Ob auf verfallenden Mauern, an Hauswänden oder Garagentoren – die Wiener Street Art Künstler sind nicht nur währen des jährlichen Calle Libre Festivals aktiv, um unsere Stadt bunter und kunstvoller zu gestalten. Tour 3 unserer Street Art Serie in Wien bringt dich wieder an zahlreichen Murals vorbei.
von Sabrina Farkas
Ist das Kunst oder kann das weg? Diese Frage stellt sich berechtigterweise bei einigen Schmierereien, die das Wiener Stadtbild prägen. Dem setzen in den letzten Jahren vermehrt talentierte Street Artisten ihre Kunstwerke entgegen, die die Stadt verschönern. Wir nehmen dich heute mit auf einen Spaziergang, der dich entlang der schönsten Murals vom Belvedere bis zum Gürtel führt.
Dieser 9 Kilometer lange Spaziergang ist zwar kürzer als sein Vorgänger, der zweite Teil unserer Serie, führt aber an nicht weniger sehenswerten Street Art Werken vorbei. Die sich laufend ändernde Landschaft der Straßenkunstwerke führt dazu, dass es bei jeder Wiederholung der Tour Neues zu entdecken geben kann, während anderes vielleicht schon für immer verschwunden ist.
Übrigens: Falls ihr wissen wollt, wer die Künstler ticken, die hinter den erstaunlichen Werken steckt, lest hier unser Interview mit Street Art Ass Rob Perez alias Deadbeathero.
Wir starten die Tour bei der D-Wagen Station Plößlgasse. Ein kleines Stück folgen wir der Prinz-Eugen-Straße von hier aus noch, um das erste, kleinere Kunstwerk zu entdecken, bevor wir in die Plößlgasse einbiegen. Hier erwarten uns imposante Architektur sowie als moderner Kontrast das erste, bemalte Garagentor des Tages.
Anschließend halten wir uns entlang der Mauer des Bildungscampus Theresianum. Diese verwittert zusehends und nimmt dabei die unterschiedlichen, sie zierenden Malereien mit (Bild). Vorbei an einem mit einer Blume verzierten Rollladen am Möllwaldplatz und in der Favoritenstraße 30 geht es stadteinwärts, bis wir die Wiedner Hauptstraße erreichen und ihr zurück stadtauswärts folgen.
Wir biegen in die Fleischwaldgasse ein, in der uns ein älteres Kunstwerk auf der Fassade eines Wohnhauses erwartet. Vorbei an Schule und Park gelangen wir durch die Waaggasse in die Margaretenstraße. Dort wurde der Eingang von Hausnummer 38 kunstvoll gestaltet.
In der Mühlgasse hat es für Kunstinteressierte durchaus Vorteile, dass der Shop auf Nummer 9 geschlossen hat: Andernfalls gäbe es hier nicht die bemalten Rolläden (Bild) zu bewundern. Wer bereits hungrig ist, kehrt am besten bei Kojiro am Kühnplatz ein und lässt sich eines der besten Sushis in Wien schmecken.
Bunt geht es nicht nur an den Ständen und in den Lokalen des Wiener Naschmarkts, sondern auch an deren Außenseiten zu. Wie von routinierten Street Art Fans schon in unserer ersten Wien Tour erlebt, tummeln sich hier zahlreiche Murals.
Diesmal halten wir uns von hier aus auf der Wienzeile aber stadtauswärts und biegen in die Stiegengasse ein. Sie führt uns zur Amonstiege, an deren Seite der städtische Kindergarten in bunten Farben leuchtet. Leicht übersieht man dabei den gemalten Größenvergleich des Gemeindebaus mit weltbekannten Hausriesen einige Meter zuvor.
Zurück auf der Gumpendorfer Straße halten wir uns bei nächster Gelegenheit links, um zur Fillgraderstiege zu gelangen. Diese wurde von einer 80-köpfigen Jury zur viertschönsten Stiege Europas gekürt. In der Fillgradergasse erwarten uns anschließend zahlreiche Gemälde auf den Hausmauern und rund um das ehemalige Interkulttheater (Bild).
Wir erklimmen die bunte Capistranstiege und erreichen die nicht minder farbenfrohe Windmühlgasse und in ihrer Verlängerung den Bruno-Marek-Hof. Aber nicht zu schnell! Wer Street Art entdecken will, sollte sich regelmäßig umdrehen und einen Blick zurück werfen: Leicht könnten sonst die musikalischen Motive des Jaz in the City Hotels vom großen Gemälde auf einer Feuermauer schräg gegenüber ablenken.
Nicht nur ein Besuch des Haus des Meeres bringt tierische Eindrücke mit sich. Neben gemalten Fischen (Bild) gibt es in der Schadekgasse auch ein Werk von ROA, das einheimische Säugetiere zeigt, zu sehen. Wir biegen links in die Amerlingstraße, von wo aus es weiter stadtauswärts entlang der Gumpendorfer Straße zur Hofmühlgasse geht. Am Richard Waldemar Park sind wir bei Tour 1 schon vorbeigekommen, doch hier sind “Des Malers Sechste” und die weiteren Kunstwerke durchaus einen zweiten Besuch wert.
Diesmal folgen wir im Anschluss der Sandwirtgasse, wo wir gleich wieder eine verzierte Feuermauer zu sehen bekommen und anschließend zum Therese-Sip-Park mit einem weiteren Calle Libre Kunstwerk gelangen. Die Werbung des Autohändlers zwei Blocks weiter an der Linken Wienzeile fügt sich unauffällig, aber alles andere als dezent, in die sie umliegenden Kunstwerke ein.
Nach dem kurzen Abstecher verlassen wir die stark befahrene Straße entlang des Wienflusses und tauchen noch einmal in die Ruhe des 6. Bezirks ein. Morizgasse, Mollardgasse und Hornbostelgasse bringen uns zurück zur Gumpendorfer Straße, wo ein ganzer Häuserblock der Kunst gewidmet wurde: Hier prangt ein Gemälde eines Fotografen samt gemalten Polaroid Fotos.
Außerdem: Street Art wird zu Schmuck? Wir haben eine Künstlerin getroffen, die aus abgfallenen Graffitiwand-Stücken Ohrringe, Kettenanhänger oder Broschen macht.
Durch die Sonnenuhrgasse und das mit zarten Blumen verzierte Wohnhaus kommen wir schließlich zur Liniengasse, wo ein eindrucksvolles Werk des Calle Libre Festival 2020 (Bild) den krönenden Abschluss der heutigen Tour bildet. Bürgerspitalgasse, Mittelgasse und Aegidigasse führen uns zum Mariahilfer Gürtel, sodass wir vom Westbahnhof aus den Heimweg antreten können.
Wir haben für alle Kunstliebhaber die schönsten Spaziergänge durch Wien
Graffiti in Wien – Mural Walk #1
Street Art Wien – Mural Walk #2
Stadtwanderweg 12
Spaziergang zu 13 schönen Denkmälern in Wien
Hundertwasser-Bauwerke in Wien – Eine Entdeckungsreise
Aufmacherfoto: (c) heldenderfreizeit.com/Sabrina Farkas, Calle Libre/Jolly Schwarz Photography
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.