Willkommen in der Song Contest Woche! Endlich ist es wieder so weit: 40 Länder präsentieren ihre Top Künstler:innen auf der großen ESC-Bühne in Turin. Wir stellen euch die Lieder vor, die man vor dem Finale am Samstag gehört haben muss. Dazu haben wir eine Spotify-Playlist mit unseren Song Contest Favorit:innen für euch. Und versuchen herauszufinden, woran Österreich im Semifinale gescheitert sein könnte.
Übrigens: Hier geht’s weiter zu den Musik-Highlights des ESC 2023!
von Paula König
Vor 66 Jahren fand der Eurovision Song Contest zum ersten Mal statt. Sein Ziel war es, die europäische Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg zu vereinen und den Bund mithilfe von Kultur und Musik zu stärken. Auch heute herrscht Krieg in Europa. Und auch heute soll der Bewerb die Menschen begeistern und ihnen ein Gefühl der Solidarität vermitteln.
Wie jedes Jahr hat sich in den beiden Semifinali, am Dienstag und Donnerstag entschieden, wer am Samstag im großen Finale auftreten darf. Ins Finale aufsteigen durften jeweils die zehn Länder mit den meisten Anrufen der Zuschauer:innen zu Hause. Alle drei Sendungen kommentiert – yours truly – Mr. Song Contest Andi Knoll. Sie starten jeweils um 21:00 und dauern zwischen zwei und vier Stunden.
Der Eurovision Song Contest baut jedes Jahr auf seiner politischen Historie auf. Und obwohl es in erster Linie um die Musik geht, spielt Politik immer eine Rolle. Das zeigt sich nicht nur an den jährlichen Favorit:innen und dem Voting, sondern auch an der Teilnahme am Contest selbst. In der Vergangenheit konnten bereits mehrere Länder aufgrund eines Kriegs nicht an dem Wettbewerb teilnehmen. Zum Beispiel Armenien, das dieses Jahr nach dreijähriger Pause zum ersten Mal wieder dabei ist und (Update!) den Einzug ins Finale schaffte. Der Ukraine-Krieg hat im Zusammenhang mit dem Song Contest sehr viel Medienpräsenz bekommen. Russland wurde im Februar von der Teilnahme am Wettbewerb ausgeschlossen.
Wer etwas Hintergrundbeschallung während des Lesens haben will, kann schon einmal Spotify öffnen und sich unsere Favorit:innen der letzten zwei Jahre anhören, bevor am Ende unserer Preview die diesjährigen dazukommen. Hier findet ihr die Playlist für 2020 und 2021.
Im Februar und März wurden nach und nach die Lieder der einzelnen Länder veröffentlicht. Es dauerte nicht lange, bis Expert:innen ihre Meinung abgaben und die ersten Wetten abgeschlossen wurden. Den ersten Platz bei den Wettquoten belegt aktuell die Ukraine. Für sie tritt – anders als zuerst geplant – die Rap/Hip Hop-Gruppe Kalush Orchestra mit ihrem Song Stefania an. Das Lied ist eine Hommage an die Mutter des Frontmanns, die es zum ersten Mal hörte, als sie die Band ihres Sohnes bei der ukrainischen Vorauswahl für den ESC sah. Die Semifinal-Hürde packten sie schon einmal locker.
Wie jedes Jahr liegen außerdem Italien und Schweden bei den Buchmacher:innen sehr weit vorne. Und das zu recht: In den letzten paar Jahren haben es die beiden Länder bis auf einmal immer unter die Top 10 geschafft. Auf Italien wollen wir später genauer eingehen. Schweden ist mit Cornelia Jakobs und Hold me Closer bei seiner klassischen Pop-Song-Strategie geblieben und deswegen nicht besonders auffällig.
Ganz im Gegensatz zu Großbritannien und Spanien. Seit 2015 hat Großbritannien fünf von sechsmal den letzten oder vorletzten Platz beim Song Contest belegt. Und Spanien erging es nicht viel besser. Deswegen ist es umso erstaunlicher, dass beide Länder bei den Wettquoten in den Top 5 liegen! Es stellt sich nur noch die Frage, ob Sam Ryder mit SPACE MAN und Chanel mit SloMo diese Erwartungen erfüllen können.
Obwohl das Genre Eurovision existiert, könnten manche Songs unterschiedlicher nicht sein. Und wie jedes Jahr finden sich einige Lieder, die besonders auf den Humor der Zuseher:innen abzielen. Dieses Jahr stechen vier besonders hervor – dabei sind Subwoolfer aus Norwegen kaum zu übersehen. Das Popmusik-Duo tritt mit markanten gelben Wolfskopfmasken und gelben Handschuhen und Krawatten auf. Ob man will oder nicht, ihr Lied Give That Wolf A Banana bleibt einem im Kopf. Und schaffte es ins Finale.
Ein Song hatte einen besonderen Auftakt. Eat Your Salad von Citi Zēni ist nach der Veröffentlichung sofort im Internet viral gegangen. Vielen war nicht bewusst, dass es sich hierbei um einen Song Contest Song handelte, da der Text sehr spielerisch und teilweise anstößig ist. Leider hieß es für die sympathische lettische Band schon nach dem Semifinale Endstation. Offenbar hatten da Baladen einen besseren Stand.
Auch Georgien und Moldawien präsentieren sich dieses Jahr mit sehr satirischen Werken beim ESC. Der georgische Song Lock Me In ließ mit Circus Mircus die Party abgehen (so wie es das Video versprach), scheiterte aber. Anders das moldawische Lied Trenuleţul, das sich ähnlich schwungvoll präsentierte. Obwohl der ganze Text rumänisch ist, kann das Publikum in Turin bei der einen englischen Zeile mitsingen.
Die Zeit ist gekommen: Wir dürfen euch endlich den diesjährigen italienischen Beitrag vorstellen. Das Austragungsland wird von dem Sänger Mahmood und dem erst 18-jährigen Rapper BLANCO repräsentiert. Vielleicht erinnert sich die ein oder andere an Mahmood: Er hat erst vor 3 Jahren beim Song Contest in Israel für Italien gesungen. Mit seinem Song Soldi belegte er damals den zweiten Platz und war für viele der Gewinner der Herzen. Nun gewann er erneut das Sanremo-Festival und darf sein Land vertreten. Gemeinsam mit BLANCO wird er das Lied Brividi (D: Schüttelfrost) singen, in dem es um eine vergehende Liebe zwischen zwei Menschen geht.
Lustigerweise sind unsere Top 3 tatsächlich nur Lieder, die in Landessprache gesungen werden. Serbien wird dieses Jahr von der Indie-Pop-Avant Garde-Sängerin Konstrakta vertreten. Der Song ist eigentlich Teil einer längeren Geschichte, die aus drei Liedern besteht und von dem modernen Leben in Serbien handelt. In Corpore Sano (D: In einem gesunden Körper) wurde schließlich für den Song Contest ausgewählt und was kann man sagen: Es ist einfach ein Ohrwurm.
Zuletzt präsentieren wir noch ein Lied, das wir bereits erwähnt haben: Trenuleţul (D: Zug). Der moldawische Beitrag ist einer dieser typischen unpolitischen, aber insgeheim politischen Eurovisionssongs, die aber mit indirekten Lyrics und Humor an die Situation herangehen. Die Folk-Punk-Band Zdob și Zdub war bereits zweimal beim Song Contest (2005 und 2011) und weiß daher, wie man Stimmung macht. Schon im Semifinale kamen Zdob şi Zdub & Advahov Brothers damit super an:
Österreichs Vertreter beim Eurovision Song Contest 2022 waren der 19-jährige DJ LUM!X und die 18-jährige Pia Maria. Dass es mit dem Finale knapp werden würde, war schon im Vorhinein klar. Denn: Einige Buchmacher:innen sahen das Semifinal-Out schon voraus. Dabei kam ihr Dance-Pop-Song Halo im Netz gut an, wenn man die Klicks im offiziellen ESC-YouTube-Kanal als Maßstab nimmt. Mit Startnummer 13 reichte es dann trotzdem nicht zur Final-Quali der ersten 10. Offensichtlich standen ruhigere Lieder höher im Kurs. Auch fehlte es im Vergleich zu den anderen Partykrachern (siehe Norwegen) an Extravaganz und Power bei der Show. Was weniger an dem jungen Duo lag, das einen sauberen Auftritt hinlegte, als an der Aufmachung. Nur ein DJ mit Sängerin in einem Lichtring ist schon ein sehr schlichtes Bühnen-Setting, wenn man die Hütte zum Kochen bringen will. Da hatte die “Falcoeske” Inszenierung des Videos mit den Tänzern im Barockoutfit noch mehr Pep.
Die beste Vorbereitung auf die ESC-Woche und natürlich das große Finale selbst, ist und bleibt das Hören der Songs. In dieser Helden der Freizeit-Spotify Playlist findet ihr alle unsere Empfehlungen. Da könnt ihr euch eure persönlichen Song Contest Favoriten herauspicken:
In unserem Seher-Bereich findet ihr Previews und Reviews zu den neusten Serien und Filmen. Für die Musikliebhaber*innen gibt es im Hörer-Bereich alle Informationen zu neuen Releases und Konzerterminen.
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Aufmacherfotos: © Eurovision TV
Hello There! Paula König produziert für die Helden der Freizeit seit 2021 Artikel und Social Media Content vor allem zu Kino, Streaming und Events. Dazu arbeitet sie im Bereich Video, Grafik und Schnitt für TV-Produktionen von TVFriends.