Die Starmania Halbfinale und Finale stehen an. Für einige besonders starke Teilnehmer ist es allerdings schon der zweite Anlauf bei einer Castingshow: Wie kann es sein, dass Megatalente wie The-Voice-Dritte Anna Heimrath noch einen Versuch für den großen Durchbruch brauchen? Wir haben bei Lukas Plöchl alias Wendja nachgefragt, der selbst bei solchen Formaten erfolgreich war.
von Patrick Meerwald
25. März 2021: Bei Starmania geht die heiße Phase los! Ab Freitag, den 26. März, steigen die Semifinale und dann die Finalshows (alle Termine findet ihr unten). Jetzt entscheidet auch endlich das Publikum, wer weiter mit tollen Performances begeistern kann und für wen die Reise ein Ende hat. Details zum Ablauf und den Regeln kannst du hier nachlesen.
Schon in der Qualifikation hat sich gezeigt, dass Österreich reich an tollen Talenten ist. Manche haben sogar schon bei anderen Castingsshow eingeschlagen und man fragt sich, warum es trotz dieser Gesangsqualitäten noch nicht für eine Karriere gereicht hat.
“In Wien mußt’ erst sterben, damit sie dich hochleben lassen. Aber dann lebst’ lang!” pflegte schon Helmut Qualtinger zeitlebens zu sagen. So drastisch ist das vielleicht nicht. Trotzdem benötigen in Österreich viele Künstler mehrere Anläufe bis sie wirklich im Business ankommen und vor allem bleiben können. Ein Beispiel dafür, wie schwer das ist, ist Thomas Putz. Er erreichte bei der allerersten Starmania-Staffel den zehnten Platz und gewann 2013 als Thomas David Die große Chance. Trotzdem ist nach seinem Debütalbum fast nichts mehr von ihm zu hören.
Eine Sängerin, bei der man sich besonders fragt, warum sie mit ihren Qualitäten noch einen Castingshow-Anlauf braucht, ist Anna Heimrath. Sie erreichte bei The Voice Of Germany 2017 sogar das Finale, bei dem sie den starken 3. Platz einheimste und als Mitglied im Team der Fantastischen 4 für zahlreiche Gänsehaut-Momente sorgte – siehe ihre Interpretation von Fix You bei den Sing-offs:
Heuer stürmte sie mit ihrem Cover von Wie a Kind von Jury-Mitglied Ina Regen locker ins Starmania Halbfinale. Mit ihrer starken Stimme und tollen Performance ist sie mehr als ein Geheimtipp auf den Sieg. Für Erstaunen sorgte danach ihr Geständnis, dass sie sich zuletzt mit Jobs als Barista über Wasser halten musste. Denn leider kam ihre Solo-Karriere nach The Voice nicht so richtig ins Rollen. Zwar veröffentlicht sie regelmäßig neue Nummern unter ihrem Künstlernamen AnJosef, auch ein eigenes Album gab es schon. Aber der echte Durchbruch ist noch nicht gelungen. Damit steht sie auch bei dieser Starmania-Session für eine Gruppe von Talenten, die ein weiteres Mal bei Castingshows ihr Glück versuchen.
Auch Halbfinalist Philip Piller sorgte mit seinem Auftritt bei The Voice bereits vor Starmania für Furore. 1,2 Millionen Views hat seine Version von Rihannas Russian Roulette. Wie weit es für ihn ab dem Starmania Halbfinale geht, wird sich noch zeigen. Ein echter Typ, der im Gedächtnis bleibt, ist er definitiv:
Wieso können viele Musiker trotz solcher Talentbeweise nicht Fuß fassen? Darüber scheiden sich die Geister. Zu behaupten, dass Castingshow-Teilnehmer schwieriger zu vermitteln sind, ist pauschal zu einfach als Antwort.
Einer, der auch so einen Werdegang eingeschlagen hat, ist Wendja, alias Lukas Plöchl. Bei Helden von Morgen erreichte er 2011 den zweiten Platz und ein Jahr später holte er sich mit Trackshittaz-Kollege Manuel Hoffelner bei einer im TV ausgestrahlten Ausscheidung das Ticket für den Eurovision Song Contest. Nun ist er musikalisch ganz anders unterwegs und released Musik mit mehr Tiefgang und weniger Party.
Diese Künstler sind nicht kamerageil, dass sie sich das öfter antun! Es ist ein Versuch, ihren eigenen Weg zu finden.
Wendja über Castingshow-Teilnehmer.
Der sportverrückte Oberösterreicher mit chinesischen Wurzeln (hier im ausführlichen Helden-Interview) sieht die mehrmalige Teilnahme an Castingshows nicht zwingend negativ: “Ich glaub, man darf so etwas echt nicht so eng sehen. Alle diese Formate sind Plattformen, auf denen man sich zeigen kann. Zum Schluss ist es ja doch auch eine Show und nicht für jeden etwas. Es ist wirklich in Ordnung auf verschiedenen Plattformen zu sein. Diese Künstler sind definitiv nicht kamera-geil, dass sie sich das öfter antun. Es ist mehr ein Versuch, ihren eigenen Weg zu finden.”
Ein Grund für den fehlenden bleibenden Erfolg kann laut Wendja auch sein, dass sich die Musiker zwar in den jeweiligen Shows eine Fanbase aufbauen können, aber nicht losgelöst von den Sendungen abgeholt werden. Oder zumindest nicht das Gros von ihnen.
Wendja: “Ein Problem kann sein, dass sich die Sängerinnen und Sänger nicht nachträglich etablieren können. Wenn man zum Beispiel wie Anna bei The Voice of Germany den dritten Platz belegt, heißt das nicht unbedingt etwas für die Zeit danach. Auch wenn es natürlich ein großer Erfolg ist, bei dieser Show ins Finale zu kommen. Also bitte nicht falsch verstehen. Ihre Fans sehen sie dann nicht außerhalb der Show-Bubble. Das ist allgemein so, selbst für Gewinner solcher Shows.”
Doch will er Castingshows den Kandidaten auch nicht madig machen: “Interpreten suchen immer Möglichkeiten, bei denen sie sich präsentieren können und auch im Idealfall zeigen können, wer und wie sie sind. Und das ist ja gar nicht verwerflich. Solche Sendungen können ein Sprungbrett sein. Und für danach gilt es, weitermachen. Und den eigenen Weg weiter zu gehen.”
Wohin sie dieser (zumindest bei Starmania) bringt, wird sich zeigen. Hier das Programm wie es ab dem Starmania Halbfinale weitergeht mit allen alle restlichen Live-Termine. Die Sendungen starten immer ab 20:15 Uhr auf ORF 1.
Semifinale
26. März 2021
9. April 2021
Finalshows
16. April 2021
23. April 2021
30. April 2021
Finale
7. Mai 2021
Aufmacherbild: (c) ORF/Hans Leitner
Der Wiener Journalist ist seit 2016 Musik-Ressortleiter bei heldenderfreizeit.com, schreibt für diverse Musikfachmedien wie Stark!Strom berichtet dabei über Konzerte, Neuerscheinungen, führt Interviews und erstellt Besten- und Playlisten zu den Top-Liedern von Musikstars.