Durch den 10. und 23. Bezirk nach Vösendorf und zurück führt der neue Stadtwanderweg 12. Die inzwischen vierzehnte Wiener Wanderroute – die Wege 1 und 4 sind zweigeteilt – startet beim Erholungsgebiet Wienerberg, das mit der Straßenbahn 11 zu erreichen ist. Da es sich um den bisher längsten Stadtwanderweg handelt, verlangt die Tour ein beachtliches Zeitinvestment. Hier findet ihr unsere Eindrücke vom Ausflug.
von Klaus Kainz
Feierlich hat der Bürgermeister mit dem zuständigen Stadtrat einen neuen Stadtwanderweg eingeweiht, der erneut zur Erkundung unserer Hauptstadt anregen soll. Als zweiter Wiener Stadtwanderweg führt die Route 12 aber auch über die Stadtgrenzen hinaus. Wobei erstmals Stadtteile der benachbarten Gemeinde Vösendorf Bestandteil des Weges sind. Mit rund 20 km ist es der längste Stadtwanderweg, der laut offiziellen Angaben bis zu sechs Stunden beanspruchen kann. Wer alles abmarschieren will, möglicherweise mit Rastpausen, sollte das also als Tagesausflug planen.
Seien wir ehrlich: Stadtwanderwege sind vielmehr Spaziergänge als Wandertouren. Eine Wanderausrüstung wäre völlig fehl am Platz und anstrengend wird es lediglich beim kurzen Aufstieg zum Leopoldsberg am Stadtwanderweg 1. Das ändert sich auch bei Route 12 nicht. Allerdings beträgt die Gehdauer ca. einen Nachmittag, selbst wenn die angegebenen sechs Stunden etwas überzogen sind. In den Bezirken kann man die Tour problemlos abbrechen, am Weg nach Vösendorf eher nicht. An vereinzelten Stellen sind die Beschilderungen potentiell zweideutig, aber im schlimmsten Fall zeigt die App der Stadt Wien die korrekte Richtung an.
Zwischen den beiden Destinationen Wienerberg und Vösendorf trifft Natur auf vergleichsweise viel Urbanität und Industrie. Die meisten anderen Stadtwanderwege führen rund um Wien, oder durch Naturanlagen wie den Prater. So gesehen wird die neue Route dem Titel “Stadtwanderweg” mehr gerecht als die Alternativen. Ironischerweise fehlt es dadurch aber an klassischen Aussichtspunkten, wie den Stadtpanoramen in Ottakring (Weg 4), am Leopoldsberg (Weg 1) und Stammersdorf (Weg 5), oder den Waldkulissen in Rodaun (Weg 6). Stattdessen geht es durch diverse Parks im 23. Bezirk, im Schatten des WGKK-Gebäudes, durch die Ortsstraße in Vösendorf und entlang der A2 sowie Industriegebieten. Die Felder neben der Autobahn kommen hier den klassischen Aussichten am nächsten. So fehlt es ebenfalls der typischen Ruhe der Stadtwanderwege. Die Geräuschkulisse des Verkehrs ist ein fast ständiger Begleiter.
Dadurch wirkt der Stadtwanderweg 12 aber wie ein Flickenwerk. Es fehlt ein Konzept vergleichbar mit den klar strukturierten Waldwegen rund um Wien, die gezielt an Sehenswürdigkeiten vorbeiführen. Zwischen Wienerberg und Vösendorf leiten große Teile des neuen Spazierwegs schlicht durch den 23. Bezirk, neben der Straße, oder den Außenstellen von Großkonzernen und PKW-Verkäufern. Man findet zwar ein paar interessante Nischen, beispielsweise Graffiti-Spots bei Unterführungen der Autobahn. Das sind aber eher Ausnahmen. Checkpunkte wie Vösendorf oder den Wienerberg könnte man also ebenfalls unabhängig voneinander besuchen. Falls du dir für wirklich fantastische Street Art interessierst, können wir dir unseren Mural Walk #1 und Mural Walk #2 durch Wien schwer ans Herz legen.
Der Stadtwanderweg 12 bietet vor allem einen unkomplizierten Spaziergang nach Vösendorf. Die restliche Route kommt eher einem Bezirksrundgang gleich, der nicht unbedingt einem Wanderweg bedarf. Im Süden Wiens gibt es alternativ den Stadtwanderweg 6 bei Rodaun, oder den sich mit Route 12 überschneidenden Weg 7 bei Oberlaa, wenn man klassische Spazierwege sucht.
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Der Redakteur (APA, Helden der Freizeit) und Videospiel-Blogger reviewed für uns vor allem Games, Serien und Filme - ist aber auch so manchem Naturausflug nicht abgeneigt.