Der Film ist wie seine Charaktere lange auf Selbstfindungstrip. Warum am Ende trotzdem viel zusammenpasst, erfahrt ihr in unserer Star Wars 8 Kritik.
14. Dezember 2018: Filmkritiken zu lesen, bevor man einen Film gesehen hat, ist immer spannend. Und doch beeinflussen sie einen im Vorfeld manchmal mehr als einem lieb ist. Bei Star Wars 8 – die letzten Jedi muss man sich, was das betrifft, keine Sorgen machen. Zumindest, wenn man mehrere Rezensionen studiert hat. Denn die fallen so unterschiedlich aus, dass sie einen nur umso neugieriger machen, was denn nun Jung-Regisseur Rian Johnson da mit Episode VIII auf die Leinwand gezaubert hat.
Von “lahm” bis “episch” von “bester Star Wars aller Zeiten mit neuen Ideen” bis zu “müder Abklatsch von Das Imperium schlägt zurück” reichten da die Meinungen.
Die Helden der Freizeit haben Star Wars 8, der heute ins Kino kommt, bereits gesehen und sich selbst ein Bild gemacht. Wir geloben hiermit euch nicht mit Spoilern den Spaß zu verderben. Wir werden, was die Story betrifft, nur auf die Ausgangslage eingehen. Dennoch wird diese Kritik den Film in den wichtigsten Punkten und Fragen beurteilen. Und eure Lust auf den Streifen hoffentlich noch steigern.
Auf alle Fälle solltet ihr danach wissen, ob er euch den Kinoeintritt Wert ist. Here we go!
Die Erste Ordnung ist trotz Zerstörung ihrer Starkiller-Basis in Episode VII dabei den Widerstand endgültig zu zerschlagen. General Hux holt auf Befehl von Anführer Snoke zum vernichtenden Schlag aus. General Leia Organa steht mit der Neuen Republik und dezimierter Flotte, in der auch Poe Dameron, Rose Tico (neuer Charakter!) und Finn für die Geschichte wichtige Rollen spielen, mit dem Rücken zur Wand.
Zeitgleich versucht Rey mit Chewbacca Luke Skywalker als Unterstützung aus dem Exil zu holen. Doch der Jedi-Meister wird nach dem Wechsel seines Neffen Ben Solo alias Kylo Ren zur dunklen Seite der Macht von argen Selbstzweifeln geplagt.
Die Helden der Story werden parallel auf verschiedene Handlungsstränge geschickt. Das macht die Sache mitunter etwas holprig. Aber, am Ende läuft das Ganze schön rund zusammen. Und: Die Story spielt zwar in einigen Belangen auf Das Imperium schlägt zurück an, weiß aber mit mehr überraschenden Momenten aufzuwarten als Episode VII, in der viele schon fast ein Remake von Teil 4 gesehen haben.
Sehr gut, durch die Bank. Der mittlerweile 66-jährige Mark Hamill bringt als Luke seinen Kampf mit sich selbst äußerst gelungen rüber. Daisy Ridley (Rey) und Adam Driver (Kylo Ren) sind in ihren gemeinsamen Szenen besonders stark. Die leider schon verstorbene Carrie Fisher glänzt noch einmal als Leia wie zu ihren besten Prinzessinen-Zeiten – und bekommt dafür (im Gegensatz zu Episode VII) endlich genügend Raum – ebenso wie Oscar Isaac als Poe Dameron.
Leider haben manche Schauspieler wegen der hohen Anzahl an Charakteren nur wenig Leinwandzeit bekommen. Bei John Boyega (Finn) und Kelly Marie Tran (Rose) geht sich das gerade noch aus. Bei Andy Serkis (Snoke), Laura Dern (Amilyn Holdo) und Benicio Del Toro (DJ) nicht mehr so ganz. Das tut etwas weh. Denn dieses Trio zeigt bei seinen wenigen Auftritten, was hier noch möglich gewesen wäre.
Extrem gelungen. Wir durften den Film bei unserer Pressevorführung im IMAX in 3D genießen und können nur jedem empfehlen, es uns gleich zu tun. Die Special Effects sind atemberaubend, besonders eine dramatische Szene im Weltraum gegen Ende des Films sticht im Zusammenspiel mit dem Sound besonders heraus (absoluter Gänsehaut-Alarm!).
Überhaupt hat der große “Filmmusik-Jedi” John Williams (Der weiße Hai, Star Wars, Harry Potter) wieder ganze Arbeit geleistet. Das Wechselspiel zwischen lauten Orchesterklängen und leisen Töne steigert gekonnt die Dramaturgie. Die Momente, in denen er auf spezielle Themen aus den alten Filmen zurückgreift, passen wie die Faust aufs Sith-Auge.
Sehr, sehr viel. Wie bereits erwähnt, angefangen vom Sound und der Handlung, bis zu den Kostümen. Statt hier nur auf CGI zu setzen, hat man sich – vor allem bei den außerirdischen Rassen – an den alten Masken von Episode 4 bis 6 orientiert. Die wirken zwar alles andere als perfekt, verbreiten aber dieses besondere Star Wars Feeling. Das steigert den Nostalgiefaktor enorm, was vor allem bei den sehr unterhaltsamen Casino-Szenen stimmig ist. Bei den Bewohnern auf Lukes Insel wirken die altbackenen Kostüme allerdings ein wenig lächerlich. Apropos lächerlich …
Disney Filme sind in letzter Zeit gerne so lustig, dass sie sich selbst nicht mehr ernst nehmen. Das ist mitunter sehr unterhaltsam (Guardians of the Galaxy), manchmal weniger (Fluch der Karibik). Star Wars hatte zwar auch immer einen gesunden Hang zur Selbstironie, der driftete aber selten (Jar Jar Binks) ins Lächerliche ab – dafür gab es ja die Parodie Spaceballs. Bei Star Wars 8 – die letzten Jedi ist es leider ab und zu ein bisschen zu viel des Guten. So wird General Hux gleich zu Beginn der Lächerlichkeit preis gegeben und auch ein paar Schmähs zünden nicht richtig.
Insgesamt passt der Humor aber. Vor allem Chewbacca und seine neuen gefiederten kleinen Porg-Freunde (eine Art Alien-Papageientaucher) sind einfach zum Schießen. Und auch die Roboter-Crew hat wieder die Schmunzler auf ihrer Seite. Jetzt könnte man meckern, dass ihnen nicht viel mehr bleibt als die Spaßvögel-Rolle. Stimmt. Aber die hatten sie ja auch schon in den vorigen Star-Wars-Teilen oft über.
Durch die vielen Handlungsstränge und Charaktere tut sich der Film trotz der langen Spielzeit (zweieinhalb Stunden) zunächst etwas schwer seine Balance zu finden und sich nicht in zu vielen Schauplätzen und Einzel-Showdowns zu verlieren. Ebenso wie seine Hauptfiguren Luke, Rey und Kylo – die sich mit ihren inneren Konflikten auf einem schwierigen Selbstfindungstrip befinden.
Dennoch gibt es immer wieder echte Highlights. Sehr dramatische, lustige und mitreißende Szenen. Ein paar Längen sind auch dabei: Da wo Pointen nicht ganz zünden oder man ein paar Eimer zu viel Kitsch ausgeleert hat. Ohne etwas zu spoilern, aber eine Szene noch recht am Anfang des Films wirkt schon fast, als würde ein göttliches Wesen vom Himmel herabsteigen. Solche ungewollt komischen Momente bleiben uns gott sei dank aber großteils erspart.
An einer Stelle meint man schon, der Film würde jetzt enden. Doch – die gute Nachricht: Das richtige Ende folgt erst. Und es ist hervorragend gelungen, fügt alles zu einem runden Ganzen zusammen und hebt den Film nochmal um ein Level nach oben. Es entlässt den Kino-Zuseher mit einem wohligen, nostalgischen Star Wars Gefühl und einer ordentlichen Portion Vorfreude auf Episode IX 2019.
Star Wars 8 ist ein echter Star Wars geworden – mit all seinen typischen Stärken und Schwächen, Hype hin oder her. Eine wilde Achterbahnfahrt mit Ups und Downs und einem furiosen Ende. (ak)
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Alle Fotos: © 2017 Lucasfilm Ltd.
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