Nachdem uns die Pandemie letztes Jahr sogar den ESC genommen hat, wird es langsam wieder Zeit für gute Stimmung. Wir stellen euch zum Anfang der ESC-Woche die schönsten und verrücktesten Songs 2021 vor, beantworten die wichtigsten Fragen zum Programm am 18., 20. und 22. Mai. Und wir haben eine Spotify Playlist für euch mit unseren Song Contest Favoriten. Achtung, hier gibts bereits die ESC-Highlights 2023.
von Paula König
17. Mai 2021: Das letzte Jahr hat also den 65. Eurovision Song Contest um ein Jahr verschoben. Aber hey, besser spät als nie! Nach den beiden Semifinali (Dienstag und Donnerstag jeweils ab 21 Uhr), ist es am Samstag um 20:15 endlich wieder so weit. Das große Song Contest Finale auf ORF1 mit Andi Knoll. Also… hat sich das Warten gelohnt? Was kann man sich von diesem Jahr erwarten? Ihr lest es alles bei uns. Klären wir aber zuerst einmal die wichtigsten Fragen, die sich nach letztem Jahr stellen:
Die Europäische Broadcasting Union (EBU) hat sich vier Szenarien überlegt, je nachdem wie sich die COVID19-Situation bis Mitte Mai entwickelt. Aktuell stehen wir bei Szenario B: Etwas weniger Publikum (3500 Personen verteilt auf neun Shows) und Presse, aber alle Teilnehmer*innen in Rotterdam. Das Publikum muss zwei CoV-Tracking-Apps herunterladen und auch einen negativen Schnelltest vorweisen können. Auch unser Mr. Song Contest, Andi Knoll wird nur kurz vor Ort sein, die Shows dann aber aus Wien kommentieren.
Ja, alle Länder hatten die Möglichkeit ihren Sänger*innen eine weitere Chance beim ESC zu geben. Von den 39 Ländern haben diese 26 genutzt und daher haben viele einen etwas ähnlichen Song wie letztes Jahr. Die spannendesten Neuankömmlinge sind wahrscheinlich Italien, Schweden und Deutschland.
Nein, für den diesjährigen Contest mussten neue Songs geschrieben und komponiert werden. Darum liegt die Latte natürlich noch höher als sonst. Jede*r will den Song aus dem Vorjahr übertreffen, aber wie viele haben das tatsächlich geschafft? Hören wir doch einmal rein.
Achtung: Wer die Songs aus dem letzten Jahr nicht mehr im Kopf hat, liest sich am besten nochmal unser Vorschau 2020 durch oder hört in unsere ESC-2020 Spotify Playlist rein. Und wer sich auf unterhaltsame Art in Stimmung bringen will: Auf Netflix gibt es diesen wunderbar trashigen Klamauk-Film zum ESC.
Die Song Contest Favoriten Italien, Schweden und Deutschland haben sich also dafür entschieden, neue Teilnehmer*innen ins Rennen zu schicken. Obwohl der diesjährige deutsche Song I Don’t Feel Hate von Jendrik, genauso wie der letzte, ein Popsong ist, könnte die Stimmung nicht verschiedener sein. Im Musikvideo zu Ben Dolics Violent Thing wurde noch im Club auf- und abgesprungen, während Jendrik seinen Song mit einer Ukulele in einer Waschküche vorträgt.
Letztes Jahr haben wir Schweden noch gelobt, weil sie mit Move weg von ihren klassichen Popliedern gegangen sind. Dieses Jahr haben wir uns zumindest auf halbem Weg getroffen. Der Song geht zwar wieder in Richtung klassischer Pop, aber der erst 19-jährige Tusse bringt mit seinem Song Voices etwas mehr Emotionen und Eleganz in das Ganze.
Man kann darüber streiten, ob das italienische Lied tatsächlich eine Überraschung ist. Wenn man sich die letzten Jahre so ansieht, fällt einem schnell auf, dass sich die italienischen Teilnehmer zwar genremäßig sehr unterscheiden, aber trotzdem immer eine tiefere Nachricht überbringen wollen. (Soldi, Non mi avete fatto niente und Occidentali’s Karma thematisierten Familienbruch, Krieg, Attentate und Materialismus). Im diesjährigen Glam-Rocksong Zitti e buoni (D: Sei leise und benimm dich) von Måneskin geht es darum “anders” zu sein, aber trotzdem weiterzumachen und nie aufzugeben. Bei den Wettquoten belegt Italien den 4. Platz.
Bei ein paar Musikvideos hat man das Gefühl, sie sollen von der Musik und dem Gesang ablenken. Oder die Produktion war einfach nur künstlerisch motiviert und wollte ein bisschen Geld mit Special Effects ausgeben. Vielleicht auch beides. Hoffen wir, dass es bei den Bühnenshows etwas ruhiger zugehen wird.
Am überraschendsten kommt die Wandlung von Moldawiens‘ Natalia Gordienko. Gleiche Sängerin, gleiches Team – aber Holla die Waldfee. Was ist da passiert? Prison aus dem letzten Jahr war eine dramatische Dance-Nummer. Der diesjährige Song Sugar ist das genaue Gegenteil. Pink, laut und richtig, richtig crazy.
Obwohl der Schweizer Gjon’s Tears eigentlich ein sehr talentierter Sänger ist, hat sich das Special Effects Team etwas zu viel vorgenommen. Ihr Ziel war es anscheinend wirklich Tout l’Universe, also wirklich das ganze Universum zu zeigen. Die Buchmacher sehen die Schweiz übrigens auf Platz 3 (und das obwohl der Song eigentlich etwas schwächer ist als Répondez-moi aus dem Vorjahr).
Aber ein Musikvideo sticht nochmal deutlich aus der Menge hervor. Für Griechenland war sie letztes Jahr noch SUPERG!RL und heute tanzt sie ihren Last Dance. Das Lied ist eigentlich wie für den Song Contest gemacht: Sehr dramatisch mit Message (“Jedes Ende ist auch ein Anfang”). Die erst 18-jährige Stefania singt auch echt gut, aber das Video lenkt leider wirklich davon ab.
Jetzt sind wir uns einmal ehrlich. Hätte der Eurovision Song Contest letztes Jahr stattgefunden, wäre Island mit Think About Things wirklich weit gekommen. Darum war es für Daði & Gagnamagnið natürlich umso schwerer, nochmal einen draufzulegen. Eines steht auf jeden Fall fest: Sie sind sich treu geblieben. Letztes Jahr hat Leadsänger Daði noch über seine kleine Tochter gesungen – Heuer geht es um seine Frau Árný und ihre 10-jährige Beziehung. 10 Years ist ein wirklich süßer Indie-Electro Song.
Auch Go_A sind sich treu geblieben. Die ukrainische Folk-Rock Band singt erneut in Landessprache (SHUM) und ja, wir verstehen zwar kein Wort, aber es klingt sehr gut. Genauso bei Russland. Manizha singt über die Veränderung des Rollenbilds der “Russian Woman” über die vergangenen Jahrzehnte. Auch wenn beide Songs bei den Wettquoten nicht so weit oben stehen, dürfen sie in unserer ESC-Playlist nicht fehlen.
Wie man herauslesen kann, sind die Buchmacher und wir uns meistens nicht ganz einig, aber diesmal hat das Schicksal wohl anders entschieden. Die 18-jährige Destiny aus Malta ist unter allen Song Contest Favoriten bei den Wettquoten an der Spitze und das zu recht. Bereits letztes Jahr war ihr Song sehr beliebt und kam bei unserem “kleinen Song Contest” im ORF sogar in die Top 3. Je me casse (D: Ich bin raus hier) erinnert inhaltlich, sowie stimmig etwas an Nettas Toy – was schon mal ein guter Anfang ist, denn der hat 2018 immerhin für Israel gewonnen. Man lernt eben von den Besten! Wichtige Message verpackt in einem coolen Beat. Wir drücken die Daumen.
Da es zu Verwirrung kommen kann: Ja, es gibt tatsächlich dieses Jahr zwei Songs die Amen heißen. Auf der einen Seite, unser österreichischer Beitrag von Vincent Bueno und auf der anderen Seite, der slowenische Song von Ana Soklič. Aber ganz objektiv betrachtet … unserer ist schon der bessere der beiden. So sehen das auch die Buchmacher, die Slowenien nicht einmal im Finale vermuten. Österreich wird derzeit auf Platz 22 gesehen. Im zweiten Semifinale, am Donnerstag, haben wir Startnummer 5. Wir sind gespannt. Übrigens: Hier kannst du noch einmal die kultigsten ESC-Auftritte aus Österreich Revue passieren lassen.
Die beste Vorbereitung auf die ESC-Woche und natürlich das große Finale selbst, ist und bleibt das Hören der Songs. In dieser Helden der Freizeit-Spotify Playlist findet ihr alle unsere Empfehlungen. Da könnt ihr euch eure persönlichen Song Contest Favoriten herauspicken:
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Aufmacherfotos: © Dunskie Borg, Gabriele Giussani, Vaidas Jokubauskas, Roman Zach-Kiesling
Hello There! Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.