Rob Perez aka Deadbeathero ist einer der bekanntesten Street Art Künstler in Wien. Ob Sweatermen, Austrianauts oder Beat Bots – seine einprägsamen Charaktere prägen urbane Räume und das Stadtbild vom Donaukanal bis zum Big Apple. Wie der Texaner nach Wien fand, was die Inspirationsquellen seiner Kunst sind und wie er zum Phänomen Banksy steht. Unser Held des Monats im Interview.
von Verena Fink (Interview auf Englisch geführt und dann übersetzt)
Ich treffe Rob im Soon Art Studio. Das gibt’s seit 2019 – gegründet hat er es mit seiner Frau Elisabeth Perez aka Rapunze. 2014 kam der Texaner in Österreichs Hauptstadt: „In Vienna are a lot more street artists because there are so many walls that you can paint. In Texas it’s kind of limited.” Tatsächlich: in Wien gibt es in vielen Bezirken Flächen, auf denen Street Art willkommen ist. Auch Rob’s Kunst ist zu sehen – oft mit heldenhaften Charakteren, fast schon wie aus Action-Comics entsprungen. Rob hat sich inzwischen als Künstler einen Namen gemacht. Er ist Begründer des ARTSLAM! International Live Art Events in San Antonio, hat eine große Reichweite auf Social Media & ist insgesamt ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der internationalen Kunstszene.
Helden-Tipp! Willst du dir die coolste Street Art in Wien ansehen? Wir zeigen dir drei Spazier-Routen, wo an besonders vielen lässigen Werken vorbeikommst – und natürlich auch das eine oder andere von Deadbeathero/Rob Perez erspähen kannst:
Street Art Walk#1 – vom Westbahnhof zum Karlsplatz
Street Art Walk#2 – durch Wiens Westen
Street Art Walk #3 – vom Belvedere zum Mariahilfer Gürtel
Rob Perez: Ungefähr 2006. Ich wurde von jemanden eingeladen, zum Sprayen mitzukommen. Davor war mein Fokus mehr darauf, Illustrationen anzufertigen, also Charaktere zu zeichnen.
Ich mag es einfach, draußen zu sein. Es ist ein schönes Gefühl mit Freunden unterwegs Kunst zu schaffen. Es macht Spaß. Man trifft sich mit anderen Künstler:innen und erlebt eine ganz besondere „bonding experience“.
Ich arbeite viel mit Charakteren. Ich habe mehrere Figuren erschaffen, die ich immer wieder auf eine andere Art oder mit anderen Farben zeichne. Also Deadbeathero-work dreht sich viel um Charaktere, da gibt’s zum Beispiel die Robots oder die Sweatermen, manchmal füge ich sie auch zusammen, das nenne ich dann crowds. Bekannt bin ich aber hauptsächlich für meine Robots.
Jeder erzählt einen anderen Teil meines Lebens. Sie repräsentieren Teile meines Unterbewusstseins. Es sind also keine Blödelein. Der Sweaterman zum Beispiel. Ich habe damals, als ich zum ersten Mal nach Europa gekommen bin, in Zügen Menschen gemalen, die Smartphones in der Hand halten. Ich hab dann ihre Hände gemalt und später den Rest des Körpers hinzugefügt. Den Körper dann mit Mustern versehen, die ich im Zug zum Beispiel gesehen hab. Das Gesicht der Menschen konnte ich nicht sehen, weil sie so in ihr Handy vertieft waren. Es sind also so social media obsessed characters, meine Charaktere sollen auch auf die Gesellschaft anspielen.
Ich verwende gerne Actionfiguren der 80er als Inspirationsquellen für meine Farben, alte Transformer-Figuren. Sie wurden geschaffen, in dem ich einfach drauf los gezeichnet hab. Es ist immer ein sehr organischer Prozess – wenn mich ein geschaffener Charakter interessiert, arbeite ich weiter daran. Ich versuche nichts zu erzwingen.
Ich wollte nach Europa kommen, um meiner Art von Kunst gerecht zu werden. In Europa konnte ich mich persönlich besser inspirieren lassen. In Texas ist alles anders: die Sprache, die Menschen, die Landschaft. In Europa konnte ich mich kreativ ausleben. In Wien gibt es mehr street artists und graffiti artists, vor allem auch, weil es viel mehr Wände gibt, auf denen man Kunst machen kann. In Texas gibt es nicht so viele Künstler:innen, die diesen Weg einschlagen. Vviele fertigen dort Print-Sachen oder Leinwände an, Street Art eher weniger.
Wir wollten einen Raum schaffen, indem wir arbeiten können, zu dem wir andere Kunstschaffende einladen und Kunst ausstellen können. Nach Corona haben wir uns dann dazu entscheiden, uns nicht zu sehr auf Events zu fokussieren, weil man einfach nicht so gut vorausplanen kann. Momentan arbeiten wir im Studio an unserer eigenen Kunst. Zu einem späteren Zeitpunkt starten wir dann vielleicht wieder Ausstellungen oder eine Art von künstlerischem Aufenthaltsort. Wir wollen versuchen, finanzielle Unterstützung zu bekommen, sodass wir auch größere Projekte angehen können. Was wir aber schon machen, sind Workshops auf Anfrage von Gruppen, die kommen dann oft von Firmen für Team-Building-Erlebnisse oder auch für Geburtstage.
Das ist unser Podcast-Studio, in dem spreche ich mit Kunstschaffenden. Der Podcast heißt Artcade. Wir haben ihn vor gut einem Jahr gestartet. Inzwischen gibt es um die 25 Episoden. Es kommen auch Künstler außerhalb von Wien vor. Die Intention des Podcasts ist, dass sich die Künstler:innen besser kennenlernen, aber auch dass sich Kunst-Interessierte ein besseres Bild der Personen machen können. Ich habe viele bekannte Street Artists interviewt – zum Beispiel Nychos oder Skero. Auf der Wand unter dem Waschbecken dort *zeigt hin* haben wir alle bisherigen Gäste unterschreiben lassen.
Da gibt es sehr viele. Ich habe zum Beispiel vor kurzem mit meiner Frau Rapunze in New York ein Projekt durchgeführt, das am Ende dann richtig gut gelungen ist. Wir kannten die Wand, auf der wir arbeiten sollten, nämlich nur von Bildern. Wir wussten einige Sachen nicht, bis wir vor Ort in New York waren. Zum Beispiel: Wie weit entfernt von der Wand kann man stehen? Parken Autos davor? Das war zu Beginn sehr herausfordernd. Am Ende hat dann aber alles gut geklappt und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Ich will bei ein paar noch nicht zu viel verraten. Eines, das ansteht, ist eine Ausstellung beim Kunstsupermarkt in der Mariahilferstraße 130. Die Ausstellung läuft von 19. Oktober bis 2. Februar, über 100 Künstler:innen stellen aus. Ich zeige dort zum ersten Mal neue Sachen von mir, man kann sich ein paar Werke auf Leinwänden, Malereien mit Wasserfarbe und auch Holzköpfe ansehen, an denen ich gerade arbeite. Ich verkaufe dort auch.
Ich denke am wichtigsten ist es, dass man ziemlich selbstsicher ist, was die eigenen Zeichnungen angeht. Man sollte sich überlegen, in welche Richtung man gehen mag und dann viel üben. Wenn du am Papier gut zeichnen kannst, wird’s auf der Wand auch gut ausschauen. Also: zuerst an den eigenen Skills arbeiten. Und sich vielleicht Inspiration von anderen Künstler:innen holen.
Es überlappt sich ein wenig. Also, Street Artists gestalten eher so Charaktere, Profile, Gesichter, …meistens ohne Buchstaben. Graffiti Artists arbeiten mehr mit Buchstaben und wollen ihren Namen bekannt machen. Es gibt aber auch Graffiti mit Charakteren – hier gibt’s dann die Überlappung. Aber: ohne Graffiti gäb es keine Street Art. Es gibt eben auch nicht den einen konkreten Weg, um Street Art zu machen. banksy zum Beispiel macht Street Art, aber auch Graffiti. Graffiti ist aber meistens illegal. Banksy war auch illegal unterwegs, deswegen musste er seine Identität versteckt halten. Ich würde sagen, banksy macht Graffiti, manche würden aber sagen, er ist Street Artist.
*lacht* nein, ich kenne banksy nicht. Ich kenne ein paar Leute, die behaupten, ihn zu kennen, aber ich weiß nicht ganz, ob das stimmt. Es interessiert mich auch nicht so. Ich schätze aber seine Kunst und wie weit er es schon bringen konnte.
Ich will mit meiner Kunst weitermachen und damit weiterhin Geld verdienen. Das versuche ich schon seit ich nach Wien gekommmen bin. Fame ist mir nicht wichtig – ich mein, wenn ich total bekannt werde, habe ich auch nichts dagegen, aber ich würde auch Kunst machen, wenn niemand wüsste, wer ich bin.
Als ich nach Wien gezogen bin, konnte ich fast nirgendswo arbeiten. Weil mein Deutsch noch nicht so gut war und man in Österreich für viele Jobs Deutsch können muss. Ich bin also hierher gekommmen und wusste, dass ich keinen Job bekommen werde. Also hab ich mich dazu gezwungen, mit Kunst Geld zu verdienen. Ich hab dann für Tourist:innen Converse Schuhe bemalt. Aber als Künstler meine eigenen Charaktere benutzen zu können, das geht erst seit 4 Jahren. Es braucht Zeit, bis man zu dem Punkt kommt. Davor in Texas hatte ich einen anderen Vollzeitjob und konnte Kunst nur nebenher machen.
Ich meine, ich hatte eher keine andere Möglichkeit als das zu tun, was ich dann gemacht habe. Wenn du unbedingt schwimmen lernen willst und dich jemand ins Wasser stößt, musst du auch versuchen schwimmen zu lernen, sonst ertrinkst du. Also es ist eher so, dass ich nicht ertrunken bin. Ich bin sehr glücklich darüber, wie weit ich gekommen bin in den letzten Jahren und eigentlich kann ich vielleicht doch sagen, der Traum, den ich damals in Texas hatte, ist wahr geworden.
In unserem Ressort Held:in des Monats stellen wir euch jedes Monat eine Person vor, die sich sozial speziell engagiert oder die mit ihren Werken oder als Persönlichkeit besonders inpiriert. Lest hier unsere weiteren Held:innen-Geschichten:
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Aufmacherfoto: (c) heldenderfreizeit.com
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