Comedian Melissa McCarthy hat sich für Superintelligence mal wieder mit ihrem Mann für eine Liebeskomödie zusammengetan. Herausgekommen ist eine weitere verpasste Chance für die talentierte Schauspielerin – mit unterdurchschnittlichen Humoreinlagen und einem halbgaren Sci-Fi-Anstrich. In unserem Review zum Kinostart erfährst du, warum wir uns bei der Sichtung ungefähr so gefühlt haben, wie die Heldin des Films bei ihrer Sitzsack-Panne.
von Sophie Neu
20. August 2021: Melissa McCarthy hat es schon wieder getan. Auch ihre neueste Hauptrolle spielt sie im Film ihres Ehemannes und Regisseurs Ben Falcone. Dass die ihm eher weniger gelingen, hat zuletzt Thunderforce (hier unsere Kritik) gezeigt. Statt des plumpen Humors unter vollem Körpereinsatz würde man lieber Gelegenheiten für McCarthy sehen, ihre persönlichen Comedienne-Stärken auszuspielen. Das ist aber nicht das eigentliche Problem von Superintelligence. Hier stellt man sich stattdessen über die komplette Laufzeit von 107 Minuten die Frage, was der Film eigentlich sein will. Denn er ist nichts Ganzes und nichts Halbes.
Am 19. August im Kino gestartet, kriegt ihr bei uns einen Überblick, um was es geht und wie sehr sich der Kauf eines Tickets dafür lohnt.
Carol (Melissa McCarthy) führt ein recht durchschnittliches Leben. Als Aussteigerin aus der Tech-Branche will die philantropisch veranlagte Idealistin einen Job finden, der die Welt ein Stück besser macht. Als bei einem Vorstellungsgespräch eine künstliche Intelligenz auf sie aufmerksam wird und sich in ihren sämtlichen Elektronikgeräten einnistet, hat Carol plötzlich mehr Verantwortung, als sie sich jemals vorstellen könnte. Die gesprächige künstliche Intelligenz (mit der Stimme von James Corden) teilt Carol mit, dass sie an Carol einige ihrer Thesen zum menschlichen Wesen prüfen will. Der Grund: Sie muss sich entscheiden, ob sie die Menschheit retten, versklaven oder zerstören wird. Mit diesen rosigen Aussichten fragt James Corden, pardon, die KI, Carol nach ihrem Herzenswunsch. Und der lautet: Es noch einmal mit ihrer großen Liebe George (Bobby Cannavale) versuchen. Also setzt die AI alles daran, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
Im Endeffekt entpuppt sich in der Buddy-Komödie die bedrohliche KI als gute Fee für Carol. Hier werden mal eben zehn Millionen auf ihr Konto überwiesen, da nimmt die AI die Form eines selbstfahrenden Teslas an. Während man den Tesla noch als Mittel zum Zweck argumentieren kann, bleibt es fraglich, was Carols plötzlicher Reichtum groß an der Welt bessern soll. Aber Carols philanthropische Begehren treten ohnehin ganz weit in den Hintergrund der Handlung. Ganz nachvollziehbar oder logisch sind die Überlegungen der angeblich quasi omniszienten Stimme aber so oder so nicht. Immerhin hat sie bei jeder ihrer absurden Entscheidungen immer auch einen peppigen Spruch auf Lager. So sieht man gerne über die Unstimmigkeiten hinweg.
Schwieriger zu ignorieren ist aber die Tatsache, dass sich Superintelligence nicht entscheiden kann, welches Filmgenre es konkret bedienen will. Im Endeffekt hängt es irgendwo zwischen Liebes- und Buddy-Komödie. Aber weder die Lovestory zwischen Carol und George noch das freundschaftliche Geplänkel mit der Superintelligenz ragen so heraus, dass der Film zumindest in einem Genre überzeugte. Stattdessen werden wir mit einer sehr mauen Liebesgeschichte abgespeist, die oberflächlicher nicht sein könnte. George wird zur bloßen Schablone, primär charakterisiert durch seine kindliche Freude und seine Auswanderungspläne nach Irland. Für viel mehr reicht anscheinend die Laufzeit des Films nicht.
Könnte man glauben, würden da nicht Minuten um Minuten an Comedy-Einlagen verschwendet werden, die weder lustig sind noch den Plot bedeutend vorantreiben. Gleich am Anfang werden wir mit einer quälend langen Sequenz torpediert, in der McCarthy wiederholt vergeblich versucht, sich in einem Sitzsack zu platzieren. Dass hier die pseudohippe Arbeitskultur von Start-Ups durch den Kakao gezogen werden soll, versteht jeder. Und so gibt es immer wieder Sketches, in denen heute alltägliche Dinge parodiert werden sollen. Dass die meisten dieser Skits allerdings eher an der Schmerz- als an der Lachgrenze kratzen, scheint Falcone nicht bemerkt zu haben. So verliert der Film wertvolle Minuten, die viel besser im Ausbau der Beziehungen zwischen Carol und George oder zumindest der KI investiert gewesen wären.
Statt auf die Beziehungen zu setzen, verfällt Superintelligence lieber in alte Muster. Wie in einer Liebeskomödie der frühen Zweitausender erwartet Carol ein Umstyling, eine neue Wohnung und natürlich ein überdrehter bester Freund (Bryan Tyree Henry). All das wirkt formelhaft und verbraucht. Innovationsgeist sucht man hier vergeblich. Irgendwie ironisch, wenn man bedenkt, dass dieser Film sich um eine Zukunftstechnologie drehen soll.
Immerhin die sorgt aber für Lacher. James Corden kommentiert als kecke Stimme aus dem Toaster, Tesla oder TV Carols Leben unablässig und verkörpert in ihr eine Art kindlicher Lernfreude. Und die passt durchaus zur KI, stammt die schließlich ursprünglich aus dem Lernspielzeug Candy Panda. Allzu lange über die Filmlogik bezüglich der Superintelligenz sollte man aber nicht nachdenken. Sonst kommt man schnell an den Punkt, wo man sich fragt, wie manches technologisch möglich sein sollte. Schaut man aber darüber hinweg, ist die künstliche Intelligenz bei weitem der unterhaltsamste Part der Geschichte. Aber das primär durch ihre Monologe und nicht durch die Wortwechsel mit Carol.
Superintelligence ist eine weitere verpasste Chance, McCarthy einen Film zu bieten, der ihre Stärken ausspielen kann. Wer auf eine gute Liebesgeschichte hofft, wird enttäuscht, stattdessen erwarten einen zahlreiche plumpe pseudosozialkritische Skits, die nichts zum Film beitragen. Immerhin sorgt James Corden als wortgewandte KI für Lacher. Dadurch fühlt sich Superintelligence mehr wie ein Wochentagsfilm im TV als ein Kinostart an.
Freilich gibt es auch Besseres im Kino zu sehen – hier zwei Empfehlungen, plus weitere Kino- und Netflix-Highlights. Und eine Liste mit Lovestorys, die wirklich unter die Haut gehen:
Free Guy – Kritik
The Suicide Squad – Kritik
6 Top-Tipps für Kino und Streaming im August
Die 10 schönsten Netflix Liebesfilme
Aufmacher: (c)Warner Bros. Entertainment Inc.
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.