Hast du immer schon geträumt, die Weichen zu stellen und Züge nach deiner Pfeife tanzen zu lassen? Suchst du ein Brettspiel, das sich flott spielt, das aber auch eine gute Strategie erfordert? Und spielst du gern kooperative Spiele? Dann solltest du unbedingt einen Blick auf Switch & Signal werfen. Wie gelungen das neue Eisenbahn-Brettspiel von Kosmos ist, wie es funktioniert, plus nützliche Tipps – das alles gibt es in unserem Switch & Signal Test.
von Christoph König
Name: Switch & Signal
Autor: David Thompson
Spieler: 2-4
Spieldauer: 45 Minuten
Alter: Ab 10 Jahren
Verlag: Kosmos
Preis: 34,99 Euro
25. Jänner 2020: Ein Zug-Brettspiel wie Switch & Signal hat es bei uns nicht leicht. Immerhin muss es sich am hervorragenden Zug um Zug messen lassen. Für die Helden-der-Freizeit-Redaktion ist das Gesellschaftsspiel von Alan R. Moon von 2004 immer noch die Referenz in Sachen Eisenbahn-Spiel. Leicht zugänglich, aber komplex genug, um auch noch nach vielen Jahren bei fast jeder Spielrunde rausgeholt zu werden. Ein simples, aber forderndes Spielprinzip, kombiniert mit einem wunderschönen Artwork.
Wer nun das erst diesen Herbst erschienen Switch & Signal das erste Mal in der Hand hat, wird schnell an Zug um Zug erinnert. Das Covermotiv mit der Lok ist fast ident. Dazu gibt es ebenfalls eine Europa- und Nordamerika-Karte mit Städten, die mit Zugstrecken miteinander verbunden sind und Spielkarten. Diese optischen Dinge und dass es sich um ein Familienspiel handelt, sind allerdings schon die einzigen Ähnlichkeiten. Denn im Gegensatz zu Zug um Zug ist Switch & Signal ein kooperatives Spiel, bei dem ihr keine Zugstrecken legt, sondern Loks gekonnt mit Weichen und Ampeln am Plan dirigiert.
Helden-Tipp! Hier findest du unsere weiteren Brettspiel-Tipps des Monats.
Bei Switch & Signals – gemeinsam ans Ziel habt ihr 9 Loks zur Verfügung, die ihr einsetzen müsst, um 8 Rohstoffe (je zwei in 4 Städten) in die Zielhäfen zu dirigieren. Auf der Europa-Karte müsst ihr alle 8 nach Marseille in den Süden transportieren. Auf der Nordamerika-Karte je 4 an die Westküste und 4 an die Ostküste (ein Zug kann sich jeweils einen Rohstoff mit sich führen). Das passiert einerseits durch Fahranweisungen, die auf Karten aufgedeckt werden und mit denen ihr Züge bewegen oder auf das Spielfeld setzen müsst. Andererseits durch Aktionskarten, mit denen ihr Züge bewegen, Weichen verstellen und Ampeln auf grün setzen könnt. Bis die Fahranweisungskarten aufgebraucht sind müssen alle Rohstoffe ausgeliefert sein. Dann habt ihr das Spiel gewonnen.
Die Züge werden je nach Farbe (grau, rotbraun und schwarz) mit einem eigenen Würfel bewegt, wobei sich die schwarzen am schnellsten und die grauen am langsamsten bewegen. Der Clou bzw. die Schwierigkeit daran. Eure Züge sollten nicht an roten Ampeln, Sackgassen oder andere Züge auffahren. Das kostet nämlich wertvolle Zeit und Zeitplättchen – und kann im Worst-Case auch den Verlust einer Fahranweisungskarte bedeuten. Die braucht ihr allerdings so ziemlich alle, um das Spiel rechtzeitig abschließen zu können.
Mit den Aktionskarten ist jeder Spieler abwechselnd am Zug. Da es sich um ein kooperatives Spiel handelt, solltet ihr gemeinsam klug planen und euch einigen welche Weichen, Ampeln und Züge ihr wie bewegen wollt. Damit das Spiel immer eine Herausforderung bleibt, gibt es mehrere Möglichkeiten, den Schwierigkeitsgrad zu variieren. So könnt ihr die Zahl der Rohstoffe, Fahranweisungskarten, Ampel- und Zeitplättchen erhöhen oder reduzieren. Zudem spielt sich die Nordamerika-Karte etwas schwieriger. Und es lässt sich durch Wertplättchen die Wahrscheinlichkeit ändern, an welchen Punkten die Züge ins Spiel kommen.
Wir haben Switch & Signal zu zweit getestet, werden es sicher auch noch zu dritt oder viert ausprobieren. Da das Spielprinzip genau das selbe ist, sich nur die Aktionskarten auf mehr Leute aufteilen, sollte sich bis auf den Umstand, dass mehr Spieler an einer einzigen Strategie tüfteln, das Spieleranzahl kaum auf das Geschehen auswirken. Helden-Tipp! Auch wenn nicht angegeben funktioniert das Spiel auch alleine hervorragend. Und hier ist unser Urteil:
Rein optisch gibt es viele Spiele, die schöner sind als Switch & Signal. Das Design erfüllt seinen Zweck, mehr aber auch nicht. Sowohl bei der Qualität der Spielkarten, aber auch der Map und dem Design und Artwork ist beispielsweise Zug um Zug deutlich hübscher, obwohl es schon 16 Jahre älter ist.
Hier ist Switch & Signal vielen Familien-Brettspielen voraus, denn selten kann man den Schwierigkeitsgrad so präzise auf die Spieler abstimmen wie hier. Da es gleich mehrere Schrauben/Variablen gibt, an denen gedreht werden kann, spielt sich keine Partie anders – und so bleibt es auch eine Herausforderung, wenn man das Spiel schon besser beherrscht. Zudem ähnelt keine Partie der anderen. Und ein Vorteil zu Zug um Zug ist, dass die Nordamerika- und Europa-Karte gleich in einem Spiel steckt und man nicht extra ein zweites mit der anderen Karte kaufen muss. Das alles sorgt für einen sehr hohen Wiederspielwert.
Da sowohl das Einsetzen der Loks, als auch ihre Geschwindigkeit ausgewürfelt wird, hat der Glücksfaktor natürlich einen gewissen Einfluss auf den Spielausgang. Er ist allerdings nicht so hoch wie befürchtet, denn durch kluges Vorausplanen ist man auf fast alle Eventualitäten vorbereitet. Dadurch, dass sich die Loks relativ schnell und dann noch auf unterschiedlichen Strecken mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen, müsst ihr ständig an eurer Strategie tüfteln. Mal hilft ein langfristiger Plan, dann ist es gut flexibel auf eine Situation zu reagieren.
Züge zu dirigieren ist (wenn es gut klappt), sehr befriedigend. Sind einmal die meisten Weichen gestellt und alles bewegt sich, so wie man es will, fühlt man sich wie eine Fahrdienstleiter-Crew. Und das macht definitiv süchtig. Dafür kann es frustrierend sein, wenn Züge überhaupt nicht auf den Stellen ins Spiel kommen, die einem weiterhelfen. Ebenfalls kann für Frust sorgen, wenn unter den Spielern einer besonders dominant ist und alles bestimmen will. Hier empfiehlt es sich, darauf zu pochen, dass zwar alle über einen Spielzug diskutieren können, die Letztentscheidung aber bei dem liegt, der gerade dran ist.
Switch & Signal kommt optisch recht unspektakulär daher, macht aber großen Spaß. Das liegt einerseits am fordernden Spielziel und andererseits am sehr variablen Schwierigkeitsgrad, der den Wiederspielwert erhöht. Außerdem lässt es sich sogar alleine prima spielen. Die Nordamerika-Variante gefiel uns durch das Ansteuern von zwei Häfen etwas besser, da man hier etwas flexibler sein muss. Denn hier müssen im Gegensatz zu Europa nicht einfach alle Rohstoffe von Norden nach Süden transportiert werden.
Das findest du in unserem Spieler-Bereich. Hier gibt es weitere Tests, aber auch die wichtigsten Game-Releases:
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
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