Erst kürzlich wurde das nächste Kapitel der Dune-Saga ins nächste Jahr verschoben – zum Unmut vieler Scifi-Fans. Dafür schickt nun 20th Century Fox mit The Creator ein ganz neues Scifi-Epos ins Rennen. Der zuständige Rogue One-Regisseur setzt dabei nicht auf altbekannte Marken, sondern will es mit einem neuen Universum wissen. Unsere The Creator Kritik verrät, was dahintersteckt.
von Klaus Kainz
In The Creator ist wieder einmal der Kampf Mensch gegen Maschine ausgebrochen. Im Science Fiction-Genre ist das wahrlich nichts Neues (siehe die Terminator-Saga), aber besonders das Thema KI ist inzwischen wieder brandheiß. Außerdem handelt es sich beim neuen Scifi-Epos von Gareth Edwards (Star Wars: Rogue One) um ein gänzlich neues Universum, statt um eine aufgewärmte Neuverfilmung oder ein Sequel. The Creator hat also alle Zutaten zum neuen Kulthit. Warum es dazu vielleicht nicht ganz reicht, sagt dir unsere Kritik von The Creator.
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Die Welt hat sich dank revolutionärer KI radikal gewandelt, menschenähnliche Roboter sind völlig in den Alltag integriert. Die Harmonie hält aber nicht lange. Denn eines Tages zündet die KI eine Atombombe in L.A. und bricht einen Krieg gegen unsere Spezies vom Zaun. Dank gigantischer Weltraumdrohne sind die Menschen aber kurz davor, den Aufstand der Maschinen niederzuschlagen. Lediglich ihr Anführer Nirmata und seine neue KI-Superwaffe müssen noch eliminiert werden.
Hier kommt der von Tennet-Hauptdarsteller John David Washington dargestellte Josh ins Spiel. Weil seine verstorbene Frau angeblich noch unter den Maschinen verweilt, stimmt der Kriegsveteran widerwillig einer Mission zu, die neue Superwaffe der KI aufzuspüren. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dieser Geheimwaffe um ein mächtiges Roboterkind, das die Elektrizität der gesamten Umgebung beeinflussen kann und Josh schließlich auf der Suche nach seiner Frau behilflich ist. Zum restlichen Cast gesellen sich dabei der japanische Hollywood-Import Ken Watanabe sowie Sitcom-Star Allison Janney.
Das Positive zuerst: The Creator ist überwiegend ein wahrer Augenschmaus, vor allem für Fans von Cyberpunk & Co. Zum einen erzeugen die weiten südostasiatischen Landschaften, über denen unter anderem die Laser der Superdrohne Nomad sowie andere Kriegsgeräte schweben, eine beeindruckende Bildgewalt. Wie in Rogue One haben die Science Fiction-Kriegsszenen wiederum eine starke Portion Realismus verpasst bekommen, wodurch sie durchaus immersiv wirken.
Gleichzeitig sind die vielen Städte im sogenannten New Asia durchgehend glaubhaft und abwechslungsreich gestaltet – von Cyberpunk-Metropolen bis zu muffigen Slums, in denen sich die Maschinenwelt mit den uns heute bekannten Ghetto-Ästhetiken mischt. Sets und Kostüme sind dabei mindestens so aufwendig wie die Computereffekte und kreieren eine visuell faszinierende Scifi-Welt. Zum großen Teil gehen die CGI-Effekte ins Geschehen nahtlos über. Roboter und Androiden wirken inzwischen fast lebensecht.
Optisch lassen beim Film Größen wie Terminator, Bladerunner oder Ghost in the Shell grüßen. Story- und plot-mäßig aber kann The Creator, trotz bedeutungsschwangerer Aufmachung, kaum mit den Vorbildern mithalten. Künstliche Intelligenz ist aktueller denn je, aber The Creator formuliert wenig smarte Gedanken dazu. Vielmehr verschwendet der Streifen die Prämisse für eine hohle Kriegsmetapher mit schnulziger Gefühlsduselei.
So stellt sich heraus, dass die KI gar nicht böse ist. Nicht nur sind die Roboter emotional mit Menschen gleichwertig, sondern haben eine friedliebende buddhistische Kultur entwickelt. Die menschlichen Soldaten, durchgehend als “die Amerikaner” bezeichnet, könnten wiederum nicht skrupelloser sein. Sie töten kleine Hündchen, schneiden Gesichter ab und machen kurzen Prozess mit den armen Buddhisten, wobei das asiatische Setting Assoziationen mit dem Vietnamkrieg weckt.
Subtil ist das nicht und Fragen zu Maschinenintelligenz bleiben oberflächlich. Stattdessen drückt The Creator viel auf die Tränendrüse. Josh wimmert durchgehend seiner Ehefrau nach und natürlich weint irgendwann auch das Roboterkind unter Orchestermusik. Auch andere Klischees lässt der Streifen nicht liegen, beispielsweise die Untermalung von gewaltsamen Actionszenen mit Oldies und melancholischen Liedern.
The Creator kann sich – wortwörtlich – sehen lassen. Seine visuelle Aufmachung ist ein Fest für Cyberpunk-Fans. Schade ist umso mehr, dass der Film ausseiner Science Fiction-Prämisse nicht viel macht. Seine Metaphern sind kaum tiefer als James Cameron’s Avatar. Das wäre kein Problem, würde sich The Creator nicht gleichzeitig so prätentiös geben. Dabei bedient der Streifen plot-mäßig aber vielmehr Klischees. Am besten funktioniert The Creator, lässt man sich von seiner Bildgewalt berieseln. Für philosophischere KI-Geschichten der neueren Filmlandschaft sind eher Werke wie Blade Runner 2049 oder Ex Machina zu empfehlen.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.