Es gibt auf jeden Fall genug Kleidungsoptionen, um sich lächerlich zu machen.
Tom Clancy’s The Division 2 hat aus den Fehlern seines Vorgängers gelernt – und dabei kaum Neue gemacht. Die Story braucht etwas um in die Gänge zu kommen, die Vielzahl an Beschäftigungen in Washington überbrücken diese Phase jedoch wunderbar.
Tob’ dich aus, mach, worauf du Lust hast. The Division 2 legt einem keine Steine in den Weg. Basen einnehmen, Jagd auf Kommandanten der feindlichen Fraktionen machen. Und wenn du Probleme bekommst, kannst du jederzeit eine Flare abschießen und andere Agenten um Hilfe bitten.
Die Welt ist im Realismus verankert. Keine Flugsaurier oder Aliens. Das ist die Stärke der Tom Clancy-Marke. Und das wird auch das Publikum spalten. Wer lieber mit gezückten Waffen Basen stürmt und Aliens ausrottet ist bei Destiny 2 oder vielleicht sogar Anthem gut aufgehoben. Wer aber lieber etwas überlegter und taktischer (auf den höheren Schwierigkeitsgraden auch bitter nötig) an die Sache herangeht, macht mit Division 2 alles richtig. Und das Loot ist besser!
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Aufmacher: (c) Ubisoft, Screenshots von Ubisoft und heldenderfreizeit.com
Der Grafiker und Art Direktor (Helden der Freizeit, Styria Verlag) aus Wien ist ein absoluter Game- und Film-Kenner. Das zeigt das in seinen Tests und Bestenlisten.