Kampf der Retro-Titanen! Nintendo und SEGA schicken ihre Maskottchen zeitgleich mit neuen 2D-Abenteuern ins Rennen. Sowohl Super Mario Bros. Wonder als auch Sonic Superstars wollen aber mehr als lahme Aufgüsse sein und versprechen neue Würze. Unser Testvergleich verrät, wie die Gaming-Ikonen in den Punkten Gameplay, Grafik, Umfang, Multiplayer und Soundtrack abschneiden und bei wem sich das Zugreifen lohnt.
von Klaus Kainz
Man könnte denken, wir sind wieder in den 90ern – die alten Jump ‘n’ Run-Ikonen im neuerlichen Zweikampf. Zugegeben, der alte Konsolenkrieg ist lange begraben und SEGA’s Flitzigel ist inzwischen Stammgast in Nintendo-Games. Trotzdem, einen Test-Vergleich Super Mario Bros. Wonder gegen Sonic Superstars konnten wir es uns bei dieser Gelegenheit nicht verkneifen. Immerhin sind beide fast zeitgleich erschienen und versprechen das alte Erfolgskonzept hübscher und kreativer umzusetzen.
Wir dröseln Aspekte wie Gameplay, Grafik & Co. für beide Games auf, um euch die Kaufentscheidung zu erleichtern. Dazu ziehen wir am Ende ein Fazit: Verdient sich Wonder einen Topplatz in unseren Top-10 Mario Spielen für die Switch ? Und kann uns das neue Sonic so begeistern, wie es vor vielen Jahren das legendäre Sonic 2 (hier unser Retro-Review) getan hat? Wir haben die Antworten. Übrigens: Es gibt auch ein neues Game eines anderen Mario-Gegenspielers: Wario. Unser Review zu WarioWare: Move it! findest du hier.
Seit 2006 lief die sogenannte New Super Mario Bros.-Serie quasi auf Autopilot. Die letzte Innovation war der Multiplayer-Mode von 2009, die anderen Sequels waren sehr vorhersehbar. Eine wortwörtliche Wundertüte wie Super Mario Bros. Wonder war deswegen sehr willkommen. Okay, an der Substanz ändert sich nichts, der Klempner und seine Freunde düsen weiterhin durch zahlreiche Hindernisparcours von links nach rechts. Nur ist im neuen Blumen-Königreich so einiges anders. Allein die riesige Palette an völlig neuen Mario-Gegnern, die ganz andere Muster abfragen als die alten Koopas und Goombas, ist erfrischend.
Großes Augenmerk des Games sind aber die Wonder-Seeds. Das sind quasi versteckte und besonders verrückte Level innerhalb der eigentlichen Level. Mit so einem Wunderling kann alles passieren: Lawinen oder Bowser-Kanonen fallen über die Stage her, oder ihr müsst sie als Luigi in Kuchenform oder in Slow-Motion beenden. Darüber hinaus können Mario & Co. erstmals mit Spezial-Fähigkeiten, von Greifhaken bis Unsichtbarkeit, ausgerüstet werden, wobei das grundlegende Movement knackiger denn je ist. Seltsam unkreativ sind nur die sehr zahmen Bosskämpfe.
Der Igel war immer etwas anders gepolt als Mario. Denn Sonic ist wie Pinball gemischt mit Jump ‘n’ Run. Den berüchtigten Speed erreicht Sonic nur, wird er vorsichtig durch viel mehr verschachtelte Bahnen gelenkt. Nicht nur in 3D-Abenteuern, sondern auch manchen 2D-Games ist das wegen verkorkster Physik manchmal misslungen. Entwarnung für Sonic Superstars: Die Steuerung geht gut von der Hand und ist von den Klassikern kaum zu unterscheiden.
Bei Hindernissen mischt Sonic Superstars gekonnt Altes, wie Loopings und Casino-Spielchen, mit neuen Elementen – beispielsweise wird während den Sprints zwischen abstürzenden Wagons gewechselt, oder Flammen umverteilt. Auch Sonic bietet neue Powerups, darunter Feuerschüsse und Zeitraffer. Die sind erfrischend, aber steuerungs-technisch nicht ganz intuitiv – für uns ging die Aktivierung per rechtem Stick nie ganz in Mark und Bein über. Grundlegend finden viele Stages eine gute Balance zwischen dynamischer Speed-Kontrolle und Denkelementen. Nur manche Bossgegner bringen den Spielfloss dank langatmigen Muster manchmal ins Stocken.
Präsentationstechnisch war New Super Mario Bros. stark angestaubt. Die sterilen Pilz-Welten, kantigen Charakter-Modelle und recycelten Soundtracks gingen langsam auf keine Kuhhaut mehr. Super Mario Bros. Wonder zeigt sich nun deutlich hübscher. Vor allem die Charaktermodelle sind ausdrucksstärker denn je, quasi wie Cartoons mit witzigen Animationen, die an neuere Filme wie Gestiefelter Kater und Spider-Man A New Universe erinnern. Auch die Hintergründe sind oft absoluter Hochglanz. Nur leider wirken die flachen Level-Bausteine im Vordergrund manchmal noch immer etwas trostlos und monoton. Highlight ist jedenfalls das Setting an sich. Frische Welten, neue Charaktere – Mario Wonder fühlt sich wieder viel mehr nach Abenteuer als seine direkten Vorgänger an.
Ein paar schöne Impressionen vom Spiel und wo Mario Wonder in unseren Jahrescharts landet, siehst du hier:
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Mehr Informationen2D-Gameplay, aber 3D-Grafik. In seinen besten Momenten zeigt sich Sonic Superstars durchaus etwas hübscher als Mario Wonder. Farbenfrohe Dschungel und pompöse Mechanik-Welten vom bösen Dr. Eggman bieten nämlich mehr Tiefe und machen Locations greifbarer. Gleichzeitig aber merkt man Sonic Superstars das geringe Budget an. So stark die Art Direction das in manchen Stages vertuschen kann, so karg fällt dann plötzlich manch andere Location aus. Dafür rundet Sonic Superstars das Abenteuer mit Zeichentrick-Sequenzen und witzigen Animationen zwischen den Stages ab, so dass nichtsdestotrotz ein rundes Abenteuer rumkommt.
Zugegeben, in beiden Fällen bevorzugen wir – bei allem Lob – die alten Pixel-Machwerke, oder Games wie Rayman, die vollständig gemalt sind.
Der neue Ableger von Mario sticht die oft recycelten Soundtracks von New Super Mario Bros. locker aus. Trotzdem fehlen echte Ohrwürmer oder epische Orchestertöne wie in den 3D-Mario-Games. Eine besonders seltsame Entscheidung im Sounddesign: Während des Levels plappern euch durchgehend Cartoon-Blumen voll. Die sind aber weder lustig, noch geben sie hilfreiche Tipps. Übrigens, es liegt nicht an euch, falls euch Mario und Luigi etwas ungewohnt vorkommen. Erstmals johlt ein neuer Synchronsprecher das kultige “Wahoo”.
Mindestens im Musikbereich war SEGA der Konkurrenz sehr oft voraus. Für einen der alten Sonic-Klassiker komponierte sogar Michael Jackson. Auch Sonic Superstars legt soundtechnisch eine gute Performance hin und channelt an vielen Stellen solide den alten Pixelpop und die jazzige Stimmung der Originale. Umso überraschender, dass gelegentlich Durchhänger dabei sind, die – böse gesagt – ein wenig wie KI-generiert klingen. Dem Stimmungsbild insgesamt tun solche Ausnahmen glücklicherweise nicht allzu viel ab.
Zum ersten Mal dürfen Zocker auch Sonic zu viert spielen. Allerdings handelt es sich beim Koop-Modus leider um das größte Manko von Sonic Superstars. Dank der hohen Geschwindigkeit fallen Mitspieler nämlich schnell aus dem Bildschirm. Das gibt zwar kein Penalty, aber es ist oft unklar, wer als “Hauptspieler” den Bildschirm bewegt. Dadurch wird Koop selbst mit zwei Spielern schnell verwirrend. Obendrauf bietet Superstars einen Online-Battle-Modus, in dem sich bis zu acht Spieler in einem Labyrinth abballern oder in Minigames antreten. Wirklich gefesselt hat uns das leider nicht.
Erneut dürfen bis zu vier Spieler durch die Mario-Level düsen. Das ist weniger chaotisch als früher, weil Charaktere nicht mehr voneinander abprallen. Je nach Geschmack ist das eine Verbesserung oder Verschlimmbesserung. Manche mochten das Party-Chaos von New Mario Bros., jetzt ist wieder die Geschicklichkeit im Fokus. Ein vollwertiger Online-Koop fällt aus, dafür bedient sich Nintendo ein wenig bei Dark Souls. Ihr könnt nämlich andere Spieler als Geister in ihrem Game joinen und hilfreiche Items hinterlassen. Alternativ sind Wettrennen gegen Freunde möglich.
Schaffbar ist Sonic Superstars an einem längeren Nachmittag, aber wirklich lange waren klassische Sonic Games ja nie. Vielmehr laden die Games, inklusive Sonic Superstars, zum Replay ein. Schließlich zeigt ein einziger Playthrough selten alle Abzweigungen, die die Level zu bieten haben. Auch eröffnen die unterschiedlichen Charaktere alternative Spielweisen für die Stages – Knuckles klettert, Tails fliegt, Amy macht Doppelsprünge. Außerdem gibt es nach dem letzten Boss noch ein besonders hartes New Game+ mit einem speziellen Twist. Obendrauf sind die Stages voll mit sammelbaren Medaillen, die theoretisch gefarmt werden können, um im Shop neue Kostüme freizuschalten. Wermutstropfen hier: Die Cosmetics sind nur im weniger spannenden Battle-Mode verfügbar.
Für ein 2D Jump ‘n’ Run ist Mario durchaus prall gefüllt. Zum finalen Kampf kann man sich zwar in rund zwei Abenden locker durchkämpfen. Wer wirklich alles finden und auch die Geheimwelt erobern will, kann aber noch viel länger am Game knabbern. Angenehm ist dabei die teils offene Progression. Dank der hohen Zahl an Levels steht gelegentlich offen, ob ihr leichte oder schwere Level je nach Präferenz auslasst. Etwas schade für Replays ist, dass es keinen Unterschied macht, mit wem ihr spielt. Mario, Peach & co. haben das selbe Moveset, nur Yoshi und Mopsi sind durch Extra-Moves und Unverwundbarkeit quasi ein Easy-Mode.
Serien-Fans werden bei Super Mario Bros. Wonder als auch Sonic Superstars auf ihre Kosten kommen. Sonic bietet ein eher traditionelles Abenteuer, wenn auch in neuem Gewand. Mehr muss Sonic Superstars aber nicht sein, weil es im Gegensatz zu vielen anderen Sonic-Nostalgie-Games tatsächlich gut funktioniert. Es schwächelt nur beim Multiplayer und hat spürbar weniger Budget als der letzte Open World Ableger.
Mario wiederum hatte immer solide Qualität, aber die letzten 2D-Abenteuer zeigten Alterserscheinungen. Super Mario Bros. Wonder frischt das Setting nun radikal auf. Wobei auch Mario – trotz aller Kreativität – offene Baustellen hat, beispielsweise Bosskämpfe. Klar muss sein, beide Spiele sind nicht megalang, besonders wenn ihr nur die Credits erreichen wollt. Uns hat das aber nicht gestört, langgezogene Games gibt es ja zuhauf. Die knackigen Jump ‘n’ Run-Kampagnen fanden wir in beiden Fällen tatsächlich sehr erfrischend.
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Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.