Die neue Netflix-Serie Raising Dion versucht das Superhelden-Universum aufzumischen. Ob das gelingt, lest ihr in unserer Kritik.
4. Oktober 2019: Man nehme einen 7-Jährigen, der plötzlich außergewöhnliche Kräfte hat, seine alleinerziehende Mutter, die etwas chaotisch durchs Leben stolpert und packe jede Menge andere Probleme drumherum – fertig ist die neue Superhelden-Serie von Netflix, die heute online geht.
Wir durften bereits vorab alle neun Folgen der ersten Staffel sehen und berichten euch in diesem Review, wie sehenswert sie ist. Falls ihr weitere Serien-Empfehlungen sucht, findet ihr sicher ganz viel neuen Stoff in unseren Top 44 der besten Netflix-Serien.
In der Netflix-US-Serie dreht sich alles um die alleinerziehende Mutter Nicole (Alisha Wainwright) und ihren Sohn Dion (Ja’Siah Young), der plötzlich außergewöhnliche Fähigkeiten entwickelt. Da fliegt auf einmal das Frühstück in Zeitlupe durch die Küche und der 7-Jährige teleportiert sich ganz schnell von der Straße in die Arme seiner Mutter. Schnell wird den beiden klar, dass die Superkräfte nicht von ungefähr kommen.
Gemeinsam mit Pat (Jason Ritter), dem besten Freund des verstorbenen Vaters Mark (Michael B. Jordan), Nicoles Schwester Kat (Jazmyn Simon) und einer weiteren Verbündeten versuchen sie das Rätsel um die Superkräfte aufzuklären. Dabei tauchen zwei große Gegenspieler auf: ein mysteriöser, überdimensionaler Blitz-Mann und Biona, die Firma für die Dions Vater gearbeitet hat und Pat noch immer forscht.
Hier der Trailer als Einstimmmung:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Im Vordergrund stehen zunächst die Probleme der Alleinerziehenden. Nicole muss sich um den asthmakranken Dion kümmern. Nebenbei sollte sie sich aber einen neuen Job suchen, um krankenversichert zu sein und sich die Miete leisten zu können. Dass der kleine Spross mit seinen immer stärker werdenden Kräften alle Mitmenschen in Gefahr bringen könnte, macht die Situation natürlich nicht leichter. Doch irgendwie sind das zu viele Probleme für die ersten paar Folgen. Teilweise wirken die Episoden überladen. Dadurch kommt die Geschichte nicht richtig in Fahrt. Es dreht sich ewig im Kreis und der Entwicklung Dions (sollte ja eigentlich das Kernthema sein) wird nur wenig Platz geboten.
Viele Facetten des zukünftigen Superhelden sind schwer unter einen Hut zu bringen. Einerseits soll da der kindliche, unreife Junge sein, aber andererseits ist er extrem feinfühlig bzw. verantwortungsbewusst. Leider kauft man ihm das nur in wenigen Situationen ab. Die Macher der Serie versuchen zu viele Themen auf einmal in die Geschichte zu packen: Alleinerziehende Eltern, Gesellschaftsunterschiede, Probleme mit ethnischer Herkunft, Mobbing in der Schule, usw. Darunter leidet die Entwicklung der Charaktere.
Zwar passt der Name der Serie zur Umsetzung, man erwartet aber zunächst eine ganz andere Story. In der ersten Staffel geht es hauptsächlich um die Mutter und ihre Vergangenheit. Dion und die anderen Menschen mit Kräften sind nur Nebendarsteller. Man bekommt allgemein zu wenig Einblicke, wie das Leben als Superhelden-Mama ist.
Die schauspielerische Leistung der Erwachsenen ist durchwegs zufriedenstellend. Besonders Alisha Wainwright spielt ihre Rolle als Mutter wirklich gut. Auch Jason Ritter zeigt sein Können. Die Kinder-Charaktere und besonders Dion funktionieren meist nur durch Unterstützung der Großen. In Szenen, die von Kindern dominiert werden, wirken sie eher verloren. Das liegt aber weniger an ihrem Talent, sondern vermutlich am Alter und der fehlenden Erfahrung.
Das Comic von Dennis Liu erzählt die Story nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem Mark und Nicole herausfinden, dass sie ein Baby erwarten. Zunächst dreht sich alles um ihr Kennenlernen und die Nacht, in der Mark seine Kräfte erhält. Diese Szene hat im Comic und in der Serie nur den Meteorenschauer gemein. In der Serie wurde das vermutlich abgeändert, um die restliche Geschichte drumherum aufbauen zu können.
Das Comic lässt erwarten, dass es zunächst um die Geschichte der Eltern geht. Die entstandenen Episoden haben nur mehr wenig mit der Vorlage zu tun. Schade ist, dass in der Serie nicht Nicole mit Dion trainiert, sondern eine andere Person mit Superkräften. Verständlicherweise gibt sie diesen Part ab, dadurch fehlt aber die besondere Verbindung zwischen Mutter und Sohn, die schon am Anfang des Comics gezeigt wird. In diesem Trailer, den Liu vor vier Jahren online stellte, ist wohl eher zu sehen, was er ursprünglich geplant hatte.
Die Idee des Autors ist grundsätzlich gut. Marvel und DC haben schon genug Superhelden auf den Markt gebracht, deren Geschichten sich oft sehr ähneln. Raising Dion bringt hier durch den Perspektivwechsel auf die alleinerziehende Heldenmama frischen Wind rein, verliert sich gerade da aber leider zu sehr in Nebenschauplätzen. Für eine etwaige Fortsetzung hoffen wir auf mehr Einblicke in die Mutter-Sohn-Beziehung und weniger Drumherum. Denn gerade dieser Fokus wäre ja das Spannende an Raising Dion. So kann die Netflix-Serie ihr Potenzial nicht ganz ausspielen. (mir)
Helden-Tipp! Ebenfalls brandneu auf Netflix: Die Breaking-Bad-Fortsetzung El Camino – lest hier unser Review, wie sehenswert sie ist.
Du suchst nach sehenswerten Netflix-Serien? Hier findest du alle unsere Kritiken auf einem Blick:
After Life (Staffel 1)
Better Call Saul (Erste 33 Folgen)
Black Mirror (Staffel 5)
Black Summer (Staffel 1)
BoJack Horseman (Staffel 5)
Criminal
Dark (Staffel 2)
Dark Crystal: Age of Resistance (Staffel 1)
Der Pate von Bombay (Staffel 1)
Derry Girls (Staffel 1 und 2)
Disenchantment (Staffel 1)
Dogs of Berlin (Staffel 1)
Élite (Staffel 1)
Glow (Staffel 1 und 2)
Happy! (Staffel 1)
Haus des Geldes (Staffel/Teil 3)
Jessica Jones (Staffel 2)
Jessica Jones (Staffel 3)
Kominsky Method (Staffel 1)
Maniac (Staffel 1)
Orange is the new Black (Staffel 6)
Orange is the new Black (Staffel 7)
Sex Education (Staffel 1)
Stranger Things (Staffel 1 und 2)
Stranger Things (Staffel 3)
The Innocents (Staffel 1)
The Spy (Staffel 1)
Turn up Charlie (Staffel 1)
Umbrella Academy (Staffel 1)
Aufmacherfoto: (c) Netflix
Miriam Usenik schreibt seit 2017 für die Helden der Freizeit über Events, Ausflugsziele und das monatliche Netflix-Programm. Für ihre Serie "Miriams Ausflugstipps" produziert sie tollen Social Media Content.