Gartel-Gaudi für Groß und Klein verspricht das Spiel Sattgrün aus dem Kosmos Verlag. Aber macht Blumen umtopfen ohne Erde an den Händen und unter den Fingernägeln überhaupt Spaß? Ob unsere grünen Daumen für das neue Wohlfühl-Strategiespiel der Cascadia-Macher nach oben oder unten zeigen, erfährst du in diesem Testbericht.
von Sabrina Farkas
Name: Sattgrün (Original: Verdant)
Autor:innen: Molly Johnson, Robert Melvin, Aaron Mesburne, Kevin Russ, Shawn Stankewich
Spieler/Alter: 1-5, ab 10/12 Jahren
Spieldauer: 45-60 Minuten
Verlag: KOSMOS
In einer überraschend schweren Schachtel kommt Sattgrün daher. Wer den liebevoll designten Deckel hebt, weiß schnell wieso: Das Spiel besteht aus einer Vielzahl an Karten, die im Spielverlauf als eine Art Puzzle aneinander gereiht werden. Ergänzt wird das Spielmaterial durch Plättchen und Blättchen. Nach 13 Runden ist Schluss: Dann steht fest, wer den grünsten Daumen hat.
Bei Sattgrün baut sich jede:r Spieler:in mittels Karten ein Zuhause auf. Dieses besteht zunächst aus Räumen und Zimmerpflanzen. Das Ziel ist dabei, die Pflanzen wachsen zu lassen, bis sie eingetopft werden können. Dazu gilt es, unter anderem auf die Lichtbedürfnisse der jeweiligen Pflanze einzugehen, sie zu pflegen und nebenbei grüne Daumen zu sammeln, die gegen wertvolle Pflanzenblätter oder diverse Spielmanipulationen eingetauscht werden können. Noch dazu gibt es verschiedene Blumentöpfe, deren Wertigkeit höher ist, je schneller die Spieler:innen mit dem Eintopfen sind.
Daniel und ich entscheiden uns für das klassische Anleitung-Lesen, anstatt auf die kostenlose Erklär-App von Kosmos zurückzugreifen. Nach dem Vorbereiten des Spielmaterials und einigen Fragezeichen zum Spielbeginn haben wir nach wenigen Runden den Dreh raus. Die Übersichtskarten helfen uns, keinen Spielschritt zu vergessen.
Runde für Runde bauen wir unser jeweiliges, buntes und immer grüneres Zuhause auf. Wir bedienen uns dabei an den offen liegenden Spielkarten und -plättchen und fügen so schrittweise Pflanzen, Blätter, Räume, Haustiere und Möbel hinzu. Außerdem setzen wir Dünger, Schaufel, Gießkanne und grüne Daumen ein. Sobald eine Pflanze genug Blätter hat, wird sie mittels Blumentopf-Plättchen vollendet. Diese Pflanze kann anschließend keine weiteren Punkte mehr sammeln – der Zeitpunkt will also strategisch klug gewählt werden.
Schließlich sind die letzten Züge gemacht und wir kalkulieren gespannt den Spielstand. Dieser wird nämlich erst am Spielende auf Basis unterschiedlicher Faktoren am mitgelieferten Wertungsblock berechnet und ist somit während des Spiels schwer einzuschätzen. Tatsächlich herrscht mit je 53 Punkten Gleichstand. Am Ende gewinnt jedoch Daniel, der mit einem grünen Daumen vorne liegt. Das schreit förmlich nach einer Revanche! Vielleicht ja unter verschärften Bedingungen mit den Zusatzkarten?
Für unser erstes Spiel haben wir inklusive Vorbereitung knapp zwei Stunden gebraucht. Geübte Spieler:innen benötigen für eine Partie voraussichtlich die angegebenen 45 bis 60 Minuten. Bis zu fünf Personen können Sattgrün gemeinsam spielen. Die offizielle Altersempfehlung ist ab zehn Jahren, für weniger geübte Spieler:innen würden wir das Spiel auf Grund seiner Komplexität eher erst ab zwölf Jahren empfehlen.
Neben dem klassischen Spielverlauf gibt es übrigens die Möglichkeit für Fortgeschrittene, zusätzlich zum regulären Spielmaterial die mitgelieferten Zielkarten zum Einsatz zu bringen. Andererseits ist aber auch eine Anleitung für ein vereinfachtes Spiel vorhanden. Darüber hinaus gibt es auch noch eine Variante für Solo-Spieler.
Die Materialien des Legespiels wirken hochwertig und das Design ist sehr liebevoll gestaltet. Die bunten, detailgetreuen Illustrationen von Beth Sobel machen richtig Lust auf das Spiel. Der Spielablauf erscheint sehr durchdacht und kann durch die verschiedenen Szenarien immer wieder aufs Neue Freude bereiten. Angenehm ist auch die festgelegte Anzahl der Runden, wodurch die Spieldauer leichter einzuschätzen ist. So spielt es sich entspannt und gut gelaunt gern auch gleich noch einmal von vorne.
Die Macher von Sattgrün, das Brettspiel Design Kollektiv Flatout Games, haben mit Cascadia das Spiel des Jahres 2022 erschaffen. Zwar ist Sattgrün nicht mit dem roten Pöppel ausgezeichnet worden, doch als Gesellschafts- und Familienspiel erfreut es sich durchwegs guter Bewertungen und wird für seine Spieler:innen noch viele graue Tage in fröhlichere Farben tauchen.
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Alle Fotos: (c) heldenderfreizeit.com
Als Luftakrobatiktrainerin und Yogalehrerin darf ich jeden Tag meine Begeisterung mit meinen Schülerinnen teilen. Das Schreiben liebe ich schon seit meiner Jugend. Seit 2020 schreibe ich Gastartikel für Magazine und Kurzgeschichten auf story.one, aus denen bereits zwei Analogien entstanden sind. Außerdem erkunden mein Mann und ich, so oft wir können, auf Reisen die Welt.