In der neuen Netflix-Serie Sex Education paart sich intelligenter Witz mit Anzüglichkeiten à la American Pie, emotionalem Erwachsenwerden und charmantem Indie-Flair. Wie sich das alles zu einem stimmigen Ganzen verbindet, lest ihr in unserem Review zu Staffel 1.
10. Jänner 2019: In der britischen Netflix-Comedy Sex Education randalieren die Hormone. Das Teenager-Leben dreht sich von einem Schuljahr aufs andere plötzlich nur noch um Sex und den kleinen Tod (wie man so schön zum Orgasmus sagt). Mitten in diesem Sturm der Gefühle stellt sich der Außenseiter Otis (Asa Butterfield) nicht bloß seinen eigenen Problemen.
Wir haben Staffel 1 der neuen Serie, die morgen (11. Jänner) erscheint, bereits komplett für euch gesichtet. Warum sie für uns nicht nur wegen des Themas ein absoluter Höhepunkt ist, lest ihr in unserer Kritik. Übrigens: Seht hier in unserer Übersicht, was der Netflix-Jänner noch so bringt.
Übrigens: Hier findet ihr unsere Kritik zur zweiten Staffel von Sex Education. Und hier unser Fazit nach der finalen 4. Staffel.
Otis Mutter Jean (Gillian Anderson, Akte X) ist Sextherapeutin. Obwohl das dem Teenager eigentlich einen Vorsprung in Sachen Körperlichkeit verschaffen sollte, kämpft er mit umso größeren Komplexen. Als in Moordale das neue Schuljahr beginnt, hat sich das Leben der Jugendlichen über den Sommer verändert. Sie scheinen erwachsen geworden zu sein – oder tun zumindest so als ob. Eric (Ncuti Gatwa), Otis bester Freund, prophezeit ein ereignisreiches Jahr und behält recht. Das sexuelle Erwachen bereitet den Unerfahrenen einige Probleme. Auf Vorschlag, der als “Schulschlampe” verschrienen Maeve (Emma Mackey), beschließt Otis sein Zuhause aufgeschnapptes Wissen als Ratgeber an seine Altersgenossen weiterzugeben. Gegen entsprechendes Entgelt selbstverständlich.
Damit beginnt aber erst der Kampf der Schülerschaft mit den neuen Gefühlen und auch Otis selbst muss lernen, sich seiner eigenen Sexualität zu stellen. Neben fleischlichen Komplikationen sieht man sich in Moordale allerdings auch mit den übrigen Hürden des Erwachsenwerdens konfrontiert. Der Spitzensportler fühlt sich von den Eltern unterdrückt, die “coolen Kids” stellen ihre Überlegenheit in Frage, Eric sucht nach dem Mut seine Homosexualität offen auszuleben und auch für den Rest der Jugendlichen ist das Leben nicht einfach.
Der gesamte Cast in Sex Education spielt seine Rollen grandios. Man könnte sich keinen besseren (stets peinlich berührten) Außenseiter vorstellen als Asa Butterfield und keinen liebenswürdigeren besten Freund als Ncuti Gatwa. Gillian Anderson, die sich bei der Erziehung ihres Sohnes hinter psychologischen Fachbegriffen versteckt, ist als progressive Mutter herrlich übermotiviert – wenngleich ihre Rolle nicht immer genügend Raum bekommt, sich zu entfalten. Eine besondere Erwähnung hat auch Emma Macay verdient, die ihre Figur (wie alle Darsteller) angenehm knapp am Klischee vorbeimanövriert, es aber zustande bringt, stets mehrere Facetten ihres Charakters glaubwürdig nebeneinander zu stellen.
Die Geschichte beginnt stark. Motivationen und Konflikte werden etabliert, Charaktere definiert und bei all dem sprühen die Dialoge nur so vor Charme und Witz. Die Serie vermeidet geschickt zum Reigen von Zoten und Slapstick zu verkommen, ohne auf Situationskomik und eine beinahe unzählbare Menge an sexuellen Anspielungen zu verzichten. Die Handlung kann sich leider nicht über die ganze Staffel erzählerischen Klischees entziehen. Gegen Ende wirken manche Twists vorhersehbar, Konflikte und Missverständnisse konstruiert. Aber glücklicherweise schlägt sich das nie zu sehr auf die Gesamtqualität nieder. Wir haben die Charaktere längst lieb gewonnen und der frische Humor sowie auch die schwierigen Themen (wie beispielsweise Gewalt gegen Homosexuelle) berühren ungemein.
Sex Education ist eine der besten Comedy-Serien der letzten Jahre. Sie beweist, dass Humor nicht auf Kosten von Substanz gehen muss und dass Sex, sexuelle Identität und jugendliche Liebe ernstgenommen werden können, ohne ihr komödiantisches Potenzial zu leugnen.
Die Jugend ist eine Zeit großer Gefühle, eine Zeit voller Peinlichkeiten und Erkenntnis und sorgt so auch für die stärksten Absurditäten. Wenn vieles auch schmerzlich sein kann, lacht man doch im späteren Leben über die Erinnerungen an die eigene Verwirrtheit. So erkennt sich wohl fast jeder von uns in der einen oder anderen Figur in Sex Education. Und weil wir uns identifizieren können und weil es sich anfühlt, als hätten wir jede Szene selbst miterlebt, ist Sex Education eine großartige Serie, die zwar erzählerisch nicht immer ihr volles Potential erreicht, aber trotzdem zu jedem Zeitpunkt köstlich unterhält. (ph)
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