Fast fünf Jahre ist die Switch inzwischen alt. Jetzt veröffentlicht Nintendo die zweite große Revision der Konsole nach der Switch Lite. Die Switch OLED ist mit 360 Euro UVP um 60 Euro teurer als das Original und will den Preis mit einem modernen Screen rechtfertigen, aber ebenso mit anderen Details, die wir unter die Lupe genommen haben. Unser Test sagt euch, für wen sich die Anschaffung lohnt. Inklusive Unboxing und Screen-Vergleich im Video.
von Klaus Kainz
10. Oktober 2021: Schon seit Monaten brodelt es in der Gerüchteküche. Tech-Insider wollten von einer “Switch Pro” wissen, die Spiele leistungstechnisch signifikant aufwerten soll. Andere spekulieren über einen vollwertigen Nachfolger der Konsole, schließlich hat Nintendo andere Geräte zum Fünfjährigen bereits abgesetzt. Das steht aber (vorerst) nicht an. Nintendo schickt mit der Switch OLED eine Revision ins Weihnachtsgeschäft, die eine andere Richtung einschlägt als erwartet.
Vorweg: Mehr Hardware-Power werdet ihr bei der Switch OLED nicht bekommen. Die Verbesserungen sind vor allem äußerlich. Wobei der titelgebende OLED Bildschirm das Haupt-Feature darstellt. Im Fernsehmodus hat die neue Switch keine Überraschungen parat. Die Spiele laufen auf demselben grafischen Niveau wie auf dem Original und der Lite. Das heißt, es kommen vor allem Fans des portablen Switch Gamings auf ihre Kosten. Denn der OLED Bildschirm bietet deutlich kräftigere und sattere Farben als die erste Switch. Allein durch die bessere Beleuchtung des OLED Displays profitiert die Bildintensität. Trotz des fehlenden Power-Updates wirken die Spiele im Handheld-Modus also prächtiger als zuvor. Außerdem wurde der Rückständer deutlich flexibler gemacht, um die Außennutzung auf verschiedensten Oberflächen zu erleichtern (vergleichbar mit modernen Tablets).
Der Fernsehmodus geht aber nicht komplett leer aus. Beim neuen Dock ist ein LAN-Port enthalten, mit dem eine kabelgebundene Internetverbindung möglich ist. Allerdings ist das neue Dock ebenfalls mit der alten Switch kompatibel. Wer also lediglich für den LAN-Zugang brennt, kann das Dock upgraden, aber auf das neue Hauptgerät verzichten. Umgekehrt laufen alte Joycons weiterhin mit dem neuen OLED-Modell. Der interne Speicher der OLED verdoppelt sich von 32 auf 64GB, die für intensive Nutzung von Downloads aber wahrscheinlich erneut mit SD Karten erweitert werden müssen.
Eine generelle Empfehlung der neuen Switch Version fällt schwer. Am meisten profitieren Switch Newcomer. Es spricht bei einem Neukauf wenig dagegen, die OLED Version dem alten Modell vorzuziehen. Switch Veteranen wird allerdings weniger geboten. Der neue Bildschirm ist das größte Verkaufsargument, gefolgt von Nebensächlichkeiten wie dem LAN-Port und Gimmicks wie dem verbesserten Halter. Wie die Switch Lite zielt das neue Modell vor allem auf Fans des portablen Spielmodus ab. Während Switch Lite auf einen günstigen Kampfpreis setzte, verlangt der OLED-Screen einen satten Aufpreis. Um vollkommen überzeugt zu sein, hätten wir uns für die Preiserhöhung Verbesserungen der Joycons gewünscht, die bei vielen Spielern bereits Abnutzungserscheinungen vorweisen. Unter Switch-Besitzern sollten also vor allem Hardcore-Fans upgraden, die sich leidenschaftlich nach der bestmöglichen Switch-Erfahrung im portablen Modus sehnen.
So passt es allerdings gut, dass Nintendo das neue Modell zusammen mit Metroid Dread vermarktet. Die Metroid Reihe ist kein Mainstream-Hit, gilt aber als spielerischer Meilenstein. Allein im Indiebereich ist das “Metroidvania”-Genre nicht mehr wegzudenken, in dem es gruselige Labyrinthe aus der Sidescrolling-Perspektive zu erforschen gilt. Die technischen Vorteile eines OLED-Bildschirms sprechen vermutlich dieselben Spiele-Enthusiasten an, die immersive Titel wie Metroid Dread oder das offen davon inspirierte Hollow Knight mögen.
Tatsächlich wirkt Metroid Dread geradezu für den OLED Bildschirm gemacht. Die Tunnelsysteme von Metroid arbeiten oft mit schwarzen Flächen, die der neue Bildschirm ohne Helligkeitsrückstände oder gräuliche Artefakte darstellen kann. Zumal arbeitet das Spieldesign stark mit Kontrasten. Viele Abschnitte des labyrinthartigen Planeten wirken wie aus Games wie Portal. Das heißt, viel Schwarz trifft auf viel Weiß (neben ähnlichen Farbkombinationen), während der bunte Anzug der Protagonistin sowie ihre Gegner besonders am OLED-Bildschirm hervorstechen.
Die Switch OLED ist vor allem ein Modell für Newcomer und die leidenschaftlichsten Switch Fans, die unbedingt den portablen Spielemodus hübscher erleben wollen. Die Spiele sehen auf dem OLED Display kräftiger aus, gerade das neben der Konsole erschienene Metroid Dread profitiert durch die Betonung seiner Farbkontraste. Wer auf seinem alten Modell weiterspielt, hat aber keine signifikanten Nachteile zu befürchten – im TV-Modus ohnehin nicht. Ob es sich lohnt, die Switch OLED in Erwartung einer noch besseren Version strategisch auszusetzen, kann man nicht sagen. Der Erscheinungszeitpunkt der nächsten (potentiell grafisch stärkeren) Switch bleibt schließlich Spekulation. Nicht zuletzt wegen des aktuellen Chipmangels könnte die Switch OLED länger das beste Modell der Konsole bleiben.
Wer die Switch noch gar nicht kennt, kann sich für eine Kaufentscheidung hier weitere Tipps holen:
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Fotos: (c) Nintendo/heldenderfreizeit.com
Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.