Rock of Ages 3 (oder der inoffizielle Monty Python Felssturz Simulator) ist ein Murmelspiel, das direkt aus dem Hirn eines wahnsinnigen Künstlers zu stammen scheint. Voller Zerstörung, krassen visuellen Ideen und jeder Menge Witz. Ob es eine runde Sache ist oder der Felsen durch Spielspaß-Schlaglöcher aus der Bahn geworfen wird, verraten wir dir im Test.
von Peter Huemer
21. Juli 2020: Riesige Felsen, die in voller Geschwindigkeit alles zerstören, das ihnen im Weg steht. Das ist äußerst befriedigend anzusehen. Kleidet man das Ganze dann auch noch in eine verrückte historische Story im Stil von Monty Python Animationen, dann hat man ein Gesamtpaket, das auch in der dritten Iteration noch unheimlich unterhaltsam ist.
Rock of Ages 3: Make & Break ist ab jetzt für PS4, Xbox One, PC und Nintendo Switch erhältlich. Wir sagen euch in unserem Review, wieviel Spaß es macht, sich durch die Geschichte zu kegeln.
Die Handlung von Rock of Ages 3: Make & Break dient natürlich eher dazu, ein paar gute Lacher zu ernten und das Gameplay in einen halbwegs logischen Rahmen einzubinden, statt dazu eine echte Story zu erzählen, funktioniert aber perfekt. Wir begleiten Odysseus auf seinen Irrfahrten. An seiner Seite stets der berühmte Felsen, mit dem Polyphemus ihn im Mythos einst in seiner Höhle einsperrte. Anstatt aber zu einer reinen Irrfahrt durchs Mittelmeer verdammt zu werden, schickt Poseidon den gerissenen Griechen diesmal durch die Zeit. Die Levels sind passend im Stile verschiedener Epochen der Weltgeschichte gestaltet und bieten großartige Abwechslung.
Im Verlauf der Story-Kampagne befahren wir mit unserem Schiff eine Weltkarte und steuern Inseln an, die jeweils eine Mission und ein paar zusätzliche Herausforderungen bereit halten. Dabei sammeln wir Sterne, um weitere Missionen freizuschalten.
Rock of Ages ist ein Tower Defense Spiel. Ziel ist es am Ende einer rasanten Talfahrt mit seinem Stein das Tor der gegnerischen Festung einzuschlagen. Den Stein steuert man per Pfeiltasten oder Stick durch die Strecken. Gleichzeitig rollt aber auch der Gegner seinen eigenen Stein eine gespiegelt identische Strecke hinab, um das gleiche mit dem Tor des Spielers zu machen. Es gilt also schneller und effizienter zu sein: Desto schneller der Stein ist und desto weniger Schaden er auf der Strecke genommen hat, desto mehr Schaden richtet er an. Zwischen den Abfahrten können beide Kontrahenten Mauern und unterschiedlichste Fallen errichten, um dem Gegner die Sache schwerer zu machen. Dabei ist die Auswahl an Fallen und Barrikaden derart groß, dass es nie an Abwechslung fehlt.
Diese Mechaniken gab es auch schon in Teil 2, aber für den dritten Teil hat man nochmal mit der groben Kelle nachgelegt – auch was die Auswahl an Steinen angeht. Man kann nämlich nicht bloß den titelgebenden Rock of Ages verwenden, sondern eine Vielzahl an verrückten überdimensionierten Murmeln. Zum Beispiel: Eine Kugel aus zusammengebundenen Schafen, eine wie ein Balloon aufgeblasene Kuh oder einen Würfel, der wirklich schlecht rollt und eine ganze Menge mehr.
Eines der größten Alleinstehungsmerkmale von Rock of Ages 3 ist das visuelle Design. Im Stil zwischen antiker Vasenmalerei, klassischen Gemälden und ausgeschnittem Papier macht sich das Game unverwechselbar. Dieser kreative Look passt auch perfekt zum Humor des Spiels, der stark an die legendären animierten Sketche der Kult-Komiker Monty Python erinnert. Die Art und Weise, wie es so die Weltgeschichte nacherzählt, zaubert einem ein Dauergrinsen ins Gesicht.
Ein riesiger Aspekt von Rock of Ages 3 ist aber auch die neue Streckenbaufunktion. Mit toller Flexibilität kann man als Spieler selbst komplexe und abgefahrene Strecken bauen und diese mit der Community teilen. Natürlich lassen sich diese dann auch im Multiplayer-Modus gegen andere Online spielen. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Die schiere Anzahl an Bausteinen, die einem Rock of Ages 3 zur Vefrügung stellt, ist beeindruckend. Zudem könnt ihr euch im Splitscreen auf einem Bildschirm (er wird vertikal geteilt) duellieren.
Ein Schwachpunkt des Spiels ist aber das sehr rudimentäre Tutorial. Das Game lernt einem zwar die Grundlagen recht schnell und effizient, lässt einen dann aber vieles selbst herausfinden. Das ist gerade bei den Unmengen an Verteidigungsanlagen ein Problem. Hier fehlt es generell an Tooltipps. Anfangs wird man vieles falsch einsetzen. Erst nach einigen Spielstunden bekommt man langsam ein Gefühl dafür, was wie zu verwenden ist. Beim ersten Anlauf kann das schon einmal überwältigend wirken und zu bitteren Niederlagen führen. Diese fehlenden Tooltipps gibt es in vielen Aspekten des Spiels, obwohl sich die Unklarheiten relativ schnell aufklären. Das Ganze scheint für Spieler der ersten zwei Teile ausgelegt zu sein.
Außerdem sind uns eine Handvoll Bugs aufgefallen. Zweimal sind wir durch die Strecke hindurch ins Nichts gestürzt und ein paar Mal konnten wir in den Menüs unsere Steine nicht auswählen. Das ließ sich aber durch einen schnellen Neustart beheben. Im irrwitzigen neuen Launch-Trailer bekommt ihr einen Überblick über die Neuerungen und Spielmodi:
Rock of Ages 3 ist genau wie die Vorgänger ein Riesenspaß. Anstatt sich neu zu erfinden, baut das Game auf das bestehende Gerüst auf und fügt der Formel genau die richtigen Bestandteile hinzu, um sie noch besser zu machen. Das Streckenbautool ist ein wunderbares I-Tüpfelchen und der Grafikstil einfach zeitlos gut. Die paar Bug-Schlaglöcher in der Strecke können das Gesamterlebnis kaum trüben. Ein rundum gelungener dritter Teil.
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Alle Fotos: (c) ACE Team
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.