Wir haben Resident Evil 7 durchgezockt. Story, Gameplay und Atmosphäre sind bombastisch, Horrorklassiker lassen grüßen. Und mit VR ist das Ganze überhaupt der Wahnsinn!
von Christoph König
Ja, ich bin ein Resident-Evil-Spieler erster Stunde. Mit 16 Jahren habe ich bei einem Schulfreund zum ersten Mal Teil 1 gespielt. Das einsame Herrenhaus hat sich in meine Zockerseele gebrannt wie der T-Virus in die Gehirne der Zombies. Dementsprechend groß war die Euphorie als Teil 7 angekündigt wurde. Nachdem mir und offenbar auch vielen Fans die Serie zuletzt doch zu sehr Richtung Action ging (zwischendurch war mir daher die Silent Hill Serie mehr ans Herz gewachsen), versprach der neue Teil endlich wieder Survival-Horror alter Schule – noch dazu als erstes Horrorgame mit VR-Support auf der PS4. Meine Erwartungen waren verdammt hoch – und sie wurden nicht enttäuscht, so viel sei hier schon verraten.
Die Helden der Freizeit haben Resident Evil 7 durchgezockt – und es ist der Hammer! Hier unser Testurteil. Aktueller Horror-Tipp! Lies hier unsere Kritik zu Scorn.
Du bist Ethan und suchst deine Freundin Mia, die drei Jahre wie vom Erdboden verschluckt war. Plötzlich erhältst du eine Nachricht von ihr, in der sie dich bittet, sie nicht zu suchen. Was machst du? Du suchst sie natürlich. Die Spur führt dich irgendwo nach Louisiana, in ein heruntergekommenes Haus im Nirgendwo – dort wo die Familie Baker wohnt, die offenbar durch die Bank dem Wahnsinn verfallen ist.
Klingt eigentlich simpel, wie jeder 0815-Horrorfilm. Doch was hat das mit dem Resident Evil Universum zutun? Da wird es dann deutlich komplexer. Es entspinnt sich eine Geschichte mit vielen unvorhersehbaren Twists – in der du selten weißt, was dich als nächstes erwartet und wer jetzt überhaupt das ultimative Böse verkörpert. Für Überraschungs- und Schockeffekte ist gesorgt.
Und einmal wirst du vor eine richtig, richtig arge Entscheidung gestellt.
Im Spiel findest du wie bei der Demo auch wieder Videokassetten. Wenn du sie abspielst, übernimmst du die Rolle des darin vorkommenden Charakters. Der Clou: Du lernst so schon Schauplätze kennen, die dich später im Spiel erwarten und bekommst wichtige Hinweise zum Weiterzukommen – einmal einen absolut überlebenswichtigen.
Im ersten Abschnitt des Spiels kommt wieder dieses gute, alte Resident Evil Gefühl aus dem ersten Teil auf – was nicht nur am Setting mit dem Haus liegt. Munition und Waffen sind knapp. Du bist erstmal nur dabei herauszufinden, was hier überhaupt passiert und am Rätseln wie nun die nächste Tür aufgeht. Mister Baker ist hinter dir her und du kannst ihn vorerst nicht besiegen. Daher versteckst du dich oder läufst vor ihm davon. Das fühlt sich ein bisschen so an wie bei Alien Isolation.
Mit dem Unterschied, dass du hier eine Spur schneller bist als dein Gegner. Und dass er dir dann irgendwann als Boss gegenübersteht. Wobei, so richtig schnell läuft hier keiner (was wieder sehr an Teil 1 erinnert). Die neue First-Person-Perspektive kommt gut. Oft wehrst du dich nur noch mit Händen und Füßen. Dein Charakter muss viel einstecken. Gut, dass er sich aus Kraut und (neu) Chemikalien Medizin zusammenmischen kann.
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Hochinteressant: Während etwa zwei Drittel des Spiels so ablaufen, fühlt sich der letzte Abschnitt wie ein neues Spiel an. Statt der kaum besiegbaren Bakers, werden die Molded Monster immer zahlreicher. Der Actionanteil ist höher, was wohl einigen, die Teil 5 und 6 nicht so mochten, weniger schmecken wird. Ich fand es nicht übel. Denn nachdem man so viel einstecken musste, kann man nun mit größeren Geschützen endlich so richtig bös zurückschlagen.
Beim Schierigkeitsgrad hat man die Wahl zwischen “einfach” und “normal”. Hat man Resident Evil 7 durchgezockt kommt “Irrenhaus” hinzu. In diesem Modus ist die Zahl an Speichermöglichkeiten begrenzt. Man braucht dafür Kassetten, ähnlich den Schreibmaschinenbändern aus Teil 1. Die Rätsel sind alle fair und nicht übermäßig schwer. Mal eine Kurbel richtig eingesetzt oder ein Objekt so im Licht gedreht, dass der Schatten richtig auf ein Bild projiziert wird. Nichts, für das man sich ewig den Kopf zerbrechen muss. Hat man Resident Evil 7 durchgezockt, geht alles beim zweiten Durchlauf natürlich noch leichter von der Hand.
Messer, Pistole, Flinte, Granatwerfer, Brenner, Maschinengewehr, Bomben mit Zünder – dein Arsenal wächst langsam aber stetig. Weshalb du dich mit der Zeit immer öfter fragst, welche vier Waffen du auf das Steuerkreuz verteilen sollst. Weil die Munition allerdings eher knapp ist, beantwortet sich die Frage oft von selbst. Man verwendet, was geladen ist. Zugegeben, bei den richtig großen Bossen fühlen sich die Pistolen an, als würde man mit Zahnstochern auf Godzilla schießen. Aber selbst diese kannst du mit verbesserter Munition füllen und so die Mutationen weitaus schneller in die Knie zwingen.
Eine absolut gelungene Neuerung. Mit den Chemikalien lässt sich nicht nur Medizin herstellen, sondern kombiniert mit Schießpulver und dergleichen auch Munition. Mischt man diese mit roter Chemikalie kommt verbesserte Munition heraus. Interessant für den Spieler. Er kann nun selbst entscheiden, ob er seine Ressourcen lieber für Heilung oder für Ballernachschub verwendet.
Ganz Resident Evil typisch: Die Zahl der Dinge, die man mit sich tragen kann ist begrenzt. Gar so knapp wie in Teil 1 ist der Platz nicht und er lässt sich mit gefundenen Rucksäcken Gott sei Dank auch immer mehr erweitern. An den Speicherpunkten gibt es Kisten in denen man den Ramsch zwischendurch ablegen kann. Etwa dreimal ist es mir passiert, dass ich keine Objekte mehr aufnehmen konnte und daher rasch zu einer Kiste laufen musste. Das lässt sich verkraften.
Capcom hat sich gut inspirieren lassen. Was sich absolut positiv bemerkbar macht. Einmal musst du dich aus einer Todesfalle befreien ähnlich wie bei Saw. Später spielt im Game ein Kind eine wichtige Rolle, was wiederum an Silent Hill und F.E.A.R. erinnert. Wenn bei manchen Monstern, die Körperteile durch die Gegend fliegen, fühlt man sich zu Dead Space versetzt. Dazu kommt eine ordentliche Portion Kettensägen-Massaker. Capcom hat sich gut bedient, auch bei sich selbst. So tauchen irgendwann Sprengfallen wie in Teil 4 auf, wobei das System mit den Schlüsseln und Rätseln viel von Teil 1 hat. Ein absoluter gelungener Mix. Es wird einem so schnell nicht fad.
Das alte Haus ist als Schauplatz absolut genial. Angefangen vom Keller bis zum Dachboden, aber auch die kleineren Nebengebäude und der Garten mit dem Wohnwagen. Die Beleuchtung ist karg und sorgt mit dem Sound für gewaltig Stimmung. Dazu kommt, dass Charaktere auf der Jagd nach dir, dich verhöhnen und nach dir rufen. Du fühlst dich ständig von deiner Umgebung terrorisiert. Und ist mal keiner da, kannst du sicher sein, dass eine Todesfalle auf dich wartet.
Die Stimmung, die Schockmomente – Resident Evil ist verdammt gruselig. Capcom ist es bravourös gelungen, zu den Horror-Wurzeln der Serie zurückzukehren.
Ja, das VR-Erlebnis ist keineswegs perfekt. Dass die Zwischensequenzen plötzlich in einem 2D-Bild vor dir auftauchen drückt die Stimmung. Und die Grafik ist pixeliger als auf dem Bildschirm. Aber. Ganz großes ABER! Die VR-Brille lässt dich so in den Horror eintauchen, dass er direkt greifbar wird. So wie man es vorher noch nie erlebt hat. Bei den Schockmomenten fährt dir damit der Schrecken extrem in die Glieder. Die Gegner wirken bedrohlicher. Und die gelungenen Schauplätze sorgen dank der Brille für noch mehr Atmosphäre.
Außerdem klappt das Zielen mittels Kopfbewegung extrem gut, überraschenderweise sogar leichter als mit dem Controller. Als alter Freund von Kopftreffern, kam mir das besonders entgegen.
Wer in nur ein oder zwei Tagen Resident Evil 7 durchgezockt hat, wie ich, wird wohl zwischendurch immer wieder ohne VR spielen. Einfach, um die Nerven mal wieder zu beruhigen. Wer sich beim Spielen aber etwas Zeit lässt und eine VR Brille hat, sollte sie durchgehend zum Spielen verwenden. Das Game ist damit einfach noch ein Eck besser. Fazit: Die Playstation VR ist alleine wegen Resident Evil 7 zwar kein Must-Buy. Resident Evil 7 ist aber der erste wirklich gute Grund sich eine VR zuzulegen.
Was Resident Evil außerdem zum Hit macht sind die gelungenen Zwischen- und Endbosse. Die können so viel einstecken, dass man schnell einmal seine ganze Munition vergebens in sie reinfeuert. Aber keine Sorge: Wer die Umgebung richtig für sich nutzt und Schwachstellen erkennt, wird siegreich aus den beinharten Battles hervorgehen. Oft denkt man, der ist schon hinüber und dann wächst dem Kerl/Monster wieder was nach. Ganz wie es gute Resident-Evil-Tradition ist.
Wer eine VR-Brille hat, sollte sie zumindest bei den Bossen aufsetzen. Vor allem ein epochaler Kampf kommt mit dem Ding nochmal deutlich fetter.
Facts: Resident Evil 7 für PS4, PS5, Xbox One und Series und PC erhältlich.
Die Helden der Freizeit haben das Spiel mit einer PS4 Pro und Playstation VR getestet.
Spielzeit: In etwa 9 Stunden hatten wir Resident Evil 7 durchgezockt.
Keine Jugendfreigabe: USK 18
Fazit: Capcom hat ihre Gameserie mit Resident Evil 7 wieder in den Horror-Olymp geführt. Sowohl Fans des ersten Teils, als auch der neueren actionlastigeren Teile werden ihren Spaß damit haben. Die Entwickler haben sich gut von zahlreichen Horrorklassikern (sowohl aus der Film- als auch aus der Game-Ecke) inspirieren lassen. Das Spiel ist verdammt gruselig!
Die Story und das Gameplay sind sehr abwechslungsreich. Atmosphäre und Setting extrem gelungen, die Endbosse toll inszeniert. Mit VR ist das Erlebnis noch intensiver. Trotz kleinerer Macken wird der Horror dadurch so greifbar, wie man es vorher noch nirgends erlebt hat. Menschen mit schwachen Nerven sollten um das Spiel besser einen großen Bogen machen. Für alle anderen gilt: Unbedingt zulegen. Wer Resident Evil 7 durchgezockt hat, wird es wohl mindestens ein zweites Mal spielen. Und das ist wohl das größte Qualitätssiegel für ein Game.
heldenderfreizeit.com-Wertung (PS4 ohne VR): 88% Spielspaß
heldenderfreizeit.com-Wertung (PS4 mit VR): 90% Spielspaß
Screenshots und Fotos: heldenderfreizeit.com
Wir haben natürlich auch die Erweiterungen und Zusatzmodi für Resident Evil 7 getestet. Hier die DLCs plus Tests von neueren Teilen und einer Serie:
Resident Evil Serie auf Netflix – Kritik
End of Zoe – DLC: Resident Evil auf Bud Spencer
Not a Hero DLC im Test
Resident Evil DLC: Verbotenes Filmmaterial 1 und 2
Resident Evil Village im Test
Resident Evil 2 – Remake
SCORN – Faszinierendes Horrorspiel im Test
Der Chefredakteur der Helden der Freizeit hat das Onlinemagazin 2016 ins Leben gerufen und ist seit 2000 als Sportjournalist im Einsatz. Bei heldenderfreizeit.com ist er spezialisiert auf actiongeladene Outdoor-Aktivitäten, Ausflüge, Videos, Spiele, Filme, Serien und Social Media.