Auf der Unteren Steyr befindet sich zwischen Agonitz und Haunoldmühle eine der schönste Flussabschnitte Österreichs – auf klarem grünen und türkisen Wasser geht es durch Schlucht, Fels und Wald. Welche Passagen sich auf dem Fluss für Anfänger und Fortgeschrittene anbieten – und wie du mit einem Guide und Leihmaterial selbst auf der Steyr paddeln kannst, liest du bei uns.
von Christoph König
Kennst du das, wenn etwas so gut ist, dass du es sofort wiederholen musst? Das ist nicht nur bei Kultfilmen oder lustigen Wasserrutschen so. Uns ist es bei unserer Paddeltour auf der Steyr von Agonitz nach Haunoldmühle so ergangen – die hat uns derart begeistert, dass wir sie gleich dreimal gefahren sind.
Dieser Teil der Konglomeratsschlucht ist einer der schönsten Flussabschnitte, die wir in Österreich bisher gepaddelt sind. Und immerhin haben wir mit der Salza Packrafttour, dem Enns-Flusswandern, der Thaya-Befahrung zur Ruine Kollmitz, der March oder der Leitha schon einiges Großartiges erlebt. Aber das glasklare kalkhaltige Wasser, das in kräftigem Grün teilweise Türkis erstrahlt, umgeben von einer fast märchenhaften Waldlandschaft mit großen bemoosten Felsen ist hier an der Unteren Steyr schon etwas ganz Besonderes.
Tipp! Ein cooles Video von unserer Tour kannst du dir hier auf Instagram oder hier auf TikTok anschauen – folge uns dort um nicht zu verpassen!
Wie schon bei unserer Enns-Tour ist es Helmut Knauss von der Kajaktiv-Kajakschule, der uns bei unserem kleinen Wildwasser-Abenteuer guided und leitet. Er bietet hier Kajak-Kurse an. Aber auch mit Funyak, die für Anfänger:innen noch leichter zu handeln sind, ist eine Ausfahrt möglich. Außerdem kannst du bei seinem Spezi und Local Andy auch verschiedene Flusswandertouren buchen. Gerade als Anfänger:in und wenn du einen dir noch unbekannten Fluss befährst solltest du deine erste Tour immer mit einem erfahrenen Guide machen. Auch weil sich die Pegelstände und Schwierigkeiten bei einem Fluss rasch und sehr dynamisch ändern können.
Bei Heli, Andy und Co. könnt ihr euch jegliches Material ausleihen. Unsere schon Soca erprobte Helden-Kajakrunde rückt freilich mit Eigengerät an. Klara und ich haben Packrafts mit, das sind aufblasbare leichte und wildwassertaugliche Boote. Wir übernachten bei einer Hotel-Pension in Hinterstoder mit dem urigen Namen Bäcker Ferdl. Karl, Rosa und ihre Töchter Hannah und Laura kommen mit dem Camper samt Kajaks und Packraft bei Camping Obermayr am Elisabethsee unter.
Weil das Kajakquartett früher da ist, machen sie vor uns schon eine Ausfahrt am riesigen Klauser Stausee. Perfekt um sich aufzuwärmen oder (so man sie kann) an der Eskimorolle zu feilen. Unterhalb der Staumauer ist bei der Straßenbrücke die Einstiegsstelle für den ersten einfachen Abschnitt der Unteren Steyr, der sehr gemütlich an Schotterbänken vorbeiführt – mit leichtem Wildwasser I+ ideal für Einsteiger und zum Einfahren.
Mit unserem Guide Helmut sind wir freilich etwas mutiger, da auch fortgeschrittener. Gleich unterhalb des Laufkraftwerks Agonitz steigen wir in die Untere Steyr ein, in einem Abschnitt zwischen Wildwasser der Stärke WW I bis WW II. Das Auto stellen wir nach dem Ausladen etwas weiter oben beim Parkplatz ab. Das zweite bei der Ausstiegsstelle Haunoldmühle. Die Treppe ist sehr angenehm für den Einstieg – vor allem für Helmut, der einen spektakulären Alpinstart hinlegt und hineinrutscht. Nach ein paar Metern folgt gleich die erste spannende Schwallpassage, das Agonitzer Knie. Hier gibt es eine “Chicken-Line” links – wir fahren Mitte rechts, was etwas wilder und spaßiger, aber immer noch gut zu meistern ist.
Immer wieder wechseln hier etwas ruhigere Passagen mit kurzweiligen Schwällen ab, die an mächtigen Steinriesen vorbeifließen. Helmut gibt uns Tipps für das richtige Ein- und Ausfahren aus dem Kehrwasser, dem Verfeinern der Paddeltechnik und mehr. Eine Lektion lerne ich leider erst auf die harte Tour – das Handy mit dem wasserdichten Case hätte ich besser an der Schwimmweste angeknoten und nicht nur angeknöpft. Als ich in einem vermeintlichen Kehrwasser kentere (ich habe übersehen, dass der Felsen von zwei Seiten umspült wird) und mich wieder aufs Boot ziehe, ist das Smartphone unsmart in der Steyr gelandet. Auch eine Suchaktion am nächsten Tag samt Abseilen bringt nur die Erkenntnis, dass Wildwasser kein guter Ort ist, um sein Telefon zu verlieren. Es bleibt quasi auf ewig stumm geschaltet.
Die gute Laune kehrt freilich schneller zurück als erwartet. Zu wunderschön ist hier die Natur. Die Rinnende Mauer wird ihrem Namen mehr als gerecht. Hier fließt das Wasser idyllisch die bewachsene Schluchtwand hinab. Nur aufgepasst: von 1. 4. bis 1. 6. ist dieser Flussabschnitt gesperrt, denn hier legt unter anderem der Flussuferläufer seine Brut ab. Wir machen unsere Ausfahrt freilich im Hochsommer. Die Steyr wird langsam ruhiger, der Wald dichter und die Natur noch dunkelgrüner und reizvoller. Fast mystisch wie der Fluss durch den Wald schneidet, wie in einer Tolkien-Verfilmung.
Nach 10 Kilometern, einigen guten Lektionen von Helmut und einer reizvollen und spaßigen Fahrt steigen wir direkt vor der Straßenbrücke und dem Wehr Haunoldmühle aus. Eine Weiterfahrt bis Steyr wäre wegen der vielen Wehre, wie Berichte wie dieser von Flusswanderer Steve zeigen, nur mühsam. Für uns als leicht Fortgeschrittene war diese Strecke von der Schwierigkeit und Schönheit ohnehin genau das Richtige. Wir beschließen sie bei unserem Kurzurlaub gleich noch zweimal zu fahren. Was gut so gut ist, ist eine Wiederholung Wert.
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Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.