Stardew Valley Collector’s Edition gibt es für PS4 & Xbox One. Warum eine Bauernhof-Simulation mehr Spaß macht als jeder Shooter. Unser Test!
von Patrick MittlerTausche Schrotflinte gegen Gießkanne! Statt Aliens zu jagen pflanze ich Kartoffeln auf meiner Farm. Statt mit 250 km/h über Rennstrecken zu heizen, sitze ich angelnd am Strand. Anstatt über die Weltherrschaft zu brüten, plane ich meinen Kuhstall. Anstatt Kugeln an Zombies, verschenke ich Blumen an meine Dorfnachbarn.
Und ich habe einen Heidenspaß dabei! Der Grund ist Stardew Valley. Das kleine, charmante Indie-Game zeigt mit simplen Mitteln, wie man nahezu frei von Gewalt, Stress und Wettkampf einfach eine gute Zeit haben kann. Und es hat bereits die Herzen vieler, vieler Zocker erobert.
Warum das Spiel bereits über zwei Millionen Gamer in den Bann gezogen hat. Und was diese Bauernhof-Simulation so genial macht. Das erfährt jetzt in meinem ausführlichen Helden der Freizeit-Test:
Gleich zu Beginn bekomme ich einen Bauernhof vererbt. Kaum angekommen im titelgebenden Stardew Valley stehe ich erstmal vor einem Chaos: Der Hof verwildert, kaum Geld am Konto – aber zumindest ein Dörfchen voller netter Menschen vor der Haustür. Zuerst nimmt mich das Spiel an der Hand: Ich soll ein Rüben säen, die täglich gießen und nach ein paar Tagen ernten. Ins Dorf spazieren und mich bei den Bewohnern vorstellen. Den kauzigen Seemann am Strand besuchen und von ihm lernen, wie man angelt.
Und schon bin ich mittendrinn, ernte mein Gemüse, kaufe neue Samen, hacke Holz, befreie meine Felder von Steinen, baue Zäune, streife durch den Wald und sammle Pilze, entdecke eine Mine, baue Erz ab, baue mein Haus aus, spare für einen Stall und richte mir generell meine eigene kleine Bauernhof-Welt ein. Wie nett, dass dabei unheimlich entspannende Musik aus den Boxen kommt.
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Die ersten Stunden vergehen wie im Flug. Weil der virtuelle Tag auch nur 24 Stunden hat und mein pixeliger Bauer mit der Arbeit auch müde wird, kann ich immer nur einige Dinge erledigen, bevor es für ihn ins Bett geht. Und genau das ist der Clou, der Stardew Valley zu meinem ganz persönlichen Abenteuer macht: Wie ich meinen digitalen Tag fülle, liegt ganz bei mir.
Ich kann zum Bergarbeiter werden, zum Profi-Angler, kann das Gemeinschaftszentrum im Dorf reparieren (dafür braucht es jede Menge Material und Geld), kann mit den Damen und Herren im Dorf anbandeln oder mit Kuh- und Hühnerstall zum Viehzüchter werden.
Alles macht Spaß, alles lohnt sich. Und ist gleichzeitig auch ein wenig fies, da die einzelnen Elemente punktgenau einige Gelüste befriedigen, die sicher jeder Zocker kennt: Man will seine eigene Farm rausputzen und ist erst zufrieden, wenn die Felder schön eingezäunt sind. Man spürt das kapitalistische Kitzeln, wenn das Geld aufs Konto rieselt und man nur mehr ein paar Ernten braucht, bis man sein Haus ausbauen kann. Man sieht die leeren Regale im Dorfmuseum und muss sie einfach mit den gesuchten Materialien oder Items füllen. So hat man immer eine virtuelle Karotte vor der Nase.
Und auch wer ein bisschen kämpfen will, bekommt in Stardew Valley genug zu tun. Die Minen in der Nähe der eigenen Farm sind wie ein Spiel im Spiel. Über 120 Ebenen geht das Höhlenlabyrinth nach unten. In jedem Stockwerk finden wir Mineralien, wertvolle Items und auch jede Menge Monster. Die hauen wir zwar mit recht simplen Schwert-Schwüngen, aber es greift auch eine ebenso simple Suchtspirale: Monster erledigen – neue Ausrüstung finden – damit noch stärkere Monster erledigen – mit dem erbeuteten Gold, Kupfer und Eisen die eigenen Werkzeuge verbessern.
Abseits der großen Aufgaben (Gemüseanbau, Viehzucht, Farmbau, Mine erforschen, soziales Netzwerken im Dorf) gibt es zahlreiche kleine Quests oder Geheimnisse zu finden und so wird Stardew Valley für dutzende Stunden zum Zeitfresser.
Man kann es mit dem Effekt von Civilization vergleichen. Dort gibt’s das typische „Nur noch schnell ein Zug“ auf dem Weg zur Weltherrschaft. In Stardew Valley noch schnell ein Tag an dem ich Holz hacke, damit ich endlich die Brücke zum zweiten Abschnitt am Strand reparieren kann. Ich bin schon gespannt, was es dort zu sehen, sammeln oder erleben gibt. Und schon ist es drei Uhr in der Früh.
Stardew Valley weckt mit simplen, charmanten Mitteln einen Entdeckerdrang wie die Spiele meiner Kindheit, in denen jedes Game ein Abenteuer war, in das man staunend eintaucht, jeder Level in Super-Mario eine ganz neue Welt. Noch dazu hat Entwickler Eric Barone das Ding im Alleingang gebaut. Eine Leistung, die man am besten honoriert, wenn man sein Baby einfach mal ausprobiert.
Titel: Stardew Valley Collector’s Edition
System: PS4 und Xbox One
Genre: Bauernhof-Simulation, Rollenspiel
Entwickler: ConcernedApe (Eric Barone)
Publisher: 505 Games
Fazit: So charmant, entspannend und motivierend kann Hofarbeit sein: Wer einmal nach Stardew Valley zieht, kommt so schnell nicht wieder zurück. Schön, dass es dafür nun auch die Collectors Edition gibt.
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