Terminator 6 will mit alten Tugenden an Teil 1 & 2 anschließen. Der Film verliert aber den Faden und setzt nach rasantem Start zu sehr auf übertriebene CGI-Action. Immerhin ist Mackenzie Davis als Kyle Reese 2.0 eine Wucht. Sie lässt aber die eigentliche Heldin blass aussehen. Unser Review zu Terminator: Dark Fate.
23. Oktober 2019: 1 + 2 = 3 … und nicht 6. Das ist James Cameron offenbar herzlich wurscht. Der Starproduzent greift bei Terminator 6 ganz offensichtlich auf Elemente seiner ersten zwei Terminator-Teile zurück. Er serviert uns mit Terminator: Dark Fate unter der Regie von Tim Miller (Deadpool) eine direkte Fortsetzung von Teil 2 – Tag der Abrechnung. Dabei löscht er die hart kritisierten Teile 3, 4 und 5 kurzerhand aus. Er versucht also ironischerweise das selbe, wie seine Figuren im Film: Das Rad der Zeit zurückzudrehen, um die Zukunft neu zu schreiben.
Kann Terminator 6, der in Wahrheit ein neuer dritter Teil ist, wirklich dort anschließen, wo uns die hervorragenden ersten zwei Teile begeistert haben? Oder bleibt er nur ein schwacher Versuch, aus einer abgelutschten Geschichte noch einmal Profit zu machen? Wir durften uns bei der Pressevorführung bereits vorab ein Bild machen. Haben sich die 28 Jahre Wartezeit auf einen würdigeren dritten Teil gelohnt? Das lest ihr hier in unserer Kritik:
Die Handlung schließt unmittelbar an Terminator 2 an. Sarah Connor konnte die Geschichte neu schreiben und verhindern, dass die künstliche Intelligenz Skynet mit Atomwaffen fast alle Menschen ausradiert. Doch 28 Jahre später gibt es eine neue Bedrohung. Ein noch modernerer Terminator “Rev-9” (Gabriel Luna) kommt aus der Zukunft. Er macht in Mexiko City Jagd auf Dani Ramos (Natalia Reyes). Ihr zu Hilfe eilen Supersoldatin Grace (Mackenzie Davis) und Sarah Connor (Linda Hamilton höchstpersönlich). Und bald braucht es mit T-800 (Arnold Schwarzenegger) einen dritten Beschützer, um Danis leben zu retten. Dabei muss (Donald Trump, bitte weghören!) die Flucht in die USA gelingen und die Frage geklärt werden, was Dani für die Zukunft so bedeutend macht, dass ihr ein neuer Terminator auf den Fersen ist.
Terminator 3, 4 und 5 haben etwas Neues probiert und sind damit mehr oder weniger gescheitert. Teil 3 wollte lustiger sein, Teil 4 entführte uns in die Zukunft, Teil 5 baute mehr auf den Zeitreise-Aspekt. Dark Fate will sich nun ganz auf die erfolgreichen Wurzeln der Terminator-Serie besinnen. Er macht kaum den Versuch wirklich neue Aspekt einzubringen. Der neue böse Terminator ist eine Mischung aus T-101 (Teil 1) und T-1000 (Teil 2). Grace Rolle entspricht der von Kyle Reese in Teil 1. Arnie präsentiert sich als T-800 Carl ähnlich wie schon in Vorgängerteilen. Dazu ist Dani eine Art junge Sarah Connor. Und die echte Sarah Connor wieder eine knallharte Kämpferin, nur noch etwas erbarmungsloser und zynischer als in Teil 2.
Der Film beginnt rasant und weckt die Hoffnung, dass wir hier zwar nichts wirklich Kreatives, aber endlich einen würdigen Nachfolger zu Teil 2 serviert bekommen, der wieder auf die starke Erfolgsformel der ersten Filme setzt. Eine ziemlich überraschende Szene aus den 90ern lässt uns sogar kurz glauben, dass Dark Fate nicht nur ein Remix aus Teil 1 und 2 sein will, weil sie komplett mit dem bricht, was in Tag der Abrechnung mühsam aufgebaut wurde und die vorigen Ereignisse auf den Kopf stellt. Sehr flashig.
Gleich in den Vorspann eingeflochten sind Sarah Connors Worte in der Psychatrie aus Tag der Abrechnung. Es geht Schlag auf Schlag, der Terminator und Dani-Beschützerin Grace schlüpfen aus einem Blitzball, räumen auf, liefern sich einen spektakulären ersten Kampf in der Fabrik und es folgt mit einer Verfolgungsjagd auf der Autobahn gleich die nächste tolle Actionszene. Man wähnt sich in einem kurzweiligen Upgrade zu Teil 2. Doch die Freude darüber wehrt leider nicht ewig.
Spätetestens wenn Linda Hamilton auftaucht und sich mit Grace in die Haare kriegt, wer denn nun besser Dani unter ihre Fittiche nehmen kann, fragt man sich: Ist hier ein Beschützer zu viel am Werk? Diese Frage beantwortet sich dann endgültig mit dem Auftauchen von T-800 Carl. Selbst eingeschworene Arnie-Fans werden wohl einsehen müssen: Dieser Film wäre ohne dem Part von Arnold Schwarzenegger besser geworden. Bei drei Beschützern kann sich Dani überhaupt nicht mehr als taffer Charakter beweisen, wie Sarah in Teil 1 oder John in Teil 2. So bleibt ihre Figur leider ziemlich blass.
Während Arnie in Teil 2 noch eine spannende Wandlung mitmacht und sich langsam immer mehr menschliche Züge aneignet, wird seine erstaunliche Wandlung in Dark Fate nur mit ein paar Sätzen erklärt. Noch dazu wirkt sie total an den Haaren herbeigezogen. Als hätte man seine Rolle mit aller Macht noch für die Fans in die Geschichte quetschen müssen.
Ganz anders bei der von Mackenzie Davis gespielten Grace. Sie ist mit Abstand das Beste an Dark Fate und spielt die eigentliche Heldin Natalia Reyes locker an die Wand – auch weil ihre Rolle facettenreicher ist als die der anderen Figuren. Außerdem ist sie als künstlich verstärkter Mensch der perfekte Gegenspieler der Maschinen, die sich als Menschen tarnen. Sie ist so etwas wie der Kyle Reese 2.0.
Gabriel Luna macht als Rev-9 eine solide Figur, kommt aber in der Rolle der bösen Maschine nicht an Robert Patrick aus Terminator 2 heran. Das ist weniger seine Schuld, als die von Miller und Cameron. Denn während die Fähigkeiten des T-1000 noch sehr kreativ inszeniert wurden (beispielsweise als er sich als anderer Mensch tarnt oder flüssig im Boden verschwindet) wird aus dem Spezialskill des Rev-9 (er kann seine Hülle abkoppeln und in zwei Teilen angreifen) zu wenig herausgeholt.
Die Actionszenen sind zu Beginn noch sehr gelungen. Sie wirken natürlich und trotzdem extrem adrenalingeladen, tolle Stunts wie sie Teil 2 ausgezeichnet haben. Umso spektakulärer und größer die Schauplätze aber werden, umso übertriebener und aus der Computer-Retorte wirkt die Action – einerseits verliert man dabei immer mehr die Übersicht, andererseits sticht das künstliche CGI immer störender ins Auge. Wenn sich dann mehrere Beschützer mit Dani zusammen dem Rev-9 entgegenwerfen und alle dabei durch die Gegend fliegen, wirkt das dann eher wie bei einem Superhelden-Film wie Justice League – klassischer Fall von Themenverfehlung.
Terminator – Dark Fate wollte der würdige dritte Teil sein, den die Serie nie hatte, kann aber auch nicht aus dem Schatten der ersten zwei Kultteile treten. Gleich vier Helden sind mindestens einer zu viel. Sie stehen sich gegenseitig bei der Charakterentwicklung im Weg und sorgen dafür, dass sich vor allem Dani nie wirklich entfalten kann.
Die Actionszenen von Terminator 2 waren damals ein Meilenstein. Daran kann Terminator 6 vor allem in den gelungenen Actionszenen zu Beginn anschließen. Das künstliche CGI das später folgt haben wir in anderen Filmen schon besser gesehen. Terminator-Fans dürfte der neue Teil trotzdem besser unterhalten als die Teile zuvor. Es gibt viel Fanservice und Action und die Rückkehr alter Charaktere. Und nicht zuletzt ist Mackenzie Davis als Grace eine Wucht. (ck)
Helden-Tipp! Wir empfehlen die Ansicht von Terminator 2 – Tag der Abrechnung. Der kam erst vor kurzem in aufpolierter 3D-Version zurück ins Kino – hier unser Review. Auch legen wir euch bei Terminator: Dark Fate die englische Originalfassung ans Herz. Sie ist leicht verständlich und man muss sich nicht ärgern, dass Schwarzenegger auf Deutsch erstmals nicht von Thomas Danneberg synchronisiert wird.
Falls der neue Terminator nicht das Richtige für euch ist: In unserem Seher-Bereich findet ihr noch mehr Reviews und Vorschauen auf aktuelle Kinofilme:
MALEFICENT 2 KRITIK: So sehenswert ist die Angelina Jolie Show
JOKER – REVIEW: Düstere Charakterstudie, die etwas dick aufträgt
Alle Fotos: (c) 2019 Twentieth Century Fox
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.