Wie sicher ist Skifahren wirklich? Und wie wirken sich die Sicherheitsmaßnahmen auf den Spaßfaktor aus? Die Helden der Freizeit machen den Härtetest mitten in den Semesterferien am Zauberberg Semmering. Ticketbuchung, Skiverleih, Parkplatzsituation, Abstand und Maskendisziplin. Wir erklären anhand eines Tages, wie das Corona-Konzept am Hirschenkogel funktioniert.
von Christoph König
5. Februar 2020: Skifahren in COVID-Zeiten. Aktuell kein leichtes Thema. In der medialen Diskussion wird dem Sport gerne der schwarze Peter zugeschoben. Befeuert durch britische Skilehrer, die eine Gesetzeslücke (Anmeldung eines Zweitwohnsitzes zur Arbeitssuche) zum Partyfeiern in Tirol missbraucht haben. Fälle, die eine ganze Branche in Verruf bringen. Tatsächlich hat eine AGES-Studie aber erst vor kurzem festgestellt, dass das Risiko, sich direkt auf der Piste mit COVID-19 anzustecken (solange man sich an alle Regeln hält), laut aktuellem Datenstand verschwindend gering ist. Tatsächlich wurde nur ein möglicher Fall dokumentiert.
“Was gerne übersehen wird ist, wie lange wir uns schon über das Sicherheitsthema Gedanken machen. Und wieviel Arbeit hinter den Kulissen passiert, damit das alles funktioniert”, sagt Isabella Hinterleitner, bereits seit Mai Leiterin des Projekts Sicher rausgehen in Niederösterreich. Die Initiative, die Ausflugsziele bei der die Umsetzung der COVID-Sicherheitsmaßnahmen unterstützt, hat bereits im Oktober ein fertiges Präventionskonzept für die Lifte präsentiert und ist von allen Bundesländern absoluter Vorreiter. Nicht umsonst, denn hier war es besonders wichtig, gerüstet zu sein. Umschließt man mit der Millionenstadt Wien doch den größten Ballungsraum des Landes, aus dem während des Lockdowns die meisten Tagesausflügler in die nahe gelegenen Berge strömen.
Dass das Probleme verursachen kann, auf die man schnell reagieren muss, hat man in den Weihnachtsferien am Semmering gesehen. Die Gemeinde sah sich mit dem plötzlichen Zustrom auf die Rodelpisten mit zig wild parkenden Fahrzeugen von der steirischen Seite (war damals noch erlaubt) konfrontiert. Das ließ freilich auch wieder das Skifahren in einem schlechten Licht erscheinen. “Dabei war das Skigebiet von der Kapazität meist nicht einmal ausgelastet”, verrät Hinterleitner. Man hat daraus gelernt. Die Rodelpisten und Parkplätze, die nicht zum Skigebiet gehören, wurden für die Winterbesucher gesperrt. Und eine Kassa von der Talstation weiter hinunter wegverlegt. Um den 2-Meter-Abstand gewährleisten zu können, wurden die Ticket-Kapazitäten in den Skigebieten in Niederösterreich im Schnitt auf etwa 40 Prozent beschränkt. Und diese bekommt man nur gegen Online-Voranmeldung (außer man ist Saisonkarten-Besitzer).
Aber greifen die Sicherheitskonzepte auch, wenn die beschränkten Kapazitäten in den Semesterferien voll ausgelastet sind? Das haben sich die Helden der Freizeit vor kurzem beim Langlaufen am Bärnkopf (hier unser Bericht) und beim Eislaufen in Tulln (hier unser Bericht) angesehen. Wie zu erwarten, war die Problematik bei dieser Sportart weniger gegeben.Der logistische Aufwand, um sicheres Langlaufen anzubieten, ist relativ gering. Beim Skifahren sieht das freilich anders aus. Wir haben für euch den Härtetest gemacht, und uns die Lage bewusst an einem sonnigen Ferienmontag am Zauberberg Semmering angeschaut.
Praktisch im Vorfeld: Auf winternavi.at sieht man auf einen Blick, welche Skigebiete in Niederösterreich geöffnet sind. Dazu gibt es Infos zu den Öffnungszeiten und in manchen Gebieten sieht man live, wieviele Tickets für verschiedene Tage noch erhältlich sind. Hier geht es auch zur Buchung. Bereits vier Tage bevor wir unser Abenteuer Semmering Skifahren beginnen, kaufen wir hier unsere Karten. Wir erhalten einen Voucher, den wir ausdrucken oder am Handy speichern müssen.
Ohne Stau erreichen wir am Ferienmontag um halb 9 den Hirschenkogel. Viel Sicherheitspersonal und Metallzäune verhindern, dass wir irgendwo mitten im Ort stehen bleiben können. So soll ein Chaos durch Wildparker verhindert werden – was bei unserem Test gut funktioniert. Wir werden zum Parkplatz gelotst, wo wir erst nach Vorweisen des Vouchers einfahren und parken dürfen.
Vor dem Alpincenter stehen erst wenige Leute zum Skiverleih an. Mit Abstand und FFP2-Maske. Ein Mitarbeiter sorgt dafür, dass nie mehr als eine handvoll Personen den Skiverleih betreten. Erst als die Gruppe vor uns hinausgeht, dürfen wir hinein. Ski und Schuhe werden zu einem Sockel gestellt, damit wir sie unter Beachtung des Mindestabstands übernehmen können. Alles läuft rasch und problemlos.
Auch vor der Ticket-Kassa ist nur eine kurze Schlange und wir kommen schnell dran. Abstand und FFP2-Maske – beides wird von den Gästen ruhig und diszipliniert eingehalten. Auch hier funktioniert alles kontaktlos. Man zeigt vor der Trennscheibe den Voucher, ausgedruckt oder am Handy, damit die Mitarbeiterin den QR-Code einscannen kann und erhält die Liftkarte.
Die Stiege zur Talstation ist durch Gitter in einen Auf- und Abgang getrennt. Zwei Security achten darauf, dass der Mindestabstand beachtet wird. Vor der Gondel schlängelt sich ein roter Zaun, an dessen Anfang weitere Security nur Leute mit aufgesetzter FFP2-Maske passieren lassen. Diese Stelle vor dem Zaun kann, wenn viel los ist, ein bisschen ein Nadelöhr sein. Wir raten daher, die Maske bereits einige Meter davor aufzusetzen und auch schon vor der eingezäunten Schlange den Abstand zu beachten. Schilder und Audiodurchsagen weisen auf den 2-Meter-Abstand hin und dass nur maximal vier Personen in eine Gondel dürfen. Sehr diszipliniert und geordnet stehen die Leute hier an. Die Organisation erinnert ein bisschen an einen Konzertevent. Nur dass sich eben an keiner Stelle Leute sammeln dürfen.
Mit der Gondel oben angekommen, stehen bei der Bergstation weniger Leute als im Tal. Auf der Piste selber ist dann sehr wenig los. Wir können die Maske abnehmen. Anschnallen und los geht der Spaß. Auf der blauen Familienabfahrt ganz rechts (von oben gesehen) scheint im Gegensatz zu den roten Pisten, die im Nebel liegen, die Sonne und daher präsentiert sich der Schnee dort griffiger und leichter zu fahren. Links davon sind auch ein paar Rodler auf der Erlebnis-Rodelbahn unterwegs. Auf der anderen Seite geht es über den West- und Südhang zum Vierer-Sessellift. Hier ist die Warteschlange deutlich kürzer als bei der Gondel. Auch hier stehen alle diszipliniert mit Maske und Abstand an und Security und Mitarbeiter wachen darüber.
Nach gut zwei Stunden Semmering Skifahren meldet sich der Hunger und wir haben genug vom Pistenspaß. Auch ist jetzt zu Mittag schon deutlich mehr los. Alle Parkplätze sind voll und wir entschließen uns zum Aufbruch. Weil keine Gastro zum Hineinsetzen (nur Take Away) offen hat, öffnen wir den Kofferraum unseres Autos und holen die Jause raus. Not macht erfinderisch. Heißer Tee, ein Rotkraut-Strudel und Kuchen sorgen für den perfekten Abschluss unseres Skitags.
Der Aufwand, den die Skigebiete zur Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen betreiben, ist enorm. Das wird am Semmering besonders augenscheinlich. Eine große Zahl Security-Personal wacht hier über die Verordnungen. Sowohl die FFP2-Maskenpflicht als auch der Abstand wird von den Gästen sehr diszipliniert eingehalten. Durch die Onlinebuchung kommt es auch zu Stoßzeiten nicht zu sehr langen Warteschlangen an den Kassen. Wir empfehlen am Semmering dennoch früh zu kommen. Um 8 Uhr ist noch viel weniger los als beispielsweise zu Mittag. Auch empfiehlt es sich als Wiener nicht nur den Hirschenkogel im Fokus zu haben. Mit Hilfe des Winternavis und Webcams lassen sich schnell noch andere Gebiete ausfindig machen. Wie wäre es zum Beispiel mit der Gemeindealpe Mitterbach, dem Ötscher, Hochkar oder Annaberg?
Factbox: Zauberberg Semmering
14 Pistenkilometer, 3km Rodelbahn, Flutlicht zum Nachtskifahren und Nachtrodeln
Sicherheit: 2 Meter Abstand und FFP2-Maskenpflicht am Betriebsgelände, Kassabereich, Seilbahnanlagen und in geschlossenen Räumen
Tickets: Aktuell nur online hier buchbar
Preis Tageskarte: Erwachsener 36 Euro, Kind 18 Euro
Öffnungszeiten: täglich 7:45 – 16 Uhr. Abendbetrieb: 16 – 19 Uhr
Anreise von Wien: A2 Richtung Graz, dann S6 bis Abfahrt Maria Schutz – Semmering/Spital am Semmering
Links für weitere Infos: Semmering.com, winternavi.at, Sicher rausgehen
Unter Einhaltung der Corona-Sicherheitsmaßnahmen ist auch Langlaufen, Rodeln, Winterwandern oder Eislaufen möglich. In unseren Guides erfährst du, wo das am besten geht:
Langlaufen in Niederösterreich – 10 tolle Gebiete
Rodeln in Wien und NÖ – 15 coole Strecken
Eislaufen in NÖ – die 18 besten Plätze
Winterwandern in der Wachau – 3 herrliche Routen
Alle Fotos: (c) jollyschwarz.com für heldenderfreizeit.com
Advertorial Hinweis: Dieser Artikel entstand im Zuge einer Kooperation mit den Niederösterreichischen Bergbahnen.
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.