Wer nicht protestiert, stimmt zu! Am 12. Februar steigt das Finale zum Protestsongcontest 2023 im Rabenhoftheater, diesmal in Jubiläumsmontur: Vor 20 Jahren wurde der Anti-Musikwettbewerb ins Leben gerufen und ist inzwischen eine wichtige Station für Nachwuchstalente geworden. Über den Protestsongcontest, welche Songs dich im Finale erwarten, warum du auch die 15 weiteren vorausgewählten anhören solltest und wie du die Show mitverfolgen kannst.
von Verena Fink
Wer trifft die besten Aussagen, hat die kreativste musikalische Umsetzung und damit das Zeug für Platz eins? Der Protestsongcontest 2023 findet in Kooperation mit FM4 und dem Rabenhoftheater statt. Da dreht sich auch heuer wieder alles um Songs gegen etwas. Musikalisch ist dabei alles erlaubt, sogar Coverversionen – nur selbst komponiert müssen die Lieder sein. Ins Leben gerufen wurde der einzigartige Nachwuchs-Contest anlässlich der Erinnerung an die Februarkämpfe 1934 in Österreich, seit 2004 stellt der Protestsongcontest eine gute Alternative für jene dar, die etwas satt haben und sich darüber auslassen wollen.
Übrigens: Diese Lieder erwarten dich 2023 beim echten Eurovision Song Contest.
Eingesendet wurden über 100 Songs, nur 10 haben es nun ins Finale geschafft. Von einer Fachjury bestehend aus vier Profis (Gerald Stocker, Roman Freigaßner, Mario Rossori und Michael Fiedler) wurde gefiltert. Die Auswahl von 25 schließlich am 26. Jänner von den ersten drei des Vorjahres (IZRAA, Wende Punkt und Sir Tralala) und Protestsongcontest-Erfinder Stocker auf 10 reduziert. Moderiert wird das Finale von Michael Ostrowski.
Ob Sinnkrise, ungerechte Asylpolitik oder Konsumkritik – die Themenbereiche, gegen die heuer protestiert wird, sind beim Finale wieder breit aufgestellt. Wer gewinnt diesmal? Die Siegerin 2022 legt die Latte hoch: mit ihrem Anti-Rassismus Song 9. November kritisierte IZRAA die Razzien im Zuge der Operation Luxor 2020. Die 10 Finalist:innen für heuer stehen seit 26. Jänner fest – wir stellen dir aber trotzdem alle 25 der Vorauswahl vor, weil uns viele davon begeistert haben.
Luksan Wunder ist neben seinem Musikerdasein auch Youtuber und Podcaster. Mit seiner ruhigen, traurigen Ballade ausempört singt er über falsche Menschen und Cis-Männer.
Punkrock kommt auch ins Rabenhofheater. VLUN besteht aus drei Salzburgern, die Band gibt’s seit 2017. In ihrem Song 1 von 3 geht’s um sexuelle Gewalt an Frauen und toxische Männlichkeitsbilder.
Austropop mit Teschek. Was im Flüchtlingsheim passiert, interessiere wohl niemanden. Mit Dialekt legt Teschek hier eine coole Nummer mit Akustik-Gitarre hin, die zum Nachdenken anregt.
Leben um zu Arbeiten? La Gouche hat die Nase voll. Hackeln Hackeln Hackeln wollen sie nicht mehr. Die fünfköpfige Band aus Wien ist punkig und laut.
Werner Brix ist Kaberettist, die Eloquenz wird bei den Lyrics klar. Wir Menschen als Konsumidoten, gefangen in einem uns zum Konsum zwingenden System.
Alle Frauen haben Penisneid? Lena Theresia zerlegt Freud und misogynen Bullshit. Der zweite Song beim Protestsongcontest über Geschlechtsteile.
In Justice werden die Lebensumstände von Frauen im Iran thematisiert. Flowe & Felvon geht es um Justice, Equality und Diversity.
Über leere Versprechen und inkompetente Entscheidungsträger:innen. Lasse Mangold fährt mit dem groovigen Song unserer Meinung nach allerdings nicht gegen die Wand.
Ein Song über unbeschwerte Zeiten in Kiew vor dem Krieg. Ljudi bedeutet Menschen. Die Künstlerin Maryna singt abwechselnd in ukrainisch und deutsch.
Ein starker Rap-Song: Profit an erster Stelle, das Wohl des Menschen und der Natur an zweiter Stelle. „Ist die Spezies Mensch ein Experiment, das am Ende gescheitert ist?“
Einen Platz in unserer Vorstellung haben sich auch diese Lieder verdient, auch wenn sie einen Platz im Finale beim Protestsongcontest 2023 knapp verpasst haben:
Ein gemütliches Lied zum Dahinphilosophieren. Wo bleibt der Sinn? Der Name Kaŝita Kanto stammt aus dem Esperanto, übersetzt heißt der Name des Duos nämlich hidden track.
Anti-Patriarchat-Haltung in einen lässigen, tanzbaren Song verpackt. Rosa Licht, Campina de la Fuente und Axel Hollywood spielen queer-feministischen Kuschelpunk und zerlegen vorherrschende Geschlechterrollen.
„Anstatt draußen auf der Straße sitzen wir nur auf der Couch“. Revolution – wie sieht sie aus? So much more prangert wütend die Faulheit der Menschen an.
Von Genregrenzen verabschiedet sich LVNDK1ND. Ein:e Musiker:in aus Wiener Neustadt und Wien – ein schriller Song, der wahrscheinlich nicht für alle ist, aber das will er auch nicht sein.
Über eine Gesellschaft, die sich aufregt und sich dabei selbst zerstört. Ob Krieg oder Energiekrise – in einem kapitalistischen System, wo alle immer mehr wollen, sollten wir Owe vom Gas.
Antifaschismus ist die Leitlinie von Geschichten im Ernst. Bei es brennt wird über die Ungerechtigkeiten der Welt gesungen. „Jeder Mensch hat ein Recht auf ein gutes Leben!“
Ein Anti-Kriegs-Song: Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin! Die ukrainische Sängerin LONELINESS singt mit berührender Stimme den Refrain, in den Strophen wird von mehrYEAH & Wunsch gerappt.
Die Klimakrise schreitet voran, doch Entscheidungsträger:innen handeln nicht ausreichend. Protest! Ein Song der den in den Medien negativ geframten „Klimaklebern“ zuspricht.
Business mit dem Tod. Über den Krieg und lukrative Geschäfte, die man damit treiben kann. Zwo Eins Risiko liefern mit Bombengeschäfte auch ein sehenswertes Musikvideo.
Schon letztes Jahr begeisterte barfuß mit ihrem Song Ameisenfalle und zog sogar ins Finale ein. Unter den Finalist:innen sind sie nun leider nicht – in ihrem Song schnipp schnapp geht’s um Wokeness und kulturelle Aneignung.
Heimatliebe? Über braune Sümpfe und Patriotismus. Der Song klingt romantisch und kitschig, hört man aber genau auf den Text, ändert sich das.
Wir brauchen immer mehr, mehr, mehr. Wie beim Finalsong Konsumidiot von Werner Brix geht es um unreflektierten Konsum.
Der hat lackierte Nägel, der muss schwul sein! Stempel drauf! Blechkasten ist ein Trash-Pop-Kollektiv mit vier Köpfen.
Soul-Pop aus Wien: Sarah Mencari am Mikro und Michael Reiter an der Gitarre. Swipe ist ein angenehmer Song mit lounge-vibe.
Karin Rabhansl sind vier Musiker:innen mit Karin Rabhansl als Front-Frau. Ein Lied über Abhängigkeiten und Gewalt in Beziehungen.
Alle Songs kannst du dir hier anhören. Moderiert wird das Finale vom Protestsongcontest am 12. Februar von Michael Ostrowski, auf der FM4-Homepage kann man beim Finale für seinen Liebling stimmen. Wer jetzt Bock bekommen hat, sich das Finale anzusehen und anzuhörenhören, kann sich hier Karten besorgen (Kostenpunkt 15 Euro, los geht’s um 20:00 Uhr), oder aber auch per FM4-Live-Stream oder übers FM4-Radio teilnehmen.
In unserem Hörer-Bereich bleibst du musikalisch immer am Ball. Ob Übersicht über Livekonzerte, spannende Interviews mit Musiker:innen oder die besten neuen Alben und Singles aus Österreich:
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