Man muss es sagen, wie es ist: Capcom hat ein Händchen für Remakes. Mit der neuen Version von Resident Evil 3 holt es Jill Valentine und die Action des Horrorklassikers ins neue Jahrtausend. Was uns so gut an RE:3 gefällt, lest ihr in unserem Test.
von Sophie Neu
8. April 2020: Erst letztes Jahr begeisterte Capcom mit einem fantastischen Remake seines Horrortitels Resident Evil 2 (hier unser Review). Und dieses Jahr legt es mit der Komplettsanierung von Resident Evil 3 gleich nochmal eine Schippe nach. Grafik und Gameplay orientieren sich direkt am Hit des letzten Jahres, auch wenn diesmal weniger gepuzzlet wird. Dafür ist das unnachgiebige Monster Nemesis nochmal um einiges furchterregender geworden.
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Fast gleichzeitig zu dem Ereignissen von Resident Evil 2 muss sich auch S.T.A.R.S-Mitglied Jill Valentine durch Raccoon City schlagen, um den Zombiemassen zu entkommen. Dort wurde von der Umbrella-Corporation ein Virus freigesetzt, das Menschen in Ungeheuer verwandelt. Doch als ob die Untoten nicht genug wären, verfolgt sie der riesige Zombiemutant Nemesis auf Schritt und Tritt. Ausgeschickt von der Umbrella-Corporation, kennt er nur eine Mission: S.T.A.R.S-Mitglieder auslöschen. Denn die Spezialeinheit der Polizei war den üblen Machenschaften der Firma auf der Spur. Blöderweise ist Jill die letzte Überlebende. Dementsprechend ist er ihr absolut unnachgiebig auf der Spur und quasi unbesiegbar.
Glücklicherweise trifft sie auf ihrer Flucht auf Carlos Oliveira. Der hilfsbereite Söldner ist zwar von Umbrella angestellt, entdeckt aber langsam, welche Motive die Firma in Wirklichkeit antreiben. Gemeinsam versuchen Jill und Carlos einen Ausweg aus der quarantänisierten Stadt zu finden und Nemesis endgültig loszuwerden.
Wer vom Remake von Resident Evil 2, das letztes Jahr erschienen ist, visuell angetan war, dem dürfte auch der neueste Titel aus Capcoms Spieleschmiede gefallen. Den grafisch ist das Horrorspiel gruselig schön. Nicht nur Jill Valentine hat sich ordentlich für ihren Auftritt rausgeputzt. Auch Nemesis hat mit seiner ekelig fleischigen und andauernd evolvierenden Erscheinung das neue Jahrtausend erreicht.
Raccoon City besticht mit aufpolierter Optik. In den Einkaufsstraßen leuchten die Neonschilder atmosphärisch, während die zerfransten Zombies umherschlurfen. Und sogar die Abwasserkanäle sehen übelerregend gut aus mit ihren vielen kleinen ekeligen Details. Im Gegensatz zu Teil 2 gibt es visuell auch mehr Abwechslung, denn Jill und Carlos verschlägt es immer wieder an neue Orte. Gerade am Anfang erfreut es das Sammlerherz, die Seitenstraßen und Läden von Raccoon City nach Items abzusuchen und Objekte wie den Bolzenschneider zu entdecken, die einem noch mehr Bereiche öffnen.
Dabei verschlägt es Jill und Carlos auch immer wieder an Locations, die einem bekannt vorkommen. Wer das Remake von RE:2 aus dem letzten Jahr gespielt hat, in dem dürfte da ein bisschen Nostalgie aufkeimen. Damit fügt sich die neue Version von RE:3 nahtlos in die Erzählwelt des Remake-Universums.
Und auch die Horroraspekte des Titels überzeugen. Grusel entsteht hier durch unerwartete Situationen. Zombies brechen etwa plötzlich in einer Horde durch die Tür und drohen Jill zu überrennen. Oder Nemesis überholt die Protagonistin in der Verfolgung plötzlich und schneidet den rettenden Ausweg ab. Dabei wirken die Scares nie zu sehr gewollt und ergeben im Kontext der Erzählung Sinn.
Zusätzlich sorgt Nemesis dafür, dass man sich als Jill nie ganz sicher fühlt. Egal ob in einer Seitenstraße oder im Untergeschoss eines Gebäudes, früher oder später findet er sie. Doch so unheimlich wie der Tyrant, den man in Resident Evil 2 unnachlässig im Polizeihauptquartier von Raccoon City umherstapfen hörte, ist Nemesis leider nicht. Für eine ordentliche Portion Grusel reicht seine Erscheinung aber allemal.
Und auch das Gameplay handhabt sich ähnlich. Denn statt isometrischer Perspektive wie früher darf man Jill jetzt in Third-Person-Sicht über die Schulter schauen. Im Laufe des Remakes von Resident Evil 3 findet Jill immer wieder Waffen. Mit denen gewinnt sie mehr und mehr an Feuerkraft gegen die Monster, die Raccoon Citys Straßen und Kanäle belagern. Und auch Upgrades für die Waffen finden sich mit der Zeit.
Doch bei all dem darf man, wie so üblich in Resident-Evil-Titeln, nicht das Inventar-Management vernachlässigen. Denn Platz ist wieder einmal ein knappes Gut. Zwar finden sich immer wieder neue Gürteltaschen, die den Raum für Waffen, Heilkräuter und Co. vergrößern, aber kopflos alles looten ist hier unmöglich. Hier wird schlaues Haushalten und Vorausdenken belohnt. Dadurch steigt der Nervenkitzel zusätzlich: Denn hätte man wirklich noch mehr Munition oder nicht doch lieber einen Erste-Hilfe-Spray einpacken sollen?
Ähnlich verhält es sich mit der Munition. In der Haut von Jill muss man sich immer wieder die Frage stellen: Lohnt es sich, diesen Zombie abzuschießen? Denn die meisten stehen nach einigen Minuten wieder munter auf. Da zahlt es sich oft aus, ihnen stattdessen auszuweichen und die Patronen für den nächsten Bosskampf aufzuheben. Dadurch entsteht ein zusätzlicher Survival-Aspekt, der Adrenalin auslöst.
Ein bisschen vermisst man die vielen kniffligen Rätsel aus Teil 2. Denn das Remake von Resident Evil 3 bietet vor allem viel Action mit der Pistole. Statt Schlüssel suchen zu müssen, gibt es jetzt allenfalls optionale Quests, bei denen etwa Steine gesucht werden müssen, die in Vertiefungen gehören. Damit entfällt ein Stück weit die Herausforderung. Das macht das Spiel aber im Endeffekt nicht schlechter, wenn man es als eigenständigen Titel mit anderer Herangehensweise ans Gameplay betrachtet.
Im Gegensatz zu Resident Evil 2 gestaltet sich das Remake von Resident Evil 3 um einiges linearer. Man muss hier nicht mehrere Durchläufe spielen um alle Seiten der Geschichte zu kennen. Die Erzählung wechselt immer wieder zwischen Jill Valentine und Carlos Oliveira, dem Umbrella-Söldner. Während Jill einfach nur raus aus Raccoon City will, muss Carlos den Befehlen der Corporation folgen. Gleichzeitig möchte er aber auch unbedingt Jill helfen, von deren „kühlen Schönheit“ er mehr als angetan ist.
Trotzdem verweilt der Hauptfokus ganz eindeutig auf Jill. Die Passagen, in denen man aus der Perspektive von Carlos spielt, sind trotzdem sehr spannend, wenn auch die Bedrohung durch Nemesis wegfällt. Dabei bietet uns das Remake von Resident Evil 3 nach sechs bis neun Spielstunden nur ein mögliches Ende. Das ist dafür aber mehr als befriedigend.
Trotz der einigermaßen kurzen Spieldauer bietet das Remake von Resident Evil 3 mehr als genug Spielspaß. Capcom holt seinen Gruselklassiker in einer mehr als würdigen Fassung auf aktuelle Systeme – und beweist dabei großes Feingefühl bei der Umsetzung nötiger Updates wie Steuerung und Grafik.
Das Resident Evil 3 Remake ist seit 3. April für PC, PS4 und Xbox One erhätlich.
Das Resident Evil 3 Remake ist nicht unser einziger Test zu Resident Evil Titeln:
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Alle Fotos: © Capcom
Die Journalistin ist bei Videospiel-Tests und Wien Guides voll in ihrem Element. Seit 2021 verstärkt sie die Redaktion des KURIER.