In der Wiener Stadthalle läuft bis 1. April 2024 eine Star Wars-Ausstellung von Fans für Fans mit über 1.000 kultigen oder selbst geschaffenen Sammelobjekten. Wir bekamen noch vor der Eröffnung am 16. November einen Einblick, berichten euch was uns gefallen hat und wo sie leider Potenzial verspielt. Dazu haben wir für euch ein Video inklusive Interview mit einem der Mitgestalter.
von Susanne Gottlieb und Christoph König
17. November 2023: Was wäre ein Franchise, ein Fandom ohne seine Fans. Jene, die jeden neuen Film, jede neue Serie, jedes neue Merchandise gierig aufsaugen. Star Wars ist wohl eine Urmutter des modernen Popkultur-Fandoms. Und weil die Fans nicht wegzudenken sind, mit ihren gesammelten Star Wars Figuren, ihren nachgebauten Sets und Dioramas, ist ihnen nun, fast Grassroot-mäßig, eine Ausstellung gewidmet.
Immerhin waren sie es, die sich online organisiert hatten, um ihre beeindruckenden Sammlungen zu zeigen. Und zu sehen gibt es viel. 1.300 m2 Fläche, mehr als 1000 Objekte und auch ein VR-Erlebnis (gegen 5 Euro Aufpreis). Bei so viel Schaumaterial kann man schon sagen, möge die Macht mit dir sein.
Zusatz Tipps: Wir haben die kostenlose Dauerausstellung im neuen Wien Museum für dich angeschaut und auch gleich ein Video für dich, hier kommst du zu weiteren Infos.
Die Qual der Wahl hat man by The Fans Strike Back nicht. Die Vielzahl an Objekten entfaltet sich vielleicht noch nicht im ersten Gang, den man betritt. Auch wenn der Milleniumfalke, Han Solos Gefährt, in seiner Detailverliebtheit unter der Vitrine schon vielversprechend ist. Vielmehr versinkt man, je tiefer man sich in das Labyrinth an Gängen und Themenwelten wagt, in einem wachsenden Dschungel aus Sammelobjekten, modifzierten Objekten, oder gar reinen Fankreationen. Wie auch Artist und Project Manager Jascha Geber meint:
Das ist seit über 40 Jahren ein Phänomen, und da ist einfach eine Riesenwelt entstanden. Die Fans haben eigene Sachen gemacht, angefangen Sachen nachzubauen, Sachen zu sammeln, jeglichen Merch gekauft und diesen dann wieder modifiziert, und so eigene Objekte daraus gemacht. So ist auch die erste Ausstellung entstanden.
Jascha Geber, Project Manager/roadmap entertainment
Wer weniger Lust auf Kleinteiliges hat, und sich auch nie so recht für Diorama begeistern konnte, für den ist ebenfalls gesorgt. In manchen Winkeln fühlt man sich fast wie in einem Filmset. Es gibt einen Snowspeeder, einen lebensgroßen Pod Racer, die Kommando Brücke eines Sternzerstörers und den Thron des Imperators, die wahrlich gute Hintergründe für Fotos ergeben.
Neben einem in Karbonit eingefrorenen Han Solo, einer Gruppe Ewoks und mehreren Varianten von Darth Vaders, Chewbaccas, Sturmtruppler, C3POs und R2D2s kann man auch die eine oder andere Leia oder Luke, sowie Anakin und sogar Jar Jar Binks entdecken. Und beim Eingangsbereich kannst du mittels VR-Brille gegen 5 Euro Aufpreis als Pilot durch die Galaxis reisen. Der Motion-Bewegungssitz macht das Erlebnis sehr immersiv – und rumpelt einen durch den Sessel, dass es eine Freude ist. Ganz nett ist auch noch die Fotobox daneben, die einen selbst ins Star Wars Universum hievt.
Hat sich der Wow-Faktor erst mal abgenützt, so bleiben doch Lücken in dieser Ausstellung bestehen. Denn so wirklich klar, an wen sie sich genau richtet, ist nicht immer. Die Texttafeln bei den Exponaten sind eher affirmative Infoboxen, die nur erklären, welches Objekt oder welche Charakter gerade zu sehen ist. Es wird weder über das Exponat selber geredet, als was es begonnen hat, wie es gebaut oder modifiziert wurde, noch wer hinter diesem Projekt steht. Da verspielt The Fans Strikes Back leider einiges Potenzial.
Bei größeren Exponaten, wie etwa dem Podracer, sind kurze Videos mit den Erbauern zu sehen, die ein wenig über ihr Fandom reden. Doch man sieht wenig von ihnen beim Arbeiten selbst. Beim Presserundgang war die Lautstärke viel zu leise und vom Lärm der wenigen anderen Personen und der Musik überlagert. Man kann nur hoffen, dass die Aussteller hier mit Kopfhörern oder beim Soundpegel nachjustieren und auch bei der Beschreibung der Entstehungsgeschichten noch ein Schäuflein nachlegen. Immerhin konnte uns Jascha Geber, einer der Ausstellungsmacher, auf Nachfrage noch ein paar spannende Facts berichten.
Es bleibt somit offen, ob man damit alt eingesessene Fans anlocken will, die diese Erläuterungen der Objekte innerhalb des Kanons nicht mehr brauchen und sich mehr für die Bastelseite des Ganzen interessieren würden, oder junge neue Fans, die hier optisch erst einmal umgehauen werden sollen. Denn das Fandom, das schweiß- und nerventreibende Bauen von all diesen Objekten, geht leider komplett unter. Stattdessen hätte dies auch einfach eine von Disney kuratierte Expo von Filmset-Exponaten werden können. Aus formell musealer-kuratorischer Sicht ein Versäumnis. Aber das sollte einem spaßigen Besuch dennoch nicht im Weg stehen, denn zu sehen gibt es wirklich viel.
Noch mehr Eindrücke gibt es hier in unserem Reel-Video. Und dalls du Star Wars Fan bist, wirf unbedingt einen Blick auf diese brandneue Graphic Novel, die den unglaublich steinigen Weg zu Star Wars aufzeigt.
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Susanne Gottlieb schreibt als Filmjournalistin für die Helden der Freizeit, Kleine Zeitung, NZZ, Standard, TV Media, Filmbulletin, Cineuropa und viele mehr. Sie arbeitet im Filmarchiv Austria, berichtet von diversen Filmfestivals und hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert.