Boba Fett darf endlich ein Badass sein. Mit der neuen Star-Wars-Serie Das Buch von Boba Fett, die von den Abenteuern des beliebten Kopfgeldjägers handelt, kommt wieder galaktische Unterhaltung auf den Bildschirm. Das Resultat: bunte Action mit ein paar Startschwierigkeiten.
von Susanne Gottlieb
30. Dezember 2021: Endlich ist es soweit. Boba Fett, die Star Wars Figur mit den gerade mal sechs Minuten auf der Leinwand und den vier Zeilen Dialog darf beweisen, dass sie doch irgendwie ganz cool ist. Die unbeabsichtigte Kultfigur der Star Wars Reihe war bis jetzt eher durch Fantasievorstellungen der Fans als durch praktische Screen Time aufgefallen. Und dann war da noch der etwas unsinnige Tod in der Sarlacc Grube. Doch mit der Rückkehr von Temuera Morrison in The Mandalorian war klar, dass hier etwas im Busch ist. Ist Boba Fett endlich reif dafür, der harte Kerl zu sein, den die Leute immer in ihm gesehen hatten?
Das Buch von Boba Fett ist nun seine eigene Serie, die von der Zeit nach seinem Fall in die Sarlacc Grube, und nach der Rettung von Grogu in The Mandalorian erzählt. Am 29. 12 auf Disney+ gestartet, war bisher nur eine Folge sichtbar. Wir verraten euch, wie der Auftakt verlaufen ist und wie unser bisheriger Eindruck ist.
Helden-Tipp! Hier unser Überblick, welche weiteren Star Wars Serien euch in nächster Zeit erwarten.
Boba Fett (Temuera Morrison) und Fennec Shand (Ming-Na Wen) haben dem Mandalorian geholfen, Grogu zu befreien. Dann kehrten sie in der Post Credit Szene nach Tatooine zurück, wo Boba Fett einst im Dienste von Jabba the Hut gestanden hatte. Da dieser von Prinzessin Leia getötet worden war, hatte Bip Fortuna den Chefposten übernommen. Boba und Fennec beseitigten nicht nur Bip, sie übernahmen auch gleich das Gangsterimperium mit.
Doch nach dem scheinbaren Happy End ist nun Arbeit angesagt. Denn die angesiedelten Politiker, Verbrecher und sonstigen Interessensgruppen auf Tatooine werden nicht so einfach den nächstbesten Außenweltler als Gangsterboss akzeptieren. Vor allem nicht, wenn er sich nicht an die Gepflogenheiten hält. Wie etwa auf einer Sänfte getragen zu werden oder Gegner umzubringen. Und dann ist da natürlich noch die Frage, wie hat Boba Fett überhaupt das Ende der Original-Trilogie überlebt?
Wie ist Boba Fett wirklich aus der Sarlacc Grube entkommen? Dass diese Frage beantwortet werden sollte war kein Geheimnis. Aber irgendwie schienen Macher Jon Favreau und Dave Filoni, Schöpfer des Megahits The Mandalorian, etwas zu stark auf diese Frage fixiert zu sein, um der Serie einen wirklich spannenden Auftakt zu geben. Man bedenke, wie spektakulär und mit welchem Überraschungstwist am Ende The Mandalorian seinen Siegeszug auf Disney+ gestartet hat. Einen Flüchtigen festnehmen, die Kopfgeldjägergilde einführen, Werner Herzog als Bösewicht, Nick Nolte als animiertes Alien, Taika Waititi als Android und dann noch der kleine Grogu.
Diese gerade mal 36 Minuten lange Episode ist vor allem daran interessiert, so viel Hintergrundgeschichte von Boba in so kurzer Zeit wie möglich abzuarbeiten. Nur vage ist daran ein Plot geknüpft, in dem Boba seine neuen Untergebenen empfängt und erkennt, dass nicht jeder über sein Auftauchen auf Tatooine erfreut ist. Diese zwei Handlungsebenen ergänzen sich nicht organisch, sondern wirken etwas gezwungen. Vor allem da Drehbuchautor Jon Favreau sich hier des billigen Tricks bedient, dass Boba all diese Erinnerungen im Traum hat, während er in seiner Regenerationskapsel liegt.
Abgesehen davon kann sich The Book of Boba Fett aber sehen lassen. Da hier das genau gleiche Team wie bei The Mandalorian dahinter steckt, ähneln sich die Serien nicht nur optisch, sondern auch handwerklich. Die gemalten Bilder im Abspann oder der für klassisches Star Wars so untypische Score von Ludwig Göransson. Die Stage Craft Screens, bei denen Schauspieler umgeben von LED Screens in einem kleinen Bereich filmen, und die Leinwände die realistisch wirkenden Hintergründe kreieren. Obwohl diesmal, als Boba seinen Entführern nachts entrinnen will, kann man mit den offensichtlichen Studiolichtern und dem etwas flachen Hintergrund erkennen, dass er nicht mitten in der Wüste steht, sondern auf einem Set.
Das Buch von Boba Fett kann in der etwas mageren ersten Episode noch nicht allzu sehr überzeugen. Aber es ist schön wieder Temuera Morrison in der Rolle zu sehen, und es ist zu hoffen, dass die restlichen sechs Folgen etwas mehr zusammenhängende Handlung zu bieten haben.
In unserem Seher-Bereich findest du noch mehr Reviews zu aktuellen Filmen und Serien:
Don’t Look Up Kritik – Pointierte aber zu fluffige Weltuntergangs-Satire
Matrix Resurrections Review – Zurück in die Simulation
Spider-Man: No Way Home – Amüsanter Spidey-Nostalgie-Trip
Fotos: (c) Walt Disney
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.