Einen SAT installieren, der so viel kann wie gutes Kabelfernsehen kostet etwas Geld und Mühe, zahlt sich aber aus. Eine Anleitung zum Fernsehglück mit Twin-Receiver.
von Anaking
Oma ist schuld. Wegen ihr war ich von klein auf Kabelfernseh-Fan. Bei ihr öffnete sich für mich jeden Samstag die Welt des Privatfernsehens. Captain Future, die Ninja Turtles und Rudi Carrell, nicht zu vergessen der “Preis ist heiß” mit Harry Wijnvoord waren eine bunte Abwechslung zum öffentlich-rechtlichen Einheitsbrei.
Kabel-TV: Ein guter, aber teurer Spaß
Vielleicht blieb ich deshalb dem Kabelfernsehen so lange treu – auch als ich meinen eigenen Haushalt führte. Es war bequem. Mit Digital-TV, einem Festplattenreciever und HD-Sendern zog ein angenehmer Komfort ein. Doch die teure monatliche Gebühr war mir ein Dorn im Auge. Und das nicht nur als Student! Unter 30 Euro im Monat kam ich mit den ganzen HD-Sendern kaum. Netflix und Co. waren für mich auch keine echte Alternative.
Also musste eine SAT-Anlage her. Aber eine gescheite, die gutem Kabelfernsehen um nichts nachsteht und folgende Bedingungen erfüllt:
Das alles war mir Wert tiefer ins Geldbörserl zu greifen. Die Investitionen sollten sich durch die ersparte Kabel-Gebühr bald amortisieren. Der Weg dorthin ist gar nicht so leicht, wie man denkt. Für alle, die umsteigen wollen: Ihr werdet euch durch folgende Anleitung einige Wege ersparen. Das kann ich schon versprechen.
Diesen Guide zu schreiben ist auch deshalb notwendig, weil es keine ähnliche Anleitung im Internet gibt. Der virtuelle Installationsassistent von Astra gibt zwar beispielsweise gute Tipps zum SAT-Schüssel installieren, deckt aber nicht alles ab, was zu bedenken ist.
Eine normale SAT-Anlage hinzustellen mit normalem Receiver. Ja, das ist keine Hexerei. Aber um SAT zu empfangen, der oben erwähnte Ansprüche erfüllt, braucht es schon etwas mehr. Diese Ausrüstung ist nötig:
optional (je nach Installation und Bedarf):
Es empfiehlt sich, nicht alle notwendigen Teile an einer Stelle zu kaufen. Manche kriegt man günstig im Netz, andere im Baumarkt oder beim kleinen SAT-Geschäft mit Migrationshintergrund um die Ecke.
Einfach zum nächsten Elektronikriesen wie Saturn schlendern, haut nicht hin. Erstens haben sie das meiste nicht und zweitens sind viele Teile dort überteuert. Deshalb ging ich so vor:
Schüssel, Kabel, F-Stecker und LNB. Das alles kaufte ich bei einem kleinen SAT-Shop – Flashsat in der Wiener Gudrunstraße. Der wirkte zwar so seriös wie ein typischer Internet-Shop in Favoriten, hatte aber auch Markenware. Beim Spiegel war ich nicht wählerisch – zahlte 20 Euro für ein No-Name-Produkt mit Wandhalterung und LNB-Halter. Beides erwies sich von der Qualität als absolut ausreichend. Viel wichtiger ist ein guter LNB und ein gutes Kabel.
Ich kaufte eine 100 Meter Spule Koaxialkabel von Megasat mit einem Schirmmaß von 120 db um 20 Euro. Dazu einen Octo LNB von Inverto (PRO, 8 Output 40mm) mit acht Anschlüssen. Der Verkäufer wollte 60 Euro. Nach etwas handeln einigten wir uns auf 40 Euro. Die passenden 7mm-F-Stecker legte er sogar noch drauf. So installiert man die richtig (machen viele falsch!):
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Ein Programm sehen und gleichzeitig ein anderes aufzeichnen- dafür braucht man einen Receiver mit Twin-Tuner, also zwei Kabeleingängen. Bei den Tests im Internet zeigte sich: Ein absolut überragendes Modell gibt es nicht. Der TechniSat Digit Isio S2 schnitt in Sachen Preis-Leistung aber sehr gut ab (Stand 2016). Inzwischen bereits um etwa 190 Euro bei sevenrabbits
Eine LAN-Kabelverlegung von Arbeits- ins Wohnzimmer wollte ich mir ersparen. Deshalb legte ich auch gleich 35 Euro für den passenden WLAN-Adapter TechniSat Teltronic ISIO, USB 2.0 drauf. Damit der internetfähige Receiver auch wirklich alle Stückerln spielte. Dafür musste ich auch noch meine externe Festplatte anhängen. Die braucht der Digit Isio S2 um etwas aufzunehmen, da er kein Speichermedium verbaut hat.
Im Baumarkt besorgte ich ein gutes Stanleymesser, Kabelkanäle (für zwei SAT-Kabel braucht es die breiten), ein Kabelschutzrohr und ein Kabelbinderset (alle Größen). Etwas schmunzeln musste ich, als ich den Preis für ein Koaxialkabel sah. Nicht mal 50 Meter für 50 Euro und nur 80 db Schirmmaß. Also doppelt so teuer wie bei Flashsat. Schlechtere Qualität und halb so lang. Da hatte ich meinen kleinen SAT-Tandler gleich noch etwas lieber.
ORF-Karte vom ORF, CI+ Modul von Saturn*
(*nur guten Verhandlern zu empfehlen)
Eine freigeschaltete ORF Digital Karte lässt sich mit diesem Formular für 45 Euro online bestellen. Endlich per Post eingelangt die böse Überraschung. Der Smartkarten-Slot meines Receivers konnte sie nicht lesen. Ich brauchte noch ein CI+ Modul. In dieser Liste steht, welches. Online zu haben um 40 Euro. Problem: Es war Samstag und ich wollte am Wochenende schon die NFL-Playoffs schauen.
Daher ging ich eben schnurstracks zum Saturn. Und welch Wunder, im Gegensatz zu vielen anderen SAT-Utensilien gab es dort das Modul – allerdings um 60 Euro. Ich ging zu meiner alten Verhandlungstaktik über. Typisches Saturn-Gespräch.
Ich: Schauen Sie, das Ding kann ich mir im Internet um 40 Euro besorgen.
Verkäufer: Ich gebe es ihnen zu unserem Online-Preis um 50 Euro. Okay?
Ich: Sagen wir 45.
Verkäufer: In Ordnung … Aber Moment! Laut Lagerbestand, sollten wir das Modul, das ich gerade in der Hand halte, gar nicht mehr haben.
Ich: Na dann, geben Sie es mir umsonst. Wenn es laut System eh nicht hier ist.
Verkäufer: Da hätte aber die Alarmanlage beim Ausgang was dagegen.
Ich: Na gut, bleiben wir bei 45.
Alle Teile waren also daheim. Und ich installierte sie. Das war für einen Technik-Banausen wie mich – aus Gründen, die ich euch hier nun erspare – gar nicht so einfach. Zumindest kann ich jedem Laien nun folgendes mit auf den Weg geben:
Meine neue SAT-Anlage steht Digital-TV um nichts nach. Im Gegenteil! Die Bildqualität ist auch bei den HD-Sendern 1A. Mein Receiver bietet mir eigene Internet-Spartenkanäle und zusätzliche interaktive Programminhalte durch HbbTV. Mit der watchmi-Funktion kann ich einen persönlichen Kanal mit meinen Lieblingssendungen erstellen. Vielleicht landet ja irgendwie wieder einmal eine Wiederholung von Rudi Carrell auf meiner Festplatte. Damit hätte ich sogar Oma überzeugt, dass SAT besser ist als Kabel.
Ordnungsgemäße Installation, Ausrichtung und Beschaffung aller Teile für eine SAT-Anlage mit Twin-Tuner-Receiver – dafür sollte man sich, wenn man keinen Spezialisten engagieren will, unbedingt ein paar Tage Zeit nehmen.
Als Budget kann man knapp 500 Euro einplanen. Mein Setup:
Receiver TechniSAT Digit Isio S2: 195 Euro bei SevenRabbits
SAT-Spiegel 80cm mit Wandhalterung: 20 Euro bei Flashsat
Koaxialkabel Megasat (100m, 120 db): 20 Euro bei Flashsat
LNB Inverto Octo Pro: 40 Euro bei Flashsat
Zubehör wie F-Stecker, Kabelschutz, Kabelbinder: etwa 50 Euro im Baumarkt
WLAN-Adapter TechniSat Teltronic ISIO, USB 2.0: 23 Euro bei SevenRabbits
Smartkarte ORF-Digital (freigeschaltet): 45 Euro vom ORF
CI+Modul Estro ORF Iderto für ORF-und HD-Austria-Karte: 34,90 Euro
Es braucht schon etwas Geduld, Recherche und ein bissl Erspartes zum SAT installieren – wenn er einiges können soll. In meinem Fall wird sich die Investition durch den Wegfall der monatlichen Kabel-Fixkosten nach 20 Monaten amortisieren.
Mein neuer Receiver kann so viel, dass ich noch nicht einmal alle Online-Funktionen genützt habe. Die Qualität meiner Fernsehabende ist dadurch jedenfalls weiter gestiegen. Einziger kleiner Makel: Die Karte mit dem CI+-Modul braucht beim Umschalten manchmal ein bisschen, bis sie die gesperrten Sender freischaltet.
Fotos: heldenderfreizeit.com
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.