Starbesetzung mit Übereifer: Red Notice holt sich Johnson, Reynolds und Gadot vor die Kamera – und schickt sie mit viel Action und Tamtam um die halbe Welt. Dabei ist der Film, der gerade auf Netflix erschienen ist, weder originell, noch besonders sehenswert.
von Verena Fink
13. November 2021: Wenn Dwayne Johnson (Fast & Furious 5&7), Ryan Reynolds (Deadpool) und Gal Gadot (Wonder Woman) zusammen vor der Kamera stehen, klingeln normalerweise die Kinokassen bzw. in diesem Fall, sind es wegen Corona Zeiten eher die Netflix-Kassen. Nicht ohne Grund war Johnsons erste Reaktion nach dem Pitch des Filmes mit Regisseur Rawson Marshall Thurber (Central Intelligence) “You sonofabitch, I am 100% in!”
Die ersten Kritiken waren aber, gelinde gesagt, weit weniger euphorisch. Wie sehr wir bei der heute frisch erschienenen Produktion “in” sind, verraten wir euch in dieser Review. Lies hier, was der Netflix-Monat sonst noch bringt. Und hier: Wie sehenswert das ebenfalls brandneue Cowboy Bebop ist.
Die Charakterzüge, die man dem Startrio bei seinen Rollen zugeteilt hat, kommen einem bereits von ihren anderen Filmen bekannt vor: Johnson als starker und unbändiger FBI-Profiler, Reynolds als dauerscherzender Meister-Krimineller und Gadot als charmante & gewiefte Kunstdiebin.
Die drei treffen im Film aufeinander, um sich auf die Suche nach drei goldenen Eiern zu machen, die einst Cleopatra gehört haben sollen. Jon Hartley’s (Dwayne Johnson) Motiv ist es, den meistgesuchten Kunstdieb Nolan Booth (Ryan Reynolds) und die meistgesuchteste Kunstdiebin “der Läufer” (Gal Gadot) aufzuhalten – wobei sich der FBI-Agent vorerst Booth schnappt. Da Hartly aber selbst übers Ohr gehauen wird, landen beide im Gefängnis und werden notgedrungen zu einem Team. Ihre Absicht ist es, das dritte der goldenen Eier Cleopatras zu finden und den “Läufer” zu schnappen. Wir sehen die Held:innen des Films auf einer Mission, die über schöne Tanzparkette, volle Stierkampf-Arenen und zu guter Letzt auch durch den Dschungel führt. Ein ständiges Hin- und her folgt. Mal scheint die Kunstdiebin die Nase vorne zu haben, mal das Duo. Als dann gegen Ende eine Lüge auffliegt, müssen sich die drei entscheiden: für- oder gegeneinander weiterspielen?
Dass der Film mit einem satten Budget von 200 Millionen Dollar finanziert wurde, ist augenscheinlich: Zuseher:innen werden auf eine Reise durch Rom, Bali, Valencia und Co. geschickt – wenn auch teilweise auf dem Green Screen. An actionreichen Szenen wird nicht gespart- mal explodiert was, dann kommt es wieder zu einer Schießerei oder einem Handgemenge. Man merkt, dass die Special Effects sehr aufwendig produziert wurden. Ebenso kostspielig ist der starbesetzte Cast: die Rollen sind aber leider wenig innovativ und fallen oftmals in alte Muster ihrer anderen Charaktere. Der Film schmückt sich also mit dem Standing der Schauspieler:innen – mehr dahinter ist aber leider nicht.
Red Notice lebt davon, dass er komplett over the top ist, sowohl in schräger als auch in unrealistischer Hinsicht. Da kann es schon mal sein, dass Johnson und Reynolds durch einen Durchgang flüchten und mitten in einer Stierkampfarena in Valencia wieder raus kommen. Red Notice wirkt so, als hätte er von allem etwas haben wollen, um dann am Ende zusammenzumixen – von Genres über Klischees bis hin zu altbewährten Witzelein. Ein bisschen 007 hier, ein wenig Indiana Jones da und Mission: Impossible als Sahnehäubchen oben drauf. Klischees blühen auf: als gegen Ende des Films Verbindungen zur Nazi-Zeit gelegt werden, ist die unauthentische 0815-US-Actionkomödie perfekt.
Mit rein negativer Kritik wollen wir aber nicht aussteigen. Dwayne Johnson Fans kommen bestimmt auf ihre Kosten. Der Film funktioniert für ein breites Publikum und ist sicher geeignet für lange Tage im Bett mit Netflix-Binge-Watch-Bedürfnis. Er bringt einen doch ab und an zum Schmunzeln.
Red Notice macht, was das betrifft, nicht viel falsch – allerdings ist er leider weder originell, noch unbedingt sehenswert. Den Zeitgeist trifft er übrigens auch. Ein hektischer Film für unruhige Zeiten.
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Fotocredit: Cr. Frank Masi/Netflix © 2021
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