Publisher Bandai Namco schickt uns mit dem neuesten Streich des Kult-Developers Double Fine in die nukleare Wüste. Ob das Action-Rougelike RAD die Erwartungen erfüllt, die mit so großen Namen einhergehen, erfahrt ihr in unserem Test.
18. August 2019: RAD entführt uns in eine verwüstete Welt voller verrückter Mutanten, Killerroboter und jeder Menge Anspielungen auf die 80er-Jahre. Bewaffnet mit einem Baseballschläger ziehen wir in der Haut eines von über zwei dutzend spielbaren Jugendlichen aus, um den endgültigen Verfall der Welt aufzuhalten. Wie es in Roguelike Spielen üblich ist, bedeutet der Bildschirmtod, dass wir zum Anfang zurückkehren müssen.
Entsprechend nervenaufreibend ist somit jedes Level. Wir durften das Spiel vorab für euch testen, und ob es mit der aktuellen Flut ähnlicher Games des Genres mithalten kann, verraten wir euch in unserem Review.
Menschen in RAD haben es wahrlich nicht leicht. Gleich zweimal innerhalb von kürzester Zeit ist ihre Welt untergegangen. Beim ersten Mal durch einen nuklearen Krieg und beim zweiten Mal durch außer Kontrolle geratene Maschinen, die den Schaden der Bomben hätten reparieren sollen. Eine kleine Gruppe der Überlebenden hat sich zu einem Dorf zusammengeschlossen. Jetzt, weil der Zustand der Welt immer schlechter wird, schickt man die noch kraftvollen Jugendlichen aus, um dem Schaden auf den Grund zu gehen. Dazu erhalten wir die Fähigkeit, die radioaktive Strahlung aufzusaugen und uns zunutze zu machen.
Roguelike-Games sind meist nicht sehr plotlastig. Das gilt auch für RAD. Bis auf die Prämisse, das Intro und eine handvoll Voiceovers in den Leveln wird hier keine Handlung erzählt. Darum geht es schlicht nicht, sondern ums Gameplay. Und das wird sicher den meisten Freunden des Genres genügen.
Selbiges baut auf ein simples Grundkonzept. Aus der Vogelperspektive steuern wir unseren Charakter durch halbzufällig generierte Level. Diese bestehen aus vielen größeren Bausteinen, die zufällig, aber nach bestimmten Regeln zusammengesetzt werden. Bewaffnet sind wir zuerst nur mit einer Nahkampfwaffe. Das Spiel bietet eine große Zahl von lustig designten Gegnern, denen man mit der richtigen Taktik begegnen muss. Es gilt, ihren Angriffsrhythmus zu lernen. Mit Levelaufstiegen und durch verschiedene entdeckte Mutationsstationen in den Levels mutiert unser Körper und gibt uns (ebenfalls zufällig) neue Fähigkeiten.
Dabei unterscheidet das Spiel zwischen passiven und aktiven Mutationen. Aktiv wäre beispielsweise, dass unsere Beine sich in Holz verwandeln und wir damit Gegner in unserer Umgebung festwurzeln können. Ein Beispiel für eine passive Mutation wäre die Fähigkeit, durch toxisches Wasser zu laufen, ohne Schaden zu nehmen. Die Anzahl der möglichen Fähigkeiten und deren Kombination ist beachtlich. Schafft man es bis in die späteren Level, können sich sehr unterhaltsame Kombos ergeben.
Durch den rasanten Spielverlauf kommt nicht zu viel Frust auf, sollte man den Löffel abgeben. Das ist auch wichtig, denn, wie in vielen Roguelike Spielen, braucht es zum Überleben auch Glück. Bekommt man früh im Spiel keine guten Mutationen, sollte man besser von vorn anfangen. Das Spiel ist auch nicht sonderlich lang. Erwischt man die perfekte Kombination von Mutationen, kann man den letzten Bosskampf nach ungefähr 2 Stunden erreichen. Aber es kann bis zu diesem Versuch schon eine ganze Weile dauern. Und auch wenn man das Spiel einmal bezwungen hat, bieten die zufälligen Levels, Bosse, Gegner, Gegenstände und Mutationen und die verschiedenen Enden des Spiels genug Motivation für noch eine Runde.
Das große Verkaufsargument für RAD ist sein Design und das 80er–Jahre-Feeling. Da die Welt in den Achtzigern untergegangen ist, wurden Audiokassetten zur Währung, Disketten zu Schlüsseln und Turnschuhe zu heiligen Artefakten. Außerdem ist es immer unheimlich witzig, den Slang der Zeit als fast religiöse Zitate zu hören. Diese Idee ist hervorragend umgesetzt. Visuell dominieren grelle Neonfarben und übertriebene Parodien des 80er-Stils. Obwohl dieser Retro-Look in den vergangenen Jahren sehr im Trend lag und häufig verwendet wurde, schafft es Double Fine, dem ganzen seine eigene Ästhetik zu geben.
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RAD ist ein tolles kleines Spiel für zwischendurch. Es ist perfekt, um sich schnell für einen Versuch hinzusetzten. Das hat es mit anderen Roguelike-Games gemein. Überhaupt hält es sich großteils an gängige Genrekonventionen. RAD kann sich aber durch sein Design, seinen flüssigen Spielablauf, seinen tollen Humor und vor allem durch seine handwerkliche Qualität absetzten. Der König der Roguelike-Spiele bleibt immer noch The Binding of Isaac, aber RAD erobert sich zumindest eine gute Position in den Top-10. (ph)
RAD erscheint am 20. August und ist um knapp 20 Euro für PC, Switch, PS4 und Xbox One erhältlich.
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Alle Screenshots (c) heldenderfreizeit.com
Peter Huemer stellt bei den Helden der Freizeit jedes Monat in "Peters Buchtipp" ein außergewöhnliches Werk vor. Außerdem schreibt er bei uns über Games, Kino und Streaming. Der Freie Schriftsteller hat vergleichende Literaturwissenschaft studiert und arbeitet auch als Lektor, Korrektor und Übersetzer.