In den vergangenen Jahren sind in Wien, nicht zuletzt durch das jährliche Calle Libre Festival und dessen internationale Künstler, sehenswerte Gemälde auf kahlen Mauern entstanden. In unserem Wiener Mural Walk #2 durch den Westen von Wien entdeckst du einige besonders schöne Exemplare!
von Sabrina Farkas
Puber, Coco Taxi und Mutti – Wiens Graffiti Künstler können glücklicherweise mehr, als nur ihre Namen auf Fassaden zu sprayen! Einige Street Art Kunstwerke sind wohl allen Wien-Kennern bekannt. Andere wiederum verstecken sich und sind hinter bisher unbekannten Ecken zu entdecken. Wir zeigen dir, wo du in Wien Ottakring, Neubau und Josefstadt die schönsten Street Arts zu sehen bekommst!
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Hier in Teil 1 unserer Serie haben wir euch auf eine Tour vom Westbahnhof zum Karlsplatz mitgenommen. Hier in Teil 3 waren wier zwischen Belvedere und Gürtel unterwegs. Teil 2 unserer Serie führt uns jetzt weiter nach Westen. Es geht in 16 Kilometern von der U6 Thaliastraße stadteinwärts durch den 7. Bezirk und von dort über den 8. Bezirk zurück nach Ottakring, bis zur U3 Endstation. Graffiti und Street Art sind lebendige Kunstformen und verändern sich laufend. Wenn du den vorgeschlagene Spaziergang unternimmst, werden manche daher schon verschwunden sein. Andere wiederum gibt es neu zu entdecken. Halte also die Augen offen!
Wir starten unweit der U6 Station Thaliastraße im Josef-Strauss-Park. In dem nach dem Sohn von Johann Strauss (Vater) benannten Park beeindruckt das Werk der Klagenfurterin Frau Isa. “Vintage Love Affair” heißt das Gemälde, das seit 2014 eine Feuermauer verschönert.
Von hier aus folgen wir der Kaiserstraße zur Burggasse, wo das Haus mit der Nummer 98 ins Auge fällt. Der darin angesiedelte Color Store scheint seine Farben nicht nur zu verkaufen, sondern auch gern selbst für die Zierde seiner Hausfassade zu verwenden.
Am nächsten Häuserblock lohnt sich ein Abstecher in den Karl-Farkas-Park. Zahlreiche Graffitis zieren seit dem Calle Libre Festival 2020 den Spielplatz. Von der gegenüberliegenden Straßenseite rückt eine Feuermauer ins Bild, die nicht nur mit Mauerseglern bemalt ist, sondern diesen mit Nistkästen auch einen Unterschlupf bietet.
Durch die Hermann- und Kandlgasse erreichen wir die Zieglergasse, wo die Mauer neben dem Flash Mädchencafé auf Nummer 34 von einem Mädchen, das Seifenblasen in Form von Weltkugeln macht, verschönert wird. Dieses Kunstwerk von Mandarina Brausewetter haben sich die Mädchen selbst ausgesucht.
Stadtauswärts der Westbahnstraße folgend gelangen wir bei Nummer 40 in den Innenhof der Galerie WestLicht. Dieser wurde in der Vergangenheit im Rahmen von Calle Libre 2018 vom rumänischen Künstler Saddo gestaltet.
Von hier lohnt sich ein Abstecher in Richtung Gürtel, wo derzeit im Emil-Maurer-Park noch eines der Calle Libre Kunstwerke von 2017 auf dem Unterwerk in der Parkmitte zu sehen ist.
Wir wenden uns wieder stadteinwärts und erreichen durch die Stoll- und Lindengasse die Andreasgasse und den dortigen Andreaspark. Neben dem überdimensionalen Burger vom Tiroler Künstler HNRX und dem Schwarz-Weiß-Gemälde vom italienischen Künstler Millo vom Calle Libre 2015 haben hier auch die Schüler*innen der Berufsschule Apollogasse, unter anderem mit einem fliegenden Drachen, zur Verschönerung beigetragen.
Wir kehren zurück in die Lindengasse und wenden uns in der Neubaugasse nach links. In der Mondscheingasse 19 ziert ein buntes Portrait ein Garagentor. Weiter geht es in die Siebensterngasse, wo im Siebensternpark eine Feuermauer häufig wechselnde, großflächige Motive zeigt.
Zurück in der Neubaugasse finden sich auf Nummer 43 und 75 Fassadenmalereien in Form von Portraits. Dann biegen wir rechts in die Neustiftgasse ein. In der Kirchengasse 44 hat im Rahmen des Calle Libre 2020 David Leitner eine Mutter mit Neugeborenem auf einer Feuermauer abgebildet und auf Hausnummer 38 findet sich ein weiteres, kleineres Graffiti von Tant und Unga von der Broken Fingaz Crew aus Tel Aviv.
Zurück in der Siebensterngasse folgen wir dieser stadteinwärts und drehen uns, bevor wir die Stiftgasse erreichen, noch einmal um, damit wir nicht die farbenfrohe Lady Aiko verpassen. Am Museumsquartier angelangt wenden wir uns nach links und riskieren einen Blick in die Street Art Passage, einem künstlerisch gestalteten Zugang ins MQ.
Zurück in der Neustiftgasse geht es allmählich wieder stadtauswärts. Nach einem Abstecher in die Kirchberggasse, in der ein im Zuge des Calle Libre Festival 2019 entstandenes Portrait “250k: The Mother” der Künstlerin Huariu aus Portugal zu sehen ist, erreichen wir die Garde- und wenige Meter danach die Faßziehergasse. Dort gibt es eine der wenigen, schönen Auswirkungen der Coronakrise zu sehen, hat Tom Lohner dort doch ein farbenfrohes Mahnmal geschaffen. Eine etwas andere Installation gibt es gleich ums Eck in der Zitterhofergasse zu entdecken, wo ein Spruch über einer verspiegelten Scheibe zum Nachdenken anregt.
Wir kreuzen die Lerchenfelderstraße und begeben uns in die Josefstadt. In der Neudeggergasse 20 geht es farbenfroh weiter mit einem Mural von Boicut vom Calle Libre 2017. Wer hungrig ist, dem sei von hier ein Abstecher auf eine Raclette Semmel von Jumi in der Lange Gasse ans Herz gelegt.
Die nächste Station ist ein weiteres Werk von Tant und Unga von Broken Fingaz Crew aus 2021 in der Zieglergasse 75 beziehungsweise für müde Füße auch die davor platzierte Sitzbank. Frisch ausgeruht folgen wir der Neustiftgasse stadtauswärts und stellen auf Nummer 100 fest, dass nicht nur Graffiti Künstler, sondern auch Schulen dazu beitragen, das Stadtbild bunter zu gestalten.
In Verlängerung der Neustiftgasse erreichen wir nach Querung des Gürtels die Koppstraße. Hier hat ein Unternehmen seine Fassade auf beiden Straßenseiten kreativ gestaltet. Wir biegen in die Brunnengasse ein und spazieren durch den Brunnenmarkt. Rechterhand gibt es nicht nur einen liebevoll gepflegten Garten, sondern auch die gemalte Fischerin von BEZT, einer Künstlerin der polnischen Etam cru, zu bestaunen.
Danach erreichen wir den hippen Yppenplatz. Hier gibt es eine große Bandbreite an sich laufend verändernder Street Art zu entdecken. Nach dem Überqueren des Platzes halten wir uns in der Kirchstetterngasse Richtung Süden. Ecke Grundsteingasse ziert das Mural Alejandro Canales die Front der Mittelschule.
Weniger gepflegt, dafür sehr authentisch, sind die Bemalungen Ecke Haberlgasse/Gaullachergasse sowie jene der Garage Grande in der Deinhardsteingasse 12. Auf der Thaliastraße angekommen folgen wir dieser stadtauswärts bis zur Kuffnergasse. Ecke Friedrich-Kaiser-Gasse finden sich noch letzte, nicht übermalte Verzierungen der dort angesiedelten Kunstgalerie.
In der Lambertgasse verschönert seit dem Calle Libre 2021 ein Mural den kleinen Nachbarschaftsgarten auf Nummer 13. Für den Endspurt kehren wir auf die Thaliastraße zurück und biegen bei der U3 Ottakring links in die Paltaufgasse ein. Hier gibt es neben den seit Jahren immer wieder neuen Graffitis entlang der U-Bahn-Mauer dank dem Calle Libre Festival von 2020 und dem italienischen Künstler Fabio Petani auch eine Verschönerung der Busgarage – ein würdiger Abschluss des Spaziergangs.
Wir haben für alle Fans der urbanen Kunst die coolsten Spots in Wien recherchiert und zusammengefasst:
Schmuck aus Wiener Street Art: Birdlys Upcycling-Kunst
Street-Artist Rob Perez im Interview: “Jeder Charakter ist ein Teil meines Lebens.”
Graffiti in Wien: Mural Walk #1
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Aufmacherfotos: (c) Sabrina Farkas/heldenderfreizeit.com, Jolly Schwarz/Calle Libre
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.