Heute vor 25 Jahren erschien Super Monaco GP II für SEGA Mega Drive. Warum diese Ode an Ayrton Senna bis heute süchtig macht? Unser Test, mit Tipps und Fazit.
von Anaking
17. Mai 2017: Genau heute vor 25 Jahren (17. Juli 1992) erschien mit Ayrton Senna’s Super Monaco GP II das Game, das uns mit dem Formel-1-Videospiel-Virus infizierte. 1992 war ich mir nicht sicher, ob Ayrton Senna nicht langsam Probleme mit seinem Teamchef Ron Dennis bekommen würde. Denn sein Kopf mit dem berühmten gelben Helm steckte öfter im SEGA Mega Drive meines Cousins Martin als in seinem McLaren.
Super Monaco GP II war unser absolutes Lieblingsspiel. De facto war das Cartridge nie in seiner Hülle, sondern fast fix mit der Konsole verwachsen. Nur unter Protest meines Cousins durfte ich ab und an auch mal das fantastische Sonic the Hedgehog 2 in den Schacht schieben.
Obwohl später das geniale Formel-1 97 auf der Playstation ein Meilenstein in Sachen Simulation wurde (ich spielte es mit Lenkrad) und mein erstes F1-Game Pole Position auf dem Atari 2600 war, so hat Super Monaco GP II einen fixen Platz in meinem Herzen.
Höchste Zeit es für unseren Retro-Test noch einmal durchzuzocken:
Schon beim Intro mit Ayrton Senna’s Helm und der Musik ist das wohlige Gefühl von damals sofort wieder da. Das selbe beim Menü, in dem wir zwischen Free Practice, Senna-GP und World Championship wählen. Senna-GP ist das Richtige, um sich einzufahren und mit der Steuerung wieder warm zu werden. Auf drei handverlesenen Strecken des Meisters fahren wir easy zum Sieg und werden mit einer Senna-Rennlizenz belohnt.
Herzstück ist wie beim Vorgänger Super Monaco GP der WM-Modus. Beim Schwierigkeitsgrad haben wir die Wahl zwischen Beginner und Master. Wir starten im blauen Fantasie-Team Serga – offenbar der SEGA-Rennstall. Name und Nation unseres Fahrers dürfen wir frei wählen. Es wird Gerhard Berger aus Austria. Und zu guter Letzt kannst du dir aussuchen, ob du mit Automatik, 4- oder 7-Gang-Getriebe fährst.
Sämtliche Namen der Rennställe sind zwar alle aus Mangel an Lizenzen frei erfunden, aber es ist ganz klar, wer gemeint ist. Williams heißt hier Millions, aus Ferrari wird Firenze und aus Jordan ein Joke. Bei den Fahrern ist nur Namenspate Ayrton Senna im Original vertreten, aber es braucht nicht viel Fantasie, um den Deutschen M. Blume im Bestwal als Michael Schumacher im Benetton zu identifizieren.
Pro Team gibt es bei Super Monaco GP II nur einen Fahrer. Das stört aber nicht weiter. Denn Verkehr herrscht auf der Strecke genug. Dazu gleich mehr.
Eines vorweg: Super Monaco GP II ist eine sehr arcadige Simulation. Auch wenn Ayrton Senna himself als Supervisor seine Finger im Spiel hatte. Der Sound erinnert an einen Schwarm wilde Hornissen. Dafür kommt man sich im Auto aber auch verdammt schnell vor.
Man kann die meisten Kurven im siebenten Gang mit über 300 Sachen durchrasen – selbst in Monaco! Boxenstopps sind zwar möglich, aber bringen nichts. Und bei Kollisionen verliert man nur Geschwindigkeit. Ein Ausfall ist nur möglich, wenn man gegen eine Bande kracht. Gründe, warum das Spiel damals von den meisten Testern nicht mehr als 70 Prozent Spielspaß zuerkannt bekam.
Meiner Meinung nach ein Fehlurteil. Denn selbst, wenn ich es jetzt spiele, macht es sofort wieder süchtig. Das liegt zunächst einmal daran, dass alle 16 Strecken der WM von 1991 enthalten sind. Um sie zu bewältigen, muss man sich die Kursführung einprägen (eine groß eingeblendete Karte hilft dabei). So habe ich zum ersten Mal alle Strecken der Formel-1 auswendig gelernt.
Eine der großen Stärken von Super Monaco GP II ist das kurzweilige Rennwochenende. Zunächst darf im Warm Up so lange geübt werden, wie man will. Dann entscheidet sich der Startplatz in einer einzigen Qualirunde. Und die sechs Runden langen Rennen sind eigentlich immer spannend.
In der ersten Rennhälfte ist man schwer damit beschäftigt halbwegs ohne Crash durch den gewaltigen Verkehr zu kommen, in der zweiten begiebt man sich auf Aufholjagd und schnappt sich einen Gegner nach dem anderen. Der Windschatten wirkt sich aus und auch der Rückspiegel ist komfortabel und gut gelungen. Und selbst, wenn man einen Start-Ziel-Sieg einfährt, motiviert einen die Jagd nach dem Rundenrekord. Bei diesem Spiel wird einem definitiv nie fad.
Vom Team geliebt, vom Rivalen gehasst
Motivierend und das Beste am WM-Modus ist aber, dass er in einer Art Karrieremodus abläuft. Einen solchen gab es 1992 in den allerwenigsten Videospielen. Du darfst bei jeder Strecke einen Fahrer eines anderen Rennstalls fordern, wenn du nicht gerade selbst herausgefordert wirst. Schlägst du deinen Kontrahenten ein paar Mal kriegst du sofort während der Saison sein Cockpit.
So kannst du dich über beispielsweise Minarae (Minardi) über Tyrant (Tyrell) bis in Ayrton Senna’s Madonna (McLaren) hochkämpfen. Sehr gelungen sind die teils gehässigen Kommentare deiner Gegner. Aber auch die lobenden oder tadelnden Worte deines Teams nach dem Rennen.
Die Musik beim Endstand der WM hat etwas Versöhnliches. Bei mir war es Liebe auf den ersten Ton. Das Beste kommt aber, wenn du Weltmeister wirst. Sportsmann Ayrton Senna stemmt dann deinem Pixel-Ego den Arm in die Luft und im Abspann gibt es Bilder der brasilianischen Legende zu sehen. Es schwingt immer etwas Wehmut mit. Denn während wir dieses Spiel noch immer ab und an spielten, verunglückte Senna 1994 in seinem Williams. Überhaupt wirkt das ganze Game heute wie eine Ode an den dreifachen Formel-1-Weltmeister, der einen durch das gesamte Spiel mit seinen Tipps aber auch als größter Rivale begleitet.
Hier ein echter Schatz. Der japanische TV-Werbespot für das Spiel mit einem zockenden Ayrton Senna in der Hauptrolle:
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Kurios. Im 1994 für Mega-CD erschienenen F1-Spiel Beyond the Limit – das uns als nächstes schlaflose Nächte bereitete – hatte dann SEGA die Lizenzen aller Fahrer und Teams, bis auf die von Senna.
Ayrton Senna’s Super Monaco GP II macht heute noch immer gewaltig Spaß. Das liegt am motivierenden WM-Modus und an der Nonstop-Action auf der Strecke. Ständig gilt es blitzschnell zu entscheiden: Welche Linie wähle ich, damit ich ohne Crash an den Gegnern vorbeikomme. Dass es mehr Arcade-Racer als Simulation ist, lässt sich verschmerzen. Immerhin hat dieses Spiel schon 25 Jahre auf dem Buckel. Was es aber vor allem für Nostalgiker so einzigartig macht, ist der darin omnipräsente Ayrton Senna. Irgendwie ist das Spiel ein einziges virtuelles Erinnerungsstück an den vielleicht größten Formel-1-Fahrer aller Zeiten.
Und: Man kann hier viele kultige Strecken kennenlernen, die in der heutigen Weltmeisterschaft nicht mehr enthalten sind.
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Alle Screenshots: heldenderfreizeit.com
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