Der Waldviertler Karl-Martin Pold hat sich einen Bubentraum erfüllt und seine Bud Spencer Doku Sie nannten ihn Spencer geschaffen. 8 Jahre kämpfte er dafür gegen Windmühlen und musste mehr Schläge wegstecken als sein Vorbild im Film.
Es sind Szenen wie diese, für die wir Bud Spencer Filme lieben. Der Dicke sitzt gemütlich an der Bar. Plötzlich will ihm eine Horde Schurken ans Leder. Doch unser Held lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Bis einer den Bogen überspannt und den Brummbären aus seinem Winterschlaf reißt.
5 markige Sprüche, 10 kaputte Sessel und 50 Gnackwatschen später suchen die Bösewichte wimmernd am Boden ihre Zähne, während Bud genüsslich sein Getränk weiterschlürft.
2019 jährte sich der Todestag von Carlo Pedersoli alias Bud Spencer bereits zum zweiten Mal. Dass sein Mythos dokumentarisch verewigt wurde, ist ausgerechnet einem jungen Waldviertler zu verdanken. Karl-Martin Pold hat sich mit der Bud Spencer Doku Sie nannten ihn Spencer einen Bubentraum erfüllt. Am 18. Juli um 20:15 ist sie in ORF1 zu sehen.
Dass es überhaupt so weit gekommen ist, ist alleine der großen Fangemeinde und dem unglaublichen Durchhaltevermögen des jungen Regisseurs zu verdanken. Der musste während der 8-jährigen (!) Produktionszeit mehr Hiebe in den Rücken wegstecken als Spencer in seinen Filmen.
In Pold steckt also ebenso ein Held wie in seinem Vorbild. Bei den Helden der Freizeit erzählt er von den unglaublichen Hürden, die sich dabei in den Weg stellten.
Sechsmal reichte Pold den Film bei der Österreichischen Filmförderung ein. Ebenso oft blitzte er damit ab. “Bud Spencer Filme werden als Glamauk ohne Anspruch abgestempelt. Dabei sind es weit mehr als die lustigen Sprüche und die Prügeleien, die den Reiz dieser Filme ausmachen. Für mich war es eine persönliche Niederlage. Sie haben gesagt: Das hat kein Kinopotenzial.”
Unsere Fangemeinde wurde von diesen Leuten einfach ignoriert. Dabei hat unser Projekt sogar mehr Facebook-Fans als der SK Rapid.
Was Pold vor allem erstaunte: “Unsere riesige Social Media Fangemeinde, die hinter dem Film stand, wurde einfach ignoriert. Wir haben auf unserer budspencermovie.com Facebookseite über 268.000 Fans – mehr als der SK Rapid. In Hollywood wird nach solchen Zahlen errechnet, wie viel ein Film einspielen kann. Bei uns sagen sie: Naja, nur weil das ein paar auf Facebook liken.” Erst über Deutschland trudelten die nötigen Förderungen ein. 20 Drehbuchentwürfe musste Pold bis dahin erstellen.
Über Crowdfunding, das 2012 noch kaum einer hierzulande kannte, holte Pold Geld herein. Drei Kampagnen und viele Fans, die selber unentgeltlich mitanpackten, brachten das Projekt langsam auf Schiene. Schließlich wurde es ein österreichisch-deutsche Co-Produktion.
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Eine andere große Hürde: Pold und sein Filmteam hätten wohl leichter eine Audienz beim Papst bekommen als bei Bud Spencer. Dessen Sekräterin Miss Nelly sprach weder Englisch, noch hatte sie eine Mailadresse. Per Fax und mit Telefonaten probierte die Crew ihr Glück – und biss sich an der steinalten Dame die Zähne aus. “Sie log uns an. Sagte, Spencer sei nicht hier, während wir im Hintergrund seine Stimme hörten.”
So blieb nur eine Chance. Die Österreicher fuhren einfach zu Carlo Pedersolis Büro nach Rom. “Als Miss Nelly erfuhr, das wir keinen Termin haben, wollte sie uns schon wieder rausschmeißen.” Doch im letzten Moment schaltete sich Spencer ein und raunte in seiner liebenswert grimmigen Art: “Was wollen die? Sollen sie reinkommen.” Eine ganze Stunde nahm sich der ehemalige Spitzenschwimmer Zeit. Pold: “Für uns ging ein Lebenstraum in Erfüllung.” Dann beendete er das ganze ebenso Spencer typisch. Kurz und schmerzlos: “So. Jetzt habe ich genug.”
Sechs weitere Interviewtermine später hatte Spencer seine Freunde aus Österreich schon tief in sein Brummbär-Herz geschlossen.
Karl-Martin Pold hatte mit Sie nannten ihn Spencer ein weiteres Problem. Er wollte so viele Protagonisten von damals wie möglich mit einbeziehen, das Projekt verzögerte sich und die Helden von einst drohten ihm wegzusterben. Mit viel Einsatz konnte er aber noch Spencers Schauspielkollegen, Freunde und die kultigen deutschen Synchronsprecher für das Projekt ins Boot holen. Natürlich auch Terrence Hill.
Doch am 27. Juni 2016 starb schließlich Bud Spencer selbst. Der Film war da allerdings schon so gut wie im Kasten. Die Meldung kam für Pold nicht überraschend: “Wegen seinem Alter und weil er vorher schon öfter fälschlicherweise von einigen Medien für tot erklärt wurde.” Als es dann wirklich stimmte, traf das Pold umso tiefer ins Herz: “Unser Gespräch 2016 war wahrscheinlich der letzte Dreh mit ihm. Wenn du dich acht Jahre fast täglich mit einem Menschen beschäftigst, ist es schon hart. Es sind viele Tränen geflossen. Sein letztes Wort am Sterbebett war: Dankeschön. Das sagt alles über diesen Menschen.”
Und wie gut ist der Film? Lest hier unsere Sie nannten ihn Spencer-Kritik.
(ak)
Aufmacherfoto: (c) www.budspencermovie.com/Thimfilm
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.